Knotenpunkt für Kreative – Delphi_space will frischen Wind in Kulturlandschaft bringen Kultur | 23.10.2022 | Till Neumann

Kräfte bündeln für kreativen Input. Das möchte der Delphi_space in Freiburg. Seit drei Jahren gibt es den Verein, zwei Räume füllt er mittlerweile mit Ausstellungen, Performance und Begegnungen. Initiator Maximilian Siebenhaar berichtet von einer ambitionierten Vision.
Wie Quallen sehen die kleinen Apparate aus. Dutzende stehen auf dem Boden des Delphi-Kunstraums beim Hauptbahnhof. Sie sind angeschlossen an Photovoltaikzellen. Sind die voll geladen, wirbeln die Quallenarme kurz wie durch einen Windhauch getrieben nach oben.
Als Teil der Anfang Oktober eröffneten Ausstellung „Polyphon“ strecken die bunten Exponate nur für Augenblicke ihre Arme aus. Der Delphi Space tut das schon seit drei Jahren. Er will Kunst modern präsentieren, offen und kostenlos für alle – und damit einen Ort der Begegnung und des Austauschs bieten. „Wir verstehen uns als interdisziplinärer Raum“, sagt Maximilian Siebenhaar. Der 29-Jährige ist Gründer des Delphi_space und selbst Künstler. Rund 100 Mitglieder zählt der Verein heute.
Für eine Abschlussarbeit recherchierte er drei Jahre lang in Berlin zum Orakel von Delphi. So kam ihm die Idee, in seiner Heimat Freiburg einen Ort zu schaffen, der diesen Namen trägt. Er soll das Konzept des Orakels fortführen: Wissenschaften und Kultur verbinden.

Hatte die Idee zum Delphi-Projekt: Der Freiburger Künstler Maximilian Siebenhaar
Anlass zur Gründung war auch das Aus der Freiburger Außenstelle der Akademie für Künste Karlsruhe im Jahr 2017. Die Delphi-Initiative gründete einen gemeinnützigen Verein und fand an der Emmendinger Straße 21 ein erstes Zuhause. Das Projekt fand Anklang. Mittlerweile sind rund 150 Veranstaltungen mit mehr als 30 Künstler·innen realisiert worden.
Seit Ende 2021 gibt es einen zweiten Kunstraum an der Bismarckallee 18 bis 20. Nur einen Katzensprung vom Hauptbahnhof entfernt. Der 330 Quadratmeter große Saal hat eine Glasfront und damit viel Licht. Möglich ist dort jedoch nur eine begrenzte Zwischennutzung, Stand jetzt bis Ende des Jahres.
Die größte Hürde sind die Finanzen. Vor allem mit Fördergeldern stemmen sie die Veranstaltungen. Zudem läuft gerade ein Crowdfunding. Künstler sollen fair bezahlt werden, betont der Verein. „150 Events, das geht immens ins Geld“, sagt Siebenhaar. Eine institutionelle Förderung durch die Stadt ist eines der nächsten Ziele. Der Besucherandrang liefert jedenfalls Argumente: Rund 7000 Leute waren im laufenden Jahr bei den Events dabei, berichtet Siebenhaar.
„Wir wollen gemeinsam Hürden überwinden“, sagt der Freiburger. Und Neues schaffen. Als Vision schwebt der Initiative vor, eine Kunst- und Kulturfakultät in Freiburg zu gründen. Wie das klappen könnte, weiß er noch nicht. Das Team sei aber gewieft genug, um auch das hinzubekommen.
Fotos: © Till Neumann