Was hinter Ghosting steckt: Ursachen, Anzeichen und Tipps für Ausbilder*innen und Bewerber*innen Ausbildung & Arbeit | 27.03.2024 | Jessica Klim (dpa) & Anita Fertl (BZ)

Auf dem Bild ist eine Person am Laptop, die ein Geisterlaken über sich trägt Das sogenannte Ghosting ist mittlerweile ein gängiges Phänomen.

Früher hieß es: „Ich geh’ schnell Zigaretten holen.“ Heute wartet man vergeblich auf Mails und nennt ein Abtauchen ohne Vorwarnung Ghosting. Damit haben auch Ausbilder zu kämpfen.

Ghosting: Dieser Ausdruck dürfte vielen vor allem rund ums Online-Dating ein Begriff sein. Doch das Verhalten – ohne Vorwarnung abzutauchen und sich nicht mehr zu melden – zeige sich inzwischen auch immer häufiger, wenn es um die Besetzung von Ausbildungsstellen geht: Bewerber tauchten nicht mehr auf – und seien nicht erreichbar. Das bericht das Magazin Position (Ausgabe 4. Quartal 2023) der Deutschen Industrie- und Handelskammer.

Was steckt dahinter? Auf psychologischer Ebene könne Ghosting eine Schutzstrategie sein. „Wenn man sich als Bewerber anders entscheidet und einem Unternehmen eine Absage gibt, will es vielleicht zumindest wissen, warum“, erklärt Jessica Di Bella, psychologische Beraterin und Dozentin für BWL, Innovation und Change, in dem Bericht. Wer ghostet, möchte sich vielleicht nicht umständlich der Firma erklären müssen. Oft seien die Menschen, die ghosten, auch privat konfliktscheu und wollten andere nicht vor den Kopf stoßen.

Ebenso könne beispielsweise ein Grund fürs Schweigen sein, dass eine Mail einfach untergegangen sei. „Dann kann man mit einer zweiten Mail noch einmal nachfragen“, rät Di Bella in Richtung der Firmen.

Erhalten Unternehmen auch darauf keine Antwort, müsse man das allerdings als klares Nein verstehen. Nun nachzuhaken sei eher kontraproduktiv. Schließlich wolle man der psychologischen Beraterin zufolge niemanden haben, der nicht besonders zuverlässig erscheint und auch nicht wirklich überzeugt von der Stelle ist.

Ist man als Personalerin oder Ausbilder von Bewerber-Ghos­ting betroffen, hat das Magazin Position weitere Tipps parat:

Kommunikation prüfen

Zunächst einmal sollte man die eigene Kommunikation auf den Prüfstand stellen. Gibt es vielleicht jemanden, der noch auf die eigene Antwort wartet? Außerdem sollte man das Ghosting nicht persönlich nehmen und bloß nicht anrufen. Junge Menschen fühlten sich demnach von unangekündigten Anrufen schnell belästigt. Vor allem, wenn sie die Nummer nicht kennen. Der Rat: Schreiben Sie besser eine Mail.

Probearbeiten

Um das Ghosting-Risiko zu verringern, könne Probearbeiten sinnvoll sein: Bewerber probieren so frühzeitig aus, ob die Ausbildung und das Unternehmen zu ihnen passen.

Gleichaltrige einspannen

Auch ältere Azubis kann man in die Kommunikation einbinden. Schließlich hätten Gleichaltrige untereinander oft einen besseren Kontakt.

Tipps für Ghoster

Im Umkehrschluss gilt für Jugendliche, die selbst zum Ghosting neigen: Wer sich nicht mehr für die Ausbildungsstelle interessiert, könnte schon mit einer kurzen Mail absagen. Ein Zusatz: „Ich bitte, von Nachfragen abzusehen“, erlöst dann von weiteren Antwortmails. Außerdem könnten Ghoster schon bei der Bewerbung im Anschreiben ein Angebot zum Probearbeiten machen. Oder sich gezielt nur bei Firmen bewerben, bei denen man schon probegearbeitet hat oder die man kennt – so baut man Berührungsängste ab und findet am Ende womöglich den Traumjob.

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