E-Commerce-Kaufleute managen den Onlinehandel Ausbildung & Arbeit | 29.10.2022 | Sabine Meuter (dpa)/BZ

Zwei Personen an Tablet und Laptop diskutieren

Anklicken und bestellen: Im Internet zu shoppen gehört für viele Verbraucher zum Alltag. Zwei Drittel der Deutschen sind für Einkäufe im Netz unterwegs, wie Zahlen des Handelsverbands Deutschland (HDE) zeigen. Madeleine Bergmann kümmert sich darum, dass sie dort genau das finden, was sie suchen.

Als angehende Kauffrau im E-Commerce bei Media-Markt-Saturn in Ingolstadt pflegt die 23-Jährige etwa Fotos und Texte von Produkten in den Onlineshop des Einzelhändlers ein. Sie analysiert Kennzahlen, um Kaufabbrüche und Retouren zu minimieren. Zudem entwickelt sie Marketingstrategien. „Der Onlinehandel boomt, daher hat der Job viel Zukunftspotenzial“, begründet Bergmann ihre Berufswahl.

Die Ausbildung gibt es erst seit dem 1. August 2018. Laut Handelsverband Deutschland (HDE) wurden im ersten Ausbildungsjahr knapp 1400 Ausbildungsverträge geschlossen. Angekurbelt durch die beschleunigte Digitalisierung im Einzelhandel, ist das Interesse am neuen Ausbildungsberuf seither gewachsen: Laut Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) legte der Ausbildungsberuf den größten Sprung im Ranking der Ausbildungsberufe nach Neuvertragsabschluss 2021 hin. Dank der insgesamt 1887 Neuvertragsabschlüsse bis Ende September 2021 rutschte der Beruf auf Platz 54 von insgesamt 318 Rängen vor.

Das liegt nicht zuletzt an der Vielseitigkeit der Tätigkeit. Kaufleute im E-Commerce entscheiden mit, wie ein Sortiment gestaltet ist und wie es verkaufsfördernd in Onlineshops, auf Online-Marktplätzen oder über soziale Medien präsentiert wird. Dabei haben die Kaufleute regelmäßig Kontakt mit Kunden. Per Chat, per E-Mail oder am Telefon kümmern sie sich um Anfragen.

Der Beruf wird schwerpunktmäßig im Einzel- und Großhandel ausgebildet, ist aber auch für Branchen wie die Tourismus-, Hotel- und Gastronomie-, Chemie- und Metallbranche sowie Banken, Versicherungen oder Zeitungs- und Buchverlage interessant.

„Besonders hoch geht es natürlich im Weihnachtsgeschäft her, wenn Kunden teils sehr kurzfristig bestellen und ihre Ware rechtzeitig zum Fest bekommen sollen“, erzählt Bergmann. Selbst wenn es mal stressig wird: „Es gibt einem ein gutes Gefühl, wenn alles nach Plan läuft und alle zufrieden sind.“ Von Bewerbern um einen Ausbildungsplatz wird allgemein kein bestimmter Schulabschluss erwartet. „Dazu hat jedes Unternehmen seine eigenen Leitlinien“, erklärt Katharina Weinert vom HDE. Generell von Vorteil sind gute Noten in Mathematik und Deutsch. Damit fällt es Auszubildenden leichter, die kaufmännischen Grundlagen des Berufs zu erlernen.

Ebenso wichtig: gute Englisch-Kenntnisse. Die braucht man, um etwa englischsprachige Produktbeschreibungen zu verstehen oder mit Kunden aus dem Ausland zu kommunizieren. „Bewerber sollten zudem Interesse an betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen mitbringen“, führt Weinert aus.

Rechtliche Regelungen, etwa zu Informationspflichten und Datenschutz, sind ebenfalls Thema der dreijährigen Ausbildung. Die angehenden Kaufleute lernen zudem, wie sie Käufergruppen definieren und das Nutzerverhalten auswerten. Der Beruf hat auch eine technische Komponente: So entwickeln die E-Commerce-Kaufleute zusammen mit IT-Experten nutzerfreundliche Oberflächen und optimieren sie.

Daneben überwachen sie Zahlungseingänge und bewerten Reklamationen. Immer wieder sind eigene Ideen gefragt: „Bei der Gestaltung der Babywelt-Seite von Saturn habe ich mich als Auszubildende mit meinen Vorstellungen stark einbringen dürfen“, erzählt Bergmann.

Die Ausbildungsvergütung hängt von der jeweiligen Branche und vom Bundesland ab, in dem die Ausbildung erfolgt. Im Einzelhandel etwa bekommen Azubis nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit im ersten Jahr eine Bruttovergütung zwischen 785 und 960 Euro, im dritten Jahr zwischen 965 und 1180 Euro.