Kein Stillstand: REGIO-Museen als spannende Geschichtenerzähler Kultur | 17.07.2020 | Erika Weisser
Bewegte Uhren, bewegende Porträts unermüdlicher Menschen, Leibesübungen in sprudelndem Wasser, wandelbare Wanderstöcke – neue Ausstellungen präsentieren spannende Unruhestands-Geschichten.
DEUTSCHES UHRENMUSEUM, FURTWANGEN
„Tick Tack Trick – Schwarzwalduhren mit Figuren“ heißt die Ausstellung, die bis zum 1. November im Deutschen Uhrenmuseum in Furtwangen zu sehen ist. Diese seit 250 Jahren gefertigten Figurenautomaten mit Musikspielwerk sind echte Hingucker: Zu jeder vollen Stunde führen Akrobaten ihre Kunststücke auf, schwingt ein Mönch die Glockenschnur, zeigt ein Hütchenspieler seine Tricks – oder es springt eine Tür auf und offenbart einen schreienden Kuckuck. Der mechanischen Fantasie der Uhrmacher war und ist keine Grenze gesetzt.
www.deutsches-uhrenmuseum.de
SPIELZEUG WELTEN MUSEUM BASEL
Das Spielzeug Welten Museum in Basel eröffnet die verborgene Innenwelt von Spazierstöcken, die ihren Benutzern unterwegs nicht nur Halt und Trittsicherheit bieten, sondern auch deren Geheimnisse bergen. Oder auch ganz praktische Dinge: Wenn man den Handgriff oder den Knauf eines der Gehstöcke abschraubt, kommt manchmal ein Fächer zum Vorschein, zuweilen auch ein Regenschirm, gelegentlich ein Korkenzieher oder gar eine Messerklinge. Manche Stöcke lassen sich im Handumdrehen zu einem Fernrohr oder einer Angelrute umfunktionieren, andere bergen einen integrierten Kompass. Bis 4. Oktober.
KURHAUS, HINTERZARTEN: „Hoch leben die Wälder“
Nirgendwo in Deutschland werden die Menschen so alt wie im Hochschwarzwald: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts und des entsprechenden Landesamts Baden-Württemberg liegt hier die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern bei 80,9 Jahren, die von Frauen sogar bei 85,1 Jahren. Woran es liegt, dass ausgerechnet die „Wälder“ dieses gesegnete Alter erreichen, ist reine Spekulation: Das gesunde Höhenklima, sagen die einen, die unaufgeregte Lebensart die anderen. Manche behaupten, dass es an der Verbundenheit mit der Natur, an der körperlichen Arbeit an der frischen Luft und an den weiten Wegen zu den nächsten Nachbarn liegt, andere sehen den Grund in dem trotz aller wortkargen Zurückgezogenheit bereitwillig gelebten Gemeinschaftssinn. Möglicherweise ist es einfach die Kombination all dieser Faktoren.
Antworten auf diese Überlegungen geben sicher die Porträts und die Geschichten von sieben Frauen und Männern, die heute zwischen 82 und 97 Jahre alt und immer noch aktiv und bei guter Gesundheit sind. Unter dem Titel „Hoch leben die Wälder“ sind sie vom 3. Juli bis 9. August im Kurhaus in Hinterzarten zu sehen; gefertigt hat sie der weltberühmte Wiener Porträtfotograf Manfred Baumann, der seine Bilder von Berühmtheiten wie Angelina Jolie oder Kirk Douglas nun um die bewegenden Aufnahmen der einfachen Hochschwarzwälder bereichert. Darunter ist auch der bald 90-jährige Helmut Kürner (Foto oben), der letzte Schuhmacher von St. Peter, der die reparierten Schuhe mit dem Motorrad zu seinen Kunden fährt.
www.hochschwarzwald.de
MUSEUM LA8, BADEN-BADEN
Wellnessbäder, Fitnessclubs, Schönheitsoperationen – viele Spielarten der heute üblichen Körperoptimierung nahmen ihren Anfang in der Badekultur des 19. Jahrhunderts. Damals mischten sich künstlerische Ideale und medizinischer Fortschritt samt Apparatetechnik zu einem neuen Menschenbild. Der Körper war nicht mehr von Gott oder Natur schicksalhaft gegeben, er wurde zum Projekt, zum zukunftsoffenen Entwurf. Die Ausstellung zeigt diese Entwicklung. Bis 28. Februar.www.la8.de
MUSEUMS-PASS-MUSÉES
Inhaber des Museums-PASS-Musées dürfen sich freuen: Die Pässe, die vor der Covid-19-bedingten Schließung der Mitgliedsmuseen in der REGIO am 13. März noch gültig waren, werden um die Dauer der Schließung verlängert. Damit können die wiedereröffneten und mit etlichen Sicherheitsvorkehrungen ausgestatteten Häuser zwei Monate über den Gültigkeitszeitraum hinaus besucht werden. www.museumspass.com
Foto: © Hochschwarzwald Tourismus GmbH, Deutsches-Uhrenmuseum, SWMB
