Riskanter Kompromiss – Studie zeigt: Abbruchquote bei Ausbildungen hoch, wenn es kein Wunschberuf ist Job & Karriere | 23.09.2023 | f79

Frau mit Kopf in den Händen

Menschen, die eine Ausbildung in einem Berufsfeld beginnen, das stark von ihren ursprünglichen Wünschen abweicht, lösen ihr erstes Ausbildungsverhältnis mit einer höheren Wahrscheinlichkeit wieder auf.

Etwa 13 Prozent der Auszubildenden, die starke Kompromisse bei ihrer Berufswahl eingehen, beenden ihre Ausbildung bereits nach dem ersten Ausbildungsjahr. Das zeigt eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Bei denjenigen, die ihre Berufswünsche durch die Wahl ihres Ausbildungsberufes erfüllen konnten, lag der Anteil bei nur sechs Prozent. Die BIBB-Studie untersuchte Risikofaktoren und Ursachen, die vorzeitige Ausbildungsbeendigungen begünstigen. Sie basiert auf Längsschnittdaten von rund 7000 jungen Erwachsenen.

Ein weiterer Faktor ist die subjektive Bewertung der Ausbildung. Vor allem die aktuelle Wahrnehmung der Ausbildungssituation und Faktoren wie Freude an der Ausbildung oder konkrete, zum Beispiel körperliche, Belastung fließen in die Entscheidung mit ein. Längerfristige Überlegungen haben dagegen weniger Einfluss auf die Entscheidung eines Ausbildungsabbruchs. Zum Beispiel hinsichtlich des Nutzens der Ausbildung oder zu den Gehaltsaussichten.

Eine weitere BIBB-Studie hat den Einfluss von beruflichen Kompromissen hinsichtlich Sozialstatus und Geschlechterzusammensetzung untersucht. Sie zeigt: Insbesondere geschlechtsuntypische Ausbildungsberufe führen häufiger zum vorzeitigen Abbruch der Ausbildung, wenn sie nicht den eigenen Wünschen entspricht.

Seit 2010 werden in Deutschland jährlich im Schnitt rund ein Viertel aller neu abgeschlossenen Verträge in der dualen Berufsausbildung vorzeitig gelöst. Auch wenn Schätzungen zufolge ungefähr die Hälfte der Personen mit vorzeitiger Vertragslösung im Anschluss in ein anderes Ausbildungsverhältnis wechselt, gefährdet ein vorzeitiges Ende den erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf. Der Schritt kann sich negativ auf das spätere Erwerbsleben auswirken.

Frau denkt über ihre Zukunft nach

„Vor dem Hintergrund zum Teil massiver Fachkräfteengpässe, die den Fortbestand mancher Berufe und Branchen gefährden, müssen wir derartigen Fehlentwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt entschlossen entgegenwirken“, erklärt BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser. „Der Schlüssel zu einer bestmöglichen Begleitung und Unterstützung der Jugendlichen liegt in einer besseren Berufsorientierung während der Schulzeit.“ Dabei sollten Formate gewählt werden, die die Jugendlichen ansprechen und die ihnen auch mögliche Karrierepfade in der beruflichen Bildung aufzeigen, so Esser. Das könnte zum Beispiel durch den verstärkten Einsatz von Ausbildungsbotschafter*innen sowie digitale Formate wie Berufe-TV erfolgen. Nicht zuletzt zeigen BiBB-Studien aber auch, dass Praktika nach wie vor das beste Instrument sind, um junge Menschen auf einen Beruf vorzubereiten.

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