Stadttunnel kostet jetzt 325 Millionen Euro STADTGEPLAUDER | 17.02.2016

Licht am Ende des Stadttunnels? Eher ein kostspieliges Schimmern. Regierungspräsidium und Freiburger Rathaus haben jetzt neue Planungsdetails offengelegt, etwa zum Vollanschluss am Ganterknoten und der Fußgänger-Radler-Querung der B31. Das größte Verkehrsprojekt Freiburgs wird indes noch teurer: Die Verlängerung des Schützenalleetunnels soll nun 325 statt 300 Millionen Euro kosten.

Einmal rein, einmal raus: Der Schützenalleetunnel (links) und  der Kappler Tunnel könnten bald noch einen Bruder bekommen: den Stadttunnel. Dann wäre Feiburg erstmals in der Ost-West-Achse unterfahrbar.

Die Blechlawine schlängelt sich Tag für Tag aus dem Schützenalleetunnel auf die Schwarzwaldstraße. Und umgekehrt. Fast 66.000 Autos täglich sind es laut Hochrechnungen. Unerträglich, finden viele Freiburger. Seit Jahren fordern sie einen Stadttunnel, der den Schützenalleetunnel mit dem Zubringer Mitte verbinden soll. Durch die zwei unterirdischen Röhren könnten dann täglich fast 45.000 Autos rollen. Darunter auch acht von zehn Lastern, die heute über die Schwarzwaldstraße brettern. Ein Traum für viele Anwohner.

Ob und wenn ja wann der 1,8 Kilometer lange Stadttunnel gebaut wird, liegt aber in Bundeshand. Dort muss das Projekt im Bundeswegeverkehrsplan als dringlich eingestuft werden. Geschieht das, hat Freiburg gute Karten, in vielleicht zehn Jahren einen Stadttunnel zu haben. Der neue Bundeswegeverkehrsplan soll im März veröffentlicht werden, teilte das Regierungspräsidium zuletzt mit. Die Chancen, für den Zeitraum 2016 bis 2030 als prioritär eingestuft zu werden, stehen gut. Der Freiburger Tunnelblick klart auf.

Seit Ende Januar gibt es neue Details zur Planung des Riesenprojekts. Das bisher größte Problem sind die Zu- und Abfahrten auf Höhe der Brauerei Ganter, der sogenannte „gordische Ganterknoten“. Dort soll es einen Vollanschluss geben, also Ein- und Ausfahrten in jede Richtung. Der Platz ist begrenzt. Der Knoten scheint nun trotzdem geplatzt: Die Rampen dürfen steiler werden als eigentlich erlaubt, so kann auf engerem Raum geplant werden. Die Idee hat das Regierungspräsidium (RP) nach eigenen Angaben mit Landes- und Bundesministerien erarbeitet.

Der Vollanschluss ist indes nur möglich, weil das B31-Teilstück von der A5 bis nach Kirchzarten zur Stadtautobahn werden soll. Genauer: zur A860. Die Idee dazu war 2012 aufgekommen und von Oberbürgermeister Dieter Salomon gegenüber dem chilli als „genial“ bejubelt worden. Denn sie bringt auch den Vorteil, dass der Bund für Baulast und Unterhalt aufkommen muss.

Einmal rein, einmal raus: Der Schützenalleetunnel (links) und  der Kappler Tunnel könnten bald noch einen Bruder bekommen: den Stadttunnel. Dann wäre Feiburg erstmals in der Ost-West-Achse unterfahrbar.

Größere Umbauten auf der jetzigen B31 müssten für den Wandel zur Autobahn nicht getroffen werden: „Da die heutige B31 bis Kirchzarten schon jetzt weitestgehend den Ausbaustandards für Autobahnen entspricht, wird dies vor allem Änderungen bei der Beschilderung (‚aus Gelb wird Blau’) zur Folge haben“, heißt es beim Regierungspräsidium.

Auch die oberirdische Planung ist mittlerweile konkreter. Drei neue Plätze sollen im Zuge des Tunnelbaus entstehen: einer an der Talstraße, einer an der Maria-Hilf-Kirche und einer als Verbindung von Nägelesee- und Fabrikstraße, wo heute die Kneipe Walfisch ist.

Der dort geplante Platz spielt für den Stadttunnel eine entscheidende Rolle. Denn über dieses Gelenk sollen Radler und Fußgänger über die B31 kommen können. Er schafft also die Verbindung zwischen Süd- und Nordhälfte. Für Baubürgermeister Martin Haag ist das ein großer Coup: „Vielen ist die Tragweite noch gar nicht klar“, sagte er bei der Projektvorstellung. Auch entlang der bisherigen B31 soll es für Radfahrer und Fußgänger weiterhin Platz geben. Geh- und Radwege sollen in beide Richtungen gewährleistet sein. Bei den vier Fahrspuren für Autos werde es aber bleiben, um Rückstaus zu vermeiden.

Die Planungen stoßen nicht überall auf Zustimmung. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) bezeichnet sie als „geschönt und nicht genehmigungsfähig“. An mehreren kritischen Stellen seien unrealistische Annahmen für die Verkehrsführung zugrunde gelegt worden, heißt es. So seien beispielsweise die Abstellstreifen für Pannenfahrzeuge an den verkürzten Autobahnausfahrten teilweise auf Flächen für den Rad- und Fußverkehr ausgewiesen. Zudem kritisiert der VCD, dass es trotz Tunnel weiterhin vier oberirdische Spuren geben soll. Er sieht damit seine Befürchtungen bestätigt, dass die gewünschte Verkehrsberuhigung entlang der Dreisam „zum großem Teil ein Wunschtraum“ bleibe.

Wird das größte Freiburger Verkehrsprojekt aller Zeiten Realität, kann die Stadt erstmals von Ost nach West unterquert werden. Die zeitliche Planung bleibt indes noch vage. Ein Baubeginn vor 2020 ist unrealistisch, die Bauzeit wird auf mindestens sechs Jahre geschätzt. Licht am Ende des Tunnels? Wohl nicht vor 2026.

Text/Fotos: Till Neumann