Sticker für die Schaumkrone – Twicky Sticky entwerfen „essbare Kunst“ für den Kaffee business im Breisgau | 27.05.2022 | Till Neumann

Designs des Kaffeschaums

Kaffee trinkt fast jeder. Doch die Schaumkronen sehen meist gleich aus. Das will das Freiburger Start-up Twicky Sticky ändern. Die Gründer Burhan Yalcin und Peter Scherer kreieren „essbare Kunst“. 10.000 Sticker verkaufen sie im Monat. Die Herstellung ist aufwendig, doch auch Gold soll bald verarbeitet werden.

Kaffee steht für Genuss. Twicky Sticky will das i-Tüpfelchen dazu liefern: essbare Kaffeesticker, die jeder auf seinen Schaum legen kann. Das ist „weltweit einzigartig“, sagt Burhan Yalcin. Der 33-Jährige hatte 2016 die Idee, das Heißgetränk optisch aufzuwerten. „Ich will nicht immer denselben Anblick, das geht schöner“, sagte er sich. Wochenlang habe er zu Hause experimentiert. Unter anderem mit Zuckerguss und Fondant. Doch das Ergebnis überzeugte nicht. Schließlich sollen sich die Sticker auflösen und auch noch gut schmecken. 

Peter Scherer und Burhan Yalcin  mit einem der Designs

Kreative Kaffee-Nerds: Peter Scherer und Burhan Yalcin

Dann stieß er auf Reisstärke. Die kombinierte er mit Zucker, Lecithin und Farbstoffen. So passte es. 2018 lernte er Peter Scherer (27) an der Universität in Freiburg kennen. Sie studierten BWL und VWL, arbeiteten am selben Lehrstuhl. 2020 meldeten sie ihr Unternehmen an und bezogen ihre Geschäftsräume in Freiburg-Munzingen. Auf 100 Quadratmetern produzieren sie mittlerweile in steigender Stückzahl. 10.000 Sticker ihrer „edible Art 2.0“ verkaufen sie nach eigenen Angaben im Monat. Ab 20.000 wären sie im Gewinnbereich.

„I love you“ steht auf den Stickys. Oder „Lieblingsmensch“. Oder „Freiburg“. Auch Spezialanfertigungen sind möglich – zum Beispiel für Firmen. Der Vertrieb läuft über ihren Onlineshop. Fünf Stickys gibt’s da ab 5,95 Euro inklusive Versand. Und ein Tool zum Selbstgestalten der Aufkleber. 100 Stickys mit eigenem Motiv kosten etwa 100 Euro. „Bei einer größeren Stückzahl wird’s günstiger“, sagt Scherer. Auch aus dem europäischen Ausland kommen Bestellungen, berichten die Unternehmer.

Sie investieren viel Zeit in die Kaffeschaumkronen-Verschönerer. „Rund drei Tage dauert die Herstellung“, berichtet Scherer. Erst mischen sie die „Formulierung“ an, dann wird beschichtet, gedruckt, beschnitten und verpackt. Die Maschinen dafür haben sie sich auf dem Weltmarkt zusammengesucht. Sie kommen aus der Pharmaindustrie, der Luftfahrttechnik und der Druckindustrie, erzählt Yalcin. Da so ein Vorhaben noch kein anderer umgesetzt habe, sei die Recherche schwierig. Rund 300.000 Euro haben sie bis jetzt investiert. Für die nächsten Schritte suchen sie Investoren.

An Ideen fehlt es nicht: „Wir wollen goldene und glitzernde Sticker machen“, verraten die beiden. Was so ein Gold­sticker kosten könnte, wissen sie selbst noch nicht. Nur so viel: Gold sei teuer und müsste extra geraspelt werden. In einigen Wochen schon könnte die Edelvariante da sein.

Zwölf, dreizehn Stunden am Tag stecken die beiden in ihre Geschäftsidee. Dass sie aufgeht, davon sind sie überzeugt. Auch wenn ein Experte ihnen kürzlich gesagt habe: „Das ist das komplexeste Start-up, das ich gesehen habe.“ Die Anwendung für Kunden ist dafür einfach: auspacken, abziehen und drauflegen. Das Motiv hält nur ein paar Sekunden. Aber für ein Foto und einen besonderen Moment kann das reichen.

twicky-sticky.de

Fotos: © Twicky Sticky