Unter Beobachtung – Luise und die Schule der Freiheit 4Film | 10.04.2025 | Erika Weisser

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wird Louise Violet vom Bildungsministerium in ein winziges Bergdorf in der Region Rhône-Alpes geschickt. Sie soll dort, auf dem Land, der 1882 von der Dritten Republik eingeführten allgemeinen Schulpflicht zum Durchbruch verhelfen. Zwar ahnt die Lehrerin, die immer nur in Paris gelebt hat, dass es mit der Schuleröffnung nicht einfach wird. Doch von den Widerständen, gegen die sie dort ankämpfen muss, ist sie dann doch überrascht.
Die verhärmt wirkenden Menschen, die ihr auf dem beschwerlichen Weg begegnen, sind genauso eisig wie die Temperaturen; sie antworten weder auf ihren Gruß noch auf die Frage nach dem Haus des Bürgermeisters Joseph. Und als sie ihn schließlich findet, weist er ihr den Kuhstall zu: Hier könne sie sich einrichten – und unterrichten. Die einzige noch verbliebene Kuh werde für Wärme sorgen. Louise bleibt indessen standhaft. Sie baut den Stall zum Wohn- und Klassenzimmer um und wartet – vergebens.
Marthe, die Mutter des alleinstehenden Bürgermeisters, überzeugt diesen schließlich, der Lehrerin zur Seite zu stehen und die armen Bauern, die auf die Mitarbeit ihrer Kinder angewiesen sind, davon zu überzeugen, dass auch ein künftiger Landwirt lesen und schreiben können muss. Dabei hofft sie allerdings, dass ihr Joseph in Louise endlich eine geeignete Ehefrau findet. Die beiden werden sich zwar sympathischer, doch zu der von Marthe ersehnten Annäherung kommt es nicht.
Allmählich kommen die ersten Schüler, darunter Josephs uneheliche Tochter und sogar er selbst. Irgendwann hat Louise eine richtige Klasse zusammen; die Kinder haben sichtlich Spaß am gemeinsamen Lernen mit der zwar strengen, doch einfühlsamen Lehrerin.
Da auch die hartnäckigsten Schulpflichtgegner langsam einsichtig werden, scheint sich schließlich doch alles zu fügen; der Gemeinderat beschließt sogar, dass ein richtiges Schulhaus gebaut wird. Was bei den neugierigen Frauen des Dorfes, die sie von Anfang an äußerst misstrauisch und ob der Sympathie des Bürgermeisters auch zunehmend eifersüchtig beobachten, zu wilden Spekulationen führt.
Doch dann kommt ein Geheimnis ans Licht, das die Lehrerin immer umgab – und das sich über den von den missgünstigen Frauen verbreiteten Klatsch und Tratsch wie ein Lauffeuer im Dorf herumspricht. Sie schreibt und empfängt nämlich eifrig Briefe, die sie mit einer Vergangenheit verbinden, über die sie nie spricht. Und sie ahnt dabei nicht, dass der ihr freundlich gesinnte Briefträger heimlich mitliest.
Zwar verrät er zunächst niemandem etwas über Inhalt und Adressaten der Schreiben, doch bei einer alkoholisierten Feier gibt er schließlich brüskierende Details über Louise als ehemaliges Mitglied der Pariser Commune preis. Eine wahre Hatz beginnt.
Louise und die Schule der Freiheit
Frankreich 2024
Regie: Éric Besnard
Mit: Alexandra Lamy, Grégory Gadebois, Jérôme Kircher, Jérémy Lopez, Annie Mercier u. a.
Verleih: Neue Visionen
Laufzeit: 108 Minuten
Start: 10. April 2025