Das Theater Freiburg startet in Peter Carps letzte Spielzeit Kultur | 26.09.2024 | Lars Bargmann
Mach’s noch einmal, Peter: Es ist Peter Carps letzte Spielzeit am Theater Freiburg, die am 29. September mit Giacomo Puccinis Oper Tosca beginnt. Und auch die letzte des Chefdramaturgen und Schauspiel-Leiters Rüdiger Bering. „Noch einmal mit Gefühl“ steht auf einem Werbebanner bei der Jahrespressekonferenz im Theater. Carp selbst fehlt. War zu Gesprächen für eine Uraufführung ins Kriegsgebiet nach Lwiw gereist.
„Wir wollen die Spielzeit bis zum Letzten auskosten“, sagte Bering. Es wird erneut eine sehr internationale werden: Der israelische Künstler Yair Sherman kommt erneut mit Team aus Tel Aviv, die aus einer ukrainischen Familie stammende Opernregisseurin Kateryna Sokolova zeigt sich wieder, genauso wie der iranische Regisseur Amir Reza Koohestani, die italienische Regisseurin und Literaturpreisträgerin Camilla Dania, die junge litauische Regisseurin Kamilė Gudmonaitė oder die polnische Regisseurin Katarzyna Borkowska.
Aber es gibt auch Lokalkolorit: Das Theater vergab einen Auftrag an Theresia Walser, die Tochter von Martin Walser. Sie, die in Au bei Freiburg lebt und eine der renommiertesten deutschen Dramatikerinnen ist, schreibt ein neues Stück fürs Ensemble mit dem Arbeitstitel „Erwartung“. Es geht wohl um den Weltuntergang, was Menschen kurz vorher machen und vor allem dann, wenn er ausbleibt. Carp wird das Stück zur Uraufführung bringen. Ebenfalls in einer Uraufführung geht Herbert Fritsch seiner „Rauflust nach“ (Bering). Und erstmals auf der Bühne in Freiburg wird das Kollektiv Kommando Himmelfahrt „Paradise Lost“ (nach John Milton) als „satanische Late-Night-Show“ präsentieren.
Wieder auf der Bühne sind die Methusalems mit einer szenischen Lesung. Als Romanvorlage dient „Erste Wahl“ der Freiburger Autorin Kathrin Pläcking, die darin ein radikales Rentengesetz durchspielt – mit dem staatlich empfohlenen Freitod am Ende.
Auch mit Freiburger Hand gibt es gleich zum Saisonauftakt die europäische Erstaufführung „Prism“, eine Kammeroper, die mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet ist. Es dirigiert Friederike Scheunchen (siehe Musikseiten). International wird’s auch ganz am Ende der Spielzeit, wenn kein Geringerer als William Forsythe erstmals eine Tanzproduktion in Freiburg zeigt.
Fotos: © M.Kolodziej, Theater Freiburg