Moderne Klassiker im neuen Restaurant Fondation Beyeler GASTRO & GUSTO | 11.01.2020 | Arwen Stock

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Name, Raumdesign, Leitung sind neu: Die Fondation Beyeler hat ihre Museumsgastronomie umgestalten lassen. Das kulinarische Konzept im „Beyeler Restaurant im Park“ verspricht nun Klassiker der Kochkunst nach dem Kunstgenuss.

In der Morgensonne strahlt die weiße Skulptur von Ellsworth Kelly, daneben die von Alexander Calder im Park der Fondation Beyeler. Besucher flanieren durch den Garten, strömen in das Museum, einige auch in die Berower Villa, in der seit der Eröffnung 1997 die Museumsgastronomie untergebracht ist. Mehr als sieben Millionen Kunstliebhaber haben seither den Weg nach Basel-Riehen gefunden. In der Villa bieten sich ihnen nun neu gestaltete Gasträume.

„Uns war es wichtig, dass die Gäste im Restaurant die Verbindung zum Museum erkennen können“, berichtet Silke Kellner-Mergenthaler, Leiterin Kommunikation der Fondation Beyeler. Das Ergebnis der neuen Innengestaltung durch das Designstudio Casa Muñoz aus Madrid schlägt die Brücke zwischen Klassik und Moderne: Die Designer haben eigens Wandbänke, Tische, Stühle und lange Sitzbänke entworfen. Es dominieren die Materialien Holz, Terrazzo, Marmor und Messing. Die Farbpalette reicht von Steinweiß über helle und dunkle Grüntöne bis Rosa und Braun. Als Pünktchen auf dem „i“ hat der Londoner Designer Michael Anastassiades eigens für das Restaurant Wandleuchten kreiert, die für eine ruhige, entspannte Atmosphäre zum Schlemmen sorgen.

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Die Villa im Park der Fondation Beyeler beherbergt die Museumsgastronomie, die neu gestaltet wurde.

„Herzlich Willkommen“, begrüßt die neue Restaurantleiterin Helen Dienel im Kaminzimmmer – früher das Nebenzimmer des Restaurants. Nun werden hier die Gäste empfangen. Im Zentrum steht wie in Vormuseumszeiten ein großer, ovaler Tisch; eine flexible Bar im Hintergrund. Eine riesige Vase voller Amaryllis bringt feuriges Rot in die sonst zurückhaltende Farbgebung des Raumes. Im großen Gastraum erstreckt sich über die komplette Längsseite eine variable Bücherwand mit Publikationen der Fondation Beyeler – quasi als Verbindungsglied zum Museum. Für die 39-jährige Dienel ist mit der Beyeler-Restaurantleitung ein Traum in Erfüllung gegangen: Bevor sie vor zehn Jahren in der Gastronomie heimisch wurde, hat sie lange mit Büchern gearbeitet und interessiert sich sehr für Kunst. Sie ist gelernte Betriebsleiterin in der Gastronomie sowie passionierte Gastgeberin.

Wie am Familientisch

„Die Idee unserer Restaurant-Karte ist, den Gästen etwas im besten Sinne ‚Einfaches’ anbieten zu können“, erklärt sie. Nach dem Museumsbesuch soll nicht etwas Exotisches die Eindrücke der Kunst überlagern. Vielmehr möchte sie Speisen offerieren, die „als Lieblingsessen gelten oder ein solches werden können“. Auf der kleinen, feinen Karte steht zunächst das Wochenmenü, bestehend aus Salat, Suppe, Hauptgang plus eine Wein-empfehlung. Den mittleren Teil füllen Klassiker aus dem Dreiländereck sowie Schweizer Kulinarik: Trockenfleisch und Käse, Elsässer Flammkuchen, Vegi-Quiche, Pasta alla Nonna, Zanderrücken, Rindsentrecôte oder veganes Kokos-Curry. Hausgemachtes Eis und Desserts von fruchtig bis schokoladig runden das Speiseangebot ab, für das ein Küchenchef und zwei Köche verantwortlich zeichnen. Die Preise sind moderat – für Schweizer Verhältnisse.

„Wir möchten liebevoll zubereitete Speisen offerieren“, sagt Dienel und: „Es soll ‚wow’ machen, wenn man das Gericht isst.“ Sie legt Wert auf regionale und saisonale Produkte: von Gemüse über Fleisch und Fisch bis Bäcker und Konditor oder Mineralwasser und Wein. „Nächster Nachbar“ auf der Karte ist das Bier „Zur grünen Amsel“, das in Riehen in 50 Meter Entfernung gebraut wird. Als ferne Ausnahme kommt der Syrah unter den Rotweinen von der Halter Ranch in Kalifornien – das Weingut wird von einem Stiftungsratsmitglied der Fondation Beyeler betrieben. Eine umfassende Weinkarte arbeitet Dienel mit dem Sommelier aus.

Die neue Restaurantleiterin Helen Dienel.

Einen weiteren Vorteil ihrer Klassiker-Karte sieht die Restaurantleiterin für Zeiten mit starkem Besucherandrang: Denn auch bei stark frequentierten Ausstellungen wie der jüngsten Picasso-Schau oder während der Art Basel solle man nicht unnötig aufs Essen warten müssen. 80 Gäste innen und 120 auf der Terrasse, so viele Menschen finden Platz im „Beyeler Restaurant im Park“. Das wird auch abends für private Feiern genutzt. Dienel ist froh, dass sie ein hochprofessionelles Team mit 15 Festangestellten in Küche und Service übernehmen konnte. Hinzu kommen bei Hochbetrieb bis zu 50 Aushilfen. Dass die Gäste trotz Rummel genug Ruhe für die kulinarische Einkehr finden, dazu tragen eine Akustikdecke, mit Jute bespannte Wände und die geänderte Raumkonzeption mit optimierten Mitarbeiter- und Besucherwegen bei. Zudem wurde der Backstage-Bereich des Restaurants bei der Generalsanierung komplett überarbeitet.

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Die Bücherwand im großen Gastraum dient als Schaukasten ins Museum.

Insgesamt ist die Einheit zum Museum nun deutlich sichtbarer, die Rast nach der Ausstellung entspannter geworden. Das schätzen laut Kellner-Mergenthaler und Dienel auch die Gäste, die je nach Ausstellung jünger oder im Alter gemischt sind. Im barrierefrei zugänglichen Restaurant sind alle willkommen. Das zeigt sich daran, dass Allergene ausgezeichnet sind und es eine Kinderkarte gibt. „Wir möchten zudem die Möglichkeit bieten, bei uns wie am Familientisch zu speisen“, betont Dienel. Dafür gibt es die Gerichte auch in Schalen, sodass jeder sich selbst schöpfen kann. Ganz wie zu Hause. Und doch in einer Villa. Gleichauf mit Kunst von Weltrang.

Info

Beyeler Restaurant im Park
Baselstrasse 77
4125 Riehen/Basel
Tel.: 0041/(0)61/6 45 97 70
www.fondationbeyeler.ch
Öffnungszeiten: täglich von 10-18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr

Fotos: ©Fondation-Beyeler-Restaurant/Robert Rieger, Fondation-Beyeler-Restauran, Fondation-Beyeler-Restaurant Patricia Grabowicz