Schon wieder eine Rotznase: Warum Kinder so häufig krank sind 4family | 02.04.2018 | Valérie Scholten

Schweres Schniefen, Husten und Fieber – Kinder sind viel häufiger erkältet als Erwachsene. Sie sind stärker betroffen, da ihr Immunsystem noch nicht ausgreift ist. Das ist jedoch kein Grund zur Sorge, denn Husten und Schnupfen sind meist harmlos. Steigt die Temperatur auf dem Fieberthermometer jedoch oder treten andere Symptome auf, sollte man einen Kinderarzt aufsuchen.

Kinder bekommen in den ersten beiden Lebensjahren bis zu zwölf Infektionen im Jahr. Das hört sich erst mal viel an, ist jedoch völlig normal. Ihr Immunsystem hat viel zu tun, denn es kennt viele Viren und Bakterien, die eine Erkältung auslösen können, noch nicht – anders als bei Erwachsenen, die schon viel häufiger in ihrem Leben krank waren.

Ausgelöst werden Erkältungen meist durch Viren. Davon sind bis heute rund 200 verschiedene Arten bekannt. Es gibt jedoch noch viele Erreger, die man noch nicht kennt. Die gute Nachricht: Mit jedem Infekt lernt die Körperabwehr dazu und das Kind wird nach und nach gegen viele Viren immun. „Dass Kinder öfters krank sind, ist ein Stück weit naturgegeben, denn ihr Immunsystem ist noch in der Reifungsphase“, erklärt Ernst Tabori, Ärztlicher Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene in Freiburg. Die Häufigkeit eines Schnupfens oder einer Erkältung könne gut doppelt oder dreimal so hoch sein wie bei Erwachsenen.

Schnell entsteht der Eindruck, dass viele Kinder vor allem in ihrem ersten Kindergartenjahr dauerkrank sind. Auch dafür gibt es einen Grund: In Kitas, Krabbelgruppen, Kindergärten und Co. treffen viele Kinder aufeinander, benutzen dasselbe Spielzeug, kuscheln, spielen oder toben miteinander. „Kinder haben noch kein Verständnis für Hygiene“, so Tabori, „sie husten oder niesen ungeniert, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten, und waschen sich danach sehr selten oder gar nicht die Hände.“

Hier sei wichtig, dass Eltern sowie Erzieher den Kindern spielerisch beibringen, dass und wie man sich regelmäßig die Hände wäscht. So lernen sie, dass es eine selbstverständliche Aktion ist. Beispielsweise kann man sie mit einer milden, schäumenden Seife spielen oder ihre Quietsche-Ente waschen lassen. Um die Ansteckungsgefahr zu verringern, empfiehlt der Experte, verunreinigtes oder kontaminiertes Spielzeug abzuwaschen. Ebenso sollten Eltern darauf achten, dass Spielzeug beim Kinderarztbesuch nicht zu einem indirekten Überträger wird: „Beispielsweise kann das eigene Spielzeug des Kindes zum Arztbesuch mitgenommen werden. Insbesondere wenn das eigene Kind eine Infektionskrankheit hat, sollte es zum Schutz der anderen Kinder mit eigenem Spielzeug spielen.“

Oftmals handelt es sich bei einer Erkältung von Kindern um eine Entzündung der oberen Atemwege. Die kleinen Patienten schniefen und husten oder bekommen Fieber. Das sind Abwehrreaktionen des Körpers, um die Erreger wieder loszuwerden. „Kinder können selbst bei einer banalen Erkältung schnell mal stärkere Symptome wie zum Beispiel Fieber zeigen“, so der Spezialist, „das allerdings auch schon nach kurzer Zeit wieder abklingen kann.“

Misst das Fieberthermometer jedoch 40 Grad Celsius oder mehr oder verweigern Kinder Nahrung sowie Flüssigkeit, sollten Eltern zügig einen Arzt zu Rate ziehen. Es sei wichtig, zwischen einem grippalen Infekt und der echten Grippe, ausgelöst durch die Influenza-Viren, zu unterscheiden, betont Tabori. „Säuglinge und Kleinkinder haben ein noch nicht ausgereiftes Immunsystem und sind daher anfälliger für Infektionen und deren mögliche Komplikationen.“ Deswegen werde von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut die Grippeimpfung für Kinder empfohlen, die eine chronische Krankheit der Atmungsorgane haben. Auch allen Schwangeren wird die Impfung ab dem zweiten Trimester dringend empfohlen, damit der Netzschutz den Säugling auch vor den Grippeviren abschirmt.

Ansonsten heißt es bei Schnupfen: abwarten und Tee trinken. Wichtig ist, dass Kinder viel trinken und sich gesund ernähren. Bewegung an der frischen Luft stärkt außerdem die Abwehrkräfte. Bei einer starken Erkältung und leichtem Fieber sind auch Hausmittel wie selbstgemachte Hühnerbrühe oder feuchte Wadenwickel hilfreich. „Wenn Kinder krank sind“, rät Tabori, „kommt Zuwendung vor der Anwendung.“

Info
Eltern können sich auf der Seite des Robert Koch Instituts (www.rki.de) den jährlichen Impfkalender runterladen und ausdrucken.

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