Mittler zwischen den Kulturen: Carl-Schurz-Haus und Centre Culturel Francais mit Erfolg Kultur | 09.08.2019 | Tanja Senn

Wie ticken die Menschen in anderen Ländern? Um das herauszufinden, muss man nicht unbedingt die nächste Urlaubsreise abwarten. Zwei Freiburger Institute bringen den Bewohnern der Bächlestadt die amerikanische und französische Kultur näher – mit großem Erfolg.

Aktiv, abwechslungsreich und erfolgreich – so fasst das Team des Carl-Schurz-Hauses das vergangene Jahr zusammen. Spannend war zur Halbzeit der US-Regierung vor allem der Blick auf den Präsidenten, der so umstritten ist, wie wohl kaum einer seiner Vorgänger. In Freiburg zeigt sich das an einem regen Andrang zu Vorträgen und Panel-Diskussionen.

Umso erstaunlicher scheinen die Besucherzahlen, die das Deutsch-Amerikanische Institut in seinem Jahresbericht vorlegt: Während 2017 noch rund 80.000 Besucher die Angebote nutzten, waren es im vergangenen Jahr gerade noch knapp 60.000. Die hitzige US-Politik, „the american way of life“ – plötzlich uninteressant?
Mitnichten, weiß Pressesprecher René Freudenthal.

Die Diskrepanz liege an einer Änderung der Aufstellungsart: Durch neue Vorgaben des Auswärtigen Amts falle eine Reihe von Kooperationsveranstaltungen und -reihen aus der Statistik. Statt eines drastischen Besucherrückgangs handele es sich also „schlicht um eine striktere Art, ab 2018 eigene Besucherzahlen zu definieren“. Diese sind über die beiden Jahre hinweg stabil geblieben. Auch für 2019 erwartet Freudenthal ähnliche Besucherzahlen, die erst im Präsidentschafts-Wahljahr 2020 leicht anziehen dürften.

Trumps steile Thesen und provozierende Tweets – sie sind nach wie vor beliebtes Diskussionsthema. Zusammen mit deutschen und amerikanischen Experten versucht das Carl-Schurz-Haus, sie in einen Kontext zu setzen: ein wichtiger Teil der Verständigungs- und Vermittlungsarbeit, für die das Institut steht. Trump ist jedoch nicht das einzige Zugpferd.

Neben der Bibliothek mit ihren mehr als 13.500 Besuchern, den Sprachkursen oder den Beratungen zu Studium und Austausch, bietet das Haus ein breites Kulturprogramm. Stolze 263 Veranstaltungen hat das Team im vergangenen Jahr auf die Beine gestellt, darunter Besuchermagneten wie eine Ausstellung zu John F. Kennedy, eine Lesung des Pulitzer-Preisträgers Andrew Sean Greer oder ein Vortrag des bekannten Wirtschaftswissenschaftlers Clemens Fuest über den ökonomischen Kurswechsel der USA.

Für den Austausch zwischen den Kulturen setzt sich in Freiburg nicht nur das Carl-Schurz-Haus ein. Einen Blick über die nahe Grenze wirft das Centre Culturel Français Freiburg (CCFF). Während im amerikanischen Institut Trump momentan im Fokus steht, hat im französischen Äquivalent das 50. Jubiläum des Pariser Mai das Kulturprogramm des vergangenen Jahrs stark geprägt – mit einer Ausstellung, einem Vortrag und Filmvorführungen.

Was Besucherzahlen und die Masse der Veranstaltungen angeht, ist das CCFF deutlich übersichtlicher aufgestellt. Die 57 Events in 2018 besuchten 5296 Menschen. Auch hier sind die Besuche über die vergangenen Jahre konstant geblieben beziehungsweise leicht gestiegen.

Immer wieder probiert das CCFF dafür neue Formate aus, wie etwa Abende mit dem Kommunalen Kino, bei denen im Anschluss an eine Autorenlesung ein Film zu einem verwandten Thema gezeigt wird. „Das wird extrem gut angenommen“, freut sich Kulturassistentin Sarah Lefebvre. Um sowohl hier lebende Franzosen als auch interessierte Freiburger anzusprechen, sind fast alle Veranstaltungen zweisprachig.

Auch die Politik wird nicht ausgeklammert. „Wir möchten die französische Kultur vermitteln und dazu gehört natürlich auch die Politik“, sagt Lefebvre. „Über die wird momentan nicht so viel gesprochen wie über Trump, wir knüpfen aber trotzdem in vielfältigen Veranstaltungen an spannende Ereignisse an.“

Foto: © Centre Culturel Francais