In einem PVC-Ball den Hang runter: Zorbing im Schwarzwald Sport | 19.08.2017

Der Schwarzwald: grüne Wiese im Sonnenschein. Vögel zwitschern. Plötzlich hört man einen Schrei. Der stammt von mir, Annkathrin Pohl, f79-Autorin. Der Grund? Ich rolle in einem 3,20 Meter großen PVC-Ball den Auslauf der Weltcupschanze in Titisee-Neustadt herunter. Und genau das ist Zorbing.

Als ich am Bahnhof Neustadt aussteige und immer weiter den Berg zur Hochfirstschanze laufe, bekomme ich ein immer mulmigeres Gefühl. Will ich das wirklich machen? Wird einem da nicht schlecht? Was, wenn ich mich übergeben muss?

All diese Gedanken schießen mir durch den Kopf und plötzlich stehe ich vor der Anlage. Genau in dem Moment kugeln schon zwei Personen in einem Zorb den Hang hinunter. Ihre Schreie machen mir nicht gerade Mut. Allerdings werde ich von Philipp Hog und Timo Grießenauer, den Betreibern der Anlage, freundlich begrüßt und beruhigt. Nach einer kurzen Wartezeit geht es für mich und meine Begleiterin, Sonja Zimmermann, auch schon los. Tief durchatmen und dann hopps in den riesigen Ball. Natürlich mit Unterstützung des Zorbing-Teams. So fühlt man sich schon sicherer.

Durch das Einstiegsloch bekommen wir von ihnen unsere Einweisung. Während wir uns mit Gurten sichern, merken wir beide wie anstrengend die Haltung für die Oberschenkel ist. An dieser Stelle muss ich gestehen, ich hatte am nächsten Tag Muskelkater. Man kann es also durchaus als Action-Sport bezeichnen.

Fertig gesichert, kann es auch schon losgehen. Wir sitzen uns gegenüber und beschließen, dass wenn etwas schief geht, wir wenigstens noch zu zweit sind. Ein kleiner Trost.

Der Ball wird angeschoben. Langsam bewegt sich der Zorb. Ich sitze mit dem Rücken zum Abhang und kann so gar nicht sehen, was da auf mich zukommt. Ein krasses Gefühl. Und dann rollen wir immer schneller die Schanze hinunter. Ich kann meine lauten Schreie nicht unterdrücken, während Sonja nur am Lachen ist. Ob über mich oder die Fahrt, hat sie mir nicht verraten…

Die Orientierung habe ich längst verloren. Oben und unten kann ich nicht mehr auseinanderhalten. Ein ständiger Wechsel vom Grün der Wiese zum Weiß des Himmels. Es fühlt sich aber nicht an wie die Schleuderfahrgeschäfte der Messe, sondern eher wie viele Purzelbäume hintereinander. Ein wirkliches Fahrgefühl, vergleichbar mit einer Achterbahn. Gegen Ende wird es holpriger, da der Ball anfängt zu springen. Das Krasseste der ganzen Fahrt.

Als wir aus dem Zorb aussteigen, haben wir beide ein flaues Gefühl. Aber uns ist nicht schlecht! „In fünf Jahren hat bei uns noch keiner gekotzt“, sagt Grießenauer und lacht. Wir schaffen es gut, die Schanze wieder nach oben zu laufen. All meine Befürchtungen haben sich als unbegründet erwiesen. Es hat einfach super viel Spaß gemacht! Jeder, der Achterbahnen mag, wird Zorbing lieben.

Seit August 2013 kann man an diesem Adrenalinspektakel im Schwarzwald teilnehmen, das ursprünglich aus Neuseeland kommt. Diese Anlage ist auch die einzige professionelle deutschlandweit, betonen die Betreiber. Die Zorbs sind alle vom TÜV geprüft und mit einem Preis eines Kleinwagens von hoher Qualität. Das war in Russland nicht so. Dort ist ein Mensch bei einer illegalen Zorbing-Fahrt ums Leben gekommen. Doch hier ist alles gesichert und so fühlt es sich an. Das Erlebnis ist auch für fast alle Altersklassen geeignet. Die älteste Teilnehmerin war 76 Jahre alt. Empfohlen wird es ab 14 Jahren. Zu zweit macht es auch deutlich mehr Spaß, da sich der Ball dann besser dreht. Mehrere Tausend Menschen können sich offiziell „Zorbonaut“ nennen. So wie ich jetzt auch.

Text: Annkathrin Pohl / Fotos: Annkathrin Pohl, Zorbing / Video: Zorbing

Info:
Downhill-Zorbanlage (Schützenstraße 100, 79882 Titisee-Neustadt)

Preise:
Single Ticket (1 Person im Zorb): 25 Euro
Twin Tickets (2 Personen im Zorb): 42 Euro
Erlebnisfoto: 4,50 Euro
Onride video: 12,50 Euro
Zorbing DELUXE: 59 Euro
(Zorbride für zwei Personen, Actionvideo, Erlebnisfoto und zwei Softdrinks)

Öffnungszeiten:
Juni bis September Samstag und Sonntag
Mai und Oktober Samstag
Immer von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Eine vorherige Anmeldung bis vier Personen ist nicht notwendig.
Bei Sturm und Gewitter muss die Anlage aber aus Sicherheitsgründen geschlossen werden.

Weitere Infos auf: www.myzorbing-schwarzwald.de