Power, Protest, Pferdeschweif: Fatoumata Diawara verzaubert in Straßburg Kultur | 27.03.2017

Sie ist eine der markantesten Stimmen Westafrikas: Die malische Sängerin Fatoumata Diawara hat am Samstag in Straßburg eine mitreißende Show geboten. Sie sang im ausverkauften Espace Django Reinhardt von Hoffnung, Liebe und Verlust. Dazu tanzte sie ausgelassen mit Trillerpfeife, wehenden Zöpfen und einem Pferdeschweif über die Bühne – und wetterte gegen Beschneidung und geschlossene Grenzen. Dazu gibt’s eine chilli-Bildergalerie.

Fatoumata Diawara

Charismatisch: Fatoumata Diawara strahlte mit ihrem Kopftuch um die Wette.

„Afrikaaaa“, ruft Fatoumata Diawara wild entschlossen und reißt die geballte Faust in die Luft. Das Publikum im Espace Culturel Django Reinhardt feiert, ist bei der Zugabe längst erobert. Denn die Sängerin aus Mali hat in 90 Minuten so ziemlich alle Register gezogen, um ihre Fans zu begeistern: Sie singt, tanzt, schreit und kritisiert. Am Ende stimmt der ganze Saal in einen westafrikanischen Tanz ein und singt mit ihr im Chor. Dabei war vorher viel Tiefsinn und Tragik zu hören.

Im knallbunten Gewand kommt Fatoumata Diawara eineinhalb Stunden zuvor auf die Bühne: Und strahlt noch heller als ihr Kopftuch. Die Singer/Songwriterin, die schon mit Herbie Hancock musizierte, mischt Jazz, Folk und Rock mit afrikanischen Grooves. Begleitet von Drummer, Bassist und Gitarrist spielt sie Songs ihres Albums Fatou (2011). Immer wieder schafft sie den Spagat zwischen zerbrechlich-gefühlvoll und unwiderstehlich-treibend. Manche Zuschauer tanzen, andere lauschen gebannt. Diawaras samtweiche Stimme trägt die Stücke – auch wenn viele kein Wort verstehen. Sie singt auf Bambara, eine Sprache ihrer malischen Heimat.

Zwischen den Stücken erzählt sie auf Französisch von ihrem Kontinent: Sie wettert gegen die Beschneidung von Frauen und stimmt dazu das Lied Boloko an. Auch Flucht und Migration sind Thema: „Öffnet die Grenzen und ihr werdet sehen, es funktioniert“, fordert sie. Jeder käme irgendwann in seine Heimat zurück. In Afrika seien viele arm und dennoch glücklich. „Wir brauchen keine Psychiatrie, Musik ist unser Krankenhaus“, ruft Diawara, die in Paris lebt.

In ihren spirituellen Liedern kämpft sie für Afrika und die Rechte der Frauen. „Das geht an alle Sängerinnen, die sich nicht trauen. Macht was aus eurem Talent“, fordert Diawara. Zu wenige würden zeigen was sie können. In ihren Liedern kommen aber auch Männer vor: Sie zollt Nelson Mandela Respekt und ehrt den legendären malischen Musiker Ali Farka Touré.

Diawara ist Musikerin, Schauspielerin und Tänzerin. Das stellt die Powerfrau mit ekstatischen Bewegungen unter Beweis: Mit einer Trillerpfeife und einem Pferdeschweif, den sie in der Hand hält, fegt sie über die Bühne. Und stimmt zum Schluss mit dem Publikum einen afrikanischen Gesang an. Dann noch einen Chor. Mit Kusshänden verabschiedet sie sich schließlich von der Bühne. „Strasbourg, on vous aime“, ruft sie in die tobende Menge. Das glaubt man ihr aufs Wort.

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Text und Bilder: Till Neumann