Grünes Engagement: Freiwilliges Ökologisches Jahr boomt FSJ & Praktika | 24.10.2019 | Anna Jacob

Blätter

Das neue Umweltbewusstsein verändert den Freiwilligendienst: Während für FSJ und Bufdi Bewerber fehlen, ist das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) angesagt. Einen Platz ergattert hat Josephine Jabs. Die 18-Jährige ist seit September FÖJlerin am Ökoinstitut in Freiburg.

Um 7 Uhr schwingt sich Josephine Jabs aufs Rad. Vor ihr liegen siebeneinhalb Kilometer Hinweg, acht Stunden Arbeit und siebeneinhalb Kilometer Rückweg. Ein ganz normaler Tag im FÖJ. Eine solche Stelle bekommt nicht jeder: 12.000 Bewerber kommen derzeit auf 3000 FÖJ-Plätze. Nur jeder Vierte wird genommen.

Erste Voraussetzung ist, 18 bis 26 Jahre alt zu sein. Die zweite: einen Platz finden. 115 gibt es in Baden-Württemberg. Auch an Jabs Stelle im renommierten Umweltinstitut der Green City waren zwei weitere Bewerber interessiert. Sie konnte überzeugen.
Jeden Morgen radelt sie nun von Lehen ins Vauban. Wegen der Umwelt. Sie hat kein Auto, isst fleischlos und kauft auf dem Markt ein. In den Sommerferien war sie mit Interrail unterwegs, mit dem Zug ist sie bis nach Schottland gefahren. Fürs Klima engagiert sie sich dank FÖJ nun auch beruflich. Viele FÖJler arbeiten in der Natur. Jabs werkelt dafür meist am Schreibtisch. Recherchen und wissenschaftliches Arbeiten gefallen ihr bisher besonders. Nach dem Jahr am Ökoinstitut möchte sie im Bereich Naturwissenschaften studieren und sich Richtung Ökologie spezialisieren.

„Ich finde es wichtig, dass man zwischen Schule und Studium die Arbeitswelt kennenlernt“, sagt Jabs. 40 Stunden arbeitet sie in der Woche, 180 Euro Verpflegungs- und 220 Euro Taschengeld gibt’s pro Monat. Ein richtiges Gehalt erhält sie für den Freiwilligendienst nicht. „Der Verzicht ist Beweis genug, dass sie es auch ernst meinen“, sagt Dirk Hennig, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Ökologische Freiwilligendienste.

Josephine Jabs

„Das FÖJ befähigt junge Menschen, dass sie tatsächlich etwas in der Gesellschaft und für ihre Transformation bewirken“, sagt der 47-Jährige. Es biete nicht nur Engagement, sondern auch Bildung. 25 Seminartage sind für Jabs über das ganze Jahr verteilt. In ihrer ersten Woche auf der Schwäbischen Alb lernte sie alles über nachhaltiges Essen. Sie nahm bei einer Foodsavingaktion teil und kochte jeden Abend mit den anderen neue Rezepte.

„Wir können unsere Interessen nicht vertreten, wenn wir uns nicht dafür engagieren und einsetzen, dass sie umgesetzt werden“, sagt die FÖJlerin. Seit Kurzem ist sie Mitglied der Grünen Jugend Freiburg und geht auf die Fridays for Future-Demonstrationen. Allein durch einen klimafreundlichen Lebensstil könne sie „großflächig nichts verändern“.

Als FÖJlerin zeigt sie, dass nicht nur protestiert wird: „Sie wollen auch etwas tun“, sagt Hennig zur großen Nachfrage bei jungen Menschen. Demonstranten, die nur Schule schwänzen wollen, sind für ihn ein Klischee.

Er rechnet mit einer weiter steigenden Nachfrage. Um das zu stemmen, brauche es mehr Bundes- und Landeszuschüsse. Für Josephine Jabs ist das nicht entscheidend: Sie hat ihren Platz sicher und darf jeden Morgen zum Ökoinstitut radeln.

Fotos: © Markus Spiske – temporausch.com/pexels.com, privat