Kolumne Nachgewürzt: Volkmar Staub über das Fußball-Desaster Kultur | 25.08.2023 | Volkmar Staub

Der deutsche Fußball liegt auf dem Rasen – am Boden. Die Männer sowieso und jetzt auch noch die Frauen in der Vorrunde der WM ausgeschieden. Gerade nach der begeisternden letzten Frauen-EM wollte ich aus Frust über unsere Männer mein Fußballerherz an die Frauen verschenken.
Die hatten doch in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte gemacht: Die Bälle versprangen nicht mehr so oft, Pässe kamen an, das sah schon fast nach richtigem Fußball aus. Und man braucht keine Zeitlupe. Ich war begeistert. Wenn man bedenkt, dass Frauenfußball in Deutschland lange verboten war. Der DFB begründete das 1955 noch so: „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.“
Als 1970 das Verbot aufgehoben wurde, riefen am Anfang die Trainer noch auf den Platz: „Decken … nein, nicht den Tisch!“, aber dann ging es rasch voran. Erst nur 70 Minuten und mit kleineren Bällen, aber inzwischen gelten die gleichen Regeln wie bei den Männern. Nur bei der Bezahlung dribbeln die Damen noch deutlich hinterher. Manches gefiel mir in letzter Zeit beim Frauenfußball sogar wesentlich besser als bei den Männern: Sie spucken nicht so oft auf den Rasen, wenn Foul gepfiffen wird, gibt es keine langen Meckereien, da gibt es Freistoß und weiter geht‘s. Dann geben sie nach Spielschluss meist die intelligenteren Interviews und es gib keine Hooligans. Wie sollten die auch heißen? Always Ultras?
Statt zu spotten begann ich gerade den Frauenfußball zu lieben. Umso enttäuschter lassen mich die Mädels jetzt zurück. Liebe Nationalspieler- und innen: Es gibt doch so viele andere schöne Sportarten, man muss nicht kicken. Die Männer könnten wechseln zu Bogenschießen oder Hallen-Halma und die Frauen zu rhythmischer Sportgymnastik. Es macht doch mehr Spaß, wenn man einen Sport betreibt, den man beherrscht und bei dem man (und frau) auch international erfolgreich sein kann.
Mein Vorschlag: Falls ihr doch weiter dem Ball nachjagen wollt, weil ihr in der Vergangenheit alle Gipfel erreicht habt, möge DFB-Boss Neuendorf als mannschaftsübergreifenden Coach Reinhold Messner engagieren. Der kann uns international kompetent auf den Abstieg vorbereiten.
Herzlichst,
Volkmar Staub
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