Grüne Stadtoase: Botanischer Garten der Uni Basel Ausflug- & Freizeittipps | 17.08.2021 | Reinhold Wagner

Kuppel des Botanischen Gartens in Basel Eine Kuppel für die Königin der Seerosen: Die riesigen Blätter der Victoria regia könnten ein Kleinkind tragen.

Wer Königinnen begegnen oder kurz mal von den Alpen in die Tropen wandern möchte, ist im Botanischen Garten der Uni Basel genau richtig. Hier geben sich exotische Pflanzen- und Tierwelten mitten in der Stadt ein Stelldichein.

Er gilt als der siebtälteste Botanische Garten der Welt: der Garten der Universität Basel von 1589. Sein zentrales Gebäude, eine vollständig verglaste Gewächshauskuppel, wurde eigens als würdige Präsentationsfläche für die Königin aller Seerosen erbaut. Es wird beherrscht von einem großen Becken, in dem sich die Blätter der Victoria regia ausbreiten. Auf den riesigen Schwimmblättern würde ein Kleinkind stabilen Halt finden. Rings um das Becken und das Viktoriahaus schließen sich schwimmende grüne, tropische und steinerne Oasen an, durch die es sich wie im Garten Eden flanieren lässt.

Kullernde Tropfen auf einer PfanzeWer mit gebeugtem Kopf unter den herabhängenden Lianen und Luftwurzeln hindurchtaucht, fühlt sich wie im tropischen Regenwald. Zwischen exotischen Palmen und Farnen, krautig-ausladendem Grün und verführerisch duftenden Blüten spüren Besucher mit jedem Schritt die Atmosphäre ferner Welten. Allerlei tropische und subtropische Sumpf- und Wasserpflanzen wie Mangrovengewächse, Reispflanzen, schwimmende Wasserfarne und der majestätische Aronstab verwandeln den grünen Dschungel in ein Meer aus Blättern und wild wuchernden Trieben.

Heimat des Basler Wappentiers

Überall tropft es von der Decke und von den überhängenden Ästen, die voll von Epiphyten sind – Pflanzen, die auf der Rinde anderer Pflanzen gedeihen. Sie leben allein von dem, was ihr Wirt an Wasser und Nährstoffen auffängt und an sie weitergibt. Entsprechend hoch ist die Luftfeuchtigkeit in manchen Gebäuden. Das eigentliche Tropenhaus allerdings, das ein halbes Jahrhundert hinter sich hat und noch bis 2019 dem Wappentier Basels, dem geschmeidig übers Wasser flitzenden Basilisken als zweite Heimat diente, befindet sich derzeit im Umbau. Es wird bis voraussichtlich Herbst 2022 durch einen modernen Neubau ersetzt. Der stark ins Alter gekommene Basilisk wurde derweil umgesiedelt und lebt heute außer Sichtweite der Besucher, aber, wie Bruno Erny, der Leiter des Botanischen Gartens versichert, wohlbehalten „in seiner ‚Altersresidenz‘ in einem privaten Terrarium. Er ist erblindet, aber sonst geht es ihm gut.

Außenansicht: Botanischer Garten Basel

Blick von oben auf das Victoriahaus, in dem eine erstaunliche Fülle an tropischen Sumpf- und Wasserpflanzen zu finden ist.

Was das im Bau befindliche Tropenhaus angeht, so soll es direkt auf dem Fundament des alten stehen, was die ursprüngliche Aufteilung in drei Schiffe beibehält bei gleichzeitiger Anhebung der Dächer. Ganz neu entsteht daneben ein Nebelwaldhaus, das künftig die tropische Welt der Bergpflanzen beherbergen wird. Das Foyer des Komplexes erhält eine große, gläserne Frontfassade, hinter der ausgedehnte Räumlichkeiten flexibel für Veranstaltungen genutzt werden können. „Welche Tiere dann das neue Tropenhaus besiedeln werden“, so Erny, „wissen wir noch nicht genau.“ Aber schon die Vergangenheit zeigte, dass der vielgestaltige Park, zu dem auch eine Farnschlucht, ein mediterraner und ein alpiner Steingarten gehören, von vielerlei frei lebenden Arten wie Eidechsen und Vögeln regelmäßig besucht wird. Selbst die aus Italien eingeführte Mauereidechsen-Unterart Podarcis muralis nigriventris, deren Männchen lebhaft grün gefärbt sind, oder der scheue Waldkauz fühlen sich in dieser grünen Lunge der Stadt sichtlich wohl.

Vielfalt erleben

Herunterhängende Blumen

Und dank dem Garten wohlgeneigter Förderer wird es auch in Zukunft immer wieder sehens- und erlebenswerte Neuheiten zu bewundern und bestaunen geben. So wurde bereits in den vergangenen Jahren fleißig am und im Botanischen Garten gebaut. Unter anderem konnte der betreibende Verein zuletzt das romantisch gelegene „Mooshüsli“ ebenso neu gestalten wie den Urweltgarten und einen Teil des Alpinums. Und mit dem Neubau des Tropenhauses werden zugleich die Errichtung einer neuen Tropenteichanlage sowie der Bau geeigneter Kultur- und Präsentationsflächen für Orchideen, Kannenpflanzen und die einzigartige Titanwurz anvisiert. Deren gigantische Blüte – die größte der gesamten Pflanzenwelt – öffnet sich nur ein einziges Mal für ein paar wenige Stunden in der Nacht. Diesen Zeitpunkt zu erhaschen, aber auch die gesamte Vielfalt an Blütenpflanzen übers Jahr zu erleben, machen den wiederholten Besuch der Parkanlage zu einem immer wieder neuen Erlebnis.

 

Botanischer Garten der Universität Basel
Spalengraben 8
CH-4051 Basel
botgarten.unibas.ch

Öffnungszeiten:
täglich von 9–17 Uhr
Eintritt frei

Der Infostand des Vereins Botanischer Garten beim Spalentor bietet sonntags von 11–17 Uhr im „Gartenstübli“ neben Infos kleine Snacks und Eis an. Picknick im Garten ist erlaubt; Hunde nicht.

Anfahrt
Aus Deutschland kommend (N2/3) Ausfahrt „Badischer Bahnhof“, Richtung „Universitätsspital“. Das Parkhaus Basel City an der Ecke Klingelberg-/Schanzenstraße liegt fünf Gehminuten entfernt.

Foto: © MSchwendener, Reinhold Wagner