„Tief berührt“ – Warum Papa Doudou Sidibe in der Pflege arbeitet Job & Karriere | 08.06.2025 | f79

Papa Doudou Sidibe Hat seine Berufung gefunden: Papa Doudou Sidibe

Seit mehr als elf Jahren ist Papa Doudou Sidibe in der Pflege tätig. 2019 ist er zum Zentrum für Psychiatrie (ZfP) Emmendingen gewechselt. Parallel absolvierte er den Bachelorstudiengang Psychische Gesundheit / Psychiatrische Pflege. Seit 2023 ist er Pflegeexperte der Klinik für Affektive Erkrankungen und Psychosomatische Medizin. Im f79-Interview berichtet er, was an dem Beruf besonders ist.

Papa Doudou, wie kam die Idee, ein FSJ in der Pflege zu machen?

2011 habe ich im Senegal einen Waldorf­kindergarten pädagogisch unterstützt. Über die Organisation „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiner“ kamen viele deutsche Freiwillige für ein Praktikum oder FSJ in den Senegal. Der Kindergartenleiter schlug mich für den Programmaustausch vor. An einem Sonntag im März kam ich in Freiburg an. Bereits am nächsten Tag begann ich meine Tätigkeit in einer anthroposophischen Einrichtung für Menschen mit seelischen und geistigen Behinderungen.

Nach dem FSJ ging’s direkt in die Ausbildung, warum?

Die Erfahrungen im Umgang mit Menschen haben mich tief berührt. Es war klar: Es geht um mehr als Leistung und Geld. Menschen in ihren Lebensprozessen zu begleiten und zu unterstützen, ist ein echtes Geschenk. Außerdem habe ich in dieser Zeit Fähigkeiten und Seiten an mir entdeckt, die ich zuvor gar nicht kannte.

Warum hast du dich für den psychiatrischen Bereich entschieden?

In der Psychiatrie begegnet man Menschen auf einer sehr tiefen Ebene: in ihren Gedanken, Gefühlen und in Verhaltensweisen, die Ausdruck seelischer Krisen sein können. Es ist komplex und herausfordernd – gerade das macht die Arbeit so spannend. Man kann psychisches Leid nicht mit einem Stethoskop messen. Deshalb ist die zwischenmenschliche Beziehung das Herzstück unserer Arbeit. Das ZfP Emmendingen bietet mit seinen vielfältigen Fachbereichen die Möglichkeit, Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenslagen individuell zu begleiten. Ich vergleiche unsere Arbeit
gern mit einer Reise: Die Patient*innen sind Kapitän*innen ihres eigenen Schiffes – wir begleiten sie dabei, wieder Kurs aufzunehmen.

Hattest du Vorurteile – und haben sie sich geändert?

Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass es eine große Herausforderung wird, mit den unterschiedlichen und zum Teil atypischen Verhaltensweisen von Patienten geeignet umgehen zu können. Es gibt herausfordernde Situationen. Doch eine Rückmeldung von einem Patienten hat mich sehr geprägt: „Herr Sidibe, Sie geben uns Sicherheit.“ Durch den kontinuierlichen Aufbau einer therapeutischen Atmosphäre schaffen wir ein Umfeld, in dem sich unsere Patient*innen sicher fühlen – das reduziert kritische Vorfälle deutlich.

Was würdest du jemandem raten, der sich für die psychiatrische Pflege interessiert?

Hab keine Scheu davor, in der Psychiatrie zu arbeiten! Wir haben Patient*innen erlebt, die in schweren psychotischen Zuständen oder tiefen Lebenskrisen waren – nach einer fachgerechten Behandlung kamen sie als ganz andere Menschen zurück ins Leben. Teil dieses Wandlungsprozesses zu sein, ist mehr als ein Geschenk!

Was sollte man mitbringen – und was kann man in der Ausbildung lernen?

Empathie und Einfühlungsvermögen sind zentrale Voraussetzungen. In der Ausbildung lernt man alle relevanten Kompetenzen, um mit Menschen aller Altersgruppen und unterschiedlicher Unterstützungsbedarfe professionell und ethisch fundiert zu arbeiten.

Info

Entdecke das ZFP Emmendingen als Arbeitgeber:
https://www.karriere-zfp-emmendingen.de/

Foto: © Zentrum für Psychatrie (ZfP)