Grenzkontrollen und Goldbarren: Ein duales Studium beim Zoll Stellenmarkt | 27.06.2018 | Till Neumann

Schmuggler aufgepasst. Beim Zoll gibt es eine Studentin, der auf frischer Tat Ertappte nicht so einfach wegrennen. Gemeint ist Lisa Federer. Die 19-Jährige macht seit rund einem Jahr ein duales Studium beim Zoll. Nebenher sprintet sie fünf Mal die Woche ins Ziel.

„Ich habe mir erst mal überlegt, wo meine Stärken sind“, erinnert sich Lisa an ihre Zukunftsplanung. Noch vor dem Abitur in Gundelfingen beschäftigte sie sich damit. Schnell wurde ihr klar: Ein normaler Bürojob kann sie nicht glücklich machen. Etwas anderes muss her, etwas mit ein bisschen Nervenkitzel.

Schnell kamen Zoll und Polizei in die engere Auswahl. „Das sind spannende Berufe, da kommt man raus, hat viel Action“, dachte sie sich. Doch was sie in der Presse über Polizisten las, die bei Demos oder von Betrunkenen angegangen werden, schreckte sie ab. „Das war mir eine Nummer zu viel“, sagt Lisa. Es blieb ihr Favorit: der Zoll.

Was macht man als Zollbeamtin? Infos aus erster Hand bekam Lisa auf einer Jobmesse in Freiburg: „Am Stand konnte man mit echten Zöllnern reden.“ Was sie erzählten, machte sie neugierig. Kurzerhand meldete sie sich zu einem Schnuppertag beim Zollamt in Weil am Rhein an. Dort gab’s erste Einblicke in die Arbeit von Zöllnerinnen und Zöllnern. Da wusste sie: Das ist es.

Klar war für Lisa auch: Sie will ein duales Studium machen, Theorie und Praxis verbinden. „Nicht nur trockenen Unterricht“, fasst sie zusammen. Diesen Mix hat sie nun seit August 2017. Im Wechsel lernt sie die Theorie in Münster und die Praxis beim Hauptzollamt Lörrach.

Nach einer einwöchigen Einführung im Hauptzollamt zog sie nach Münster. Im sechsmonatigen Grundstudium lernte sie dort die rechtlichen Grundlagen ihres Berufs. „Das war eine große Umstellung“, sagt die sportliche Frau mit den langen braunen Haaren. „Plötzlich ist man auf sich alleine gestellt, muss neue Freunde finden.“ Doch nicht nur das meisterte sie auf dem Campus mit Sportplätzen, Grillstelle und Mensa problemlos. Auch den Unterrichtsstoff bewältigte sie „hervorragend“, wie Antje Bendel, Sprecherin des Hauptzollamtes Lörrach, betont.

Bei der Menge ist das gar nicht so einfach. „Das Schwierigste ist die Masse“, sagt Lisa. Vier große Hauptfächer stehen auf dem Stundenplan, in jedem müsse man auf der Höhe sein. Um das zu schaffen, klemmte sie sich jeden Nachmittag hinter ihre Bücher. „Ich habe versucht dranzubleiben“, nennt sie ihre Strategie. Andere, die erst in den letzten Wochen vor der Prüfung mit Lernen anfingen, kamen ins Schleudern. Nicht alle haben die Prüfung Mitte Februar bestanden – und müssen nun noch mal ran.

Für Lisa ging’s mit Praxis weiter. Ihre erste Station war das Zollamt in Freiburg. Drei Wochen lang bekam sie dort erste Einblicke in den Arbeitsalltag. „Oh Gott, davon habe ich keine Ahnung“, dachte sie sich an den ersten Tagen. Doch Stück für Stück verstand sie die Zusammenhänge. Das gelang auch, weil sie auf „Warenbeschauen“ mitgenommen wurde. Dort prüfte der Zoll beispielsweise Schmuck, der ins Ausland verfrachtet werden sollte.

Zweite Station war das Autobahnzollamt in Weil am Rhein. Fast eine Million Lastwagen passieren dort jährlich die EU-Außengrenzen zur Schweiz. Bei den Prüfungen sah sie gebrauchte Militärstiefel, Pferde, Autos oder Goldbarren. Das zeigte ihr, wie umfassend die Aufgaben der Zollbeamten sind.

Ihr Studium geht bis zum Sommer 2020. Am liebsten würde sie danach bei der Zollfahndung oder der Finanzkontrolle Schwarzarbeit einsteigen. „Ich bin jung, sportlich und hätte gerne ein bisschen Action“, sagt sie. Fithalten wird sie sich dafür wie von selbst: Neben der Ausbildung ist Lisa Hobbysprinterin. Fünf Mal die Woche trainiert sie für Bestzeiten über 100 und 200 Meter. Zu Fuß entkommt da keiner.

Infos: Ausbildung beim Zoll
Bereich: Gehobener Dienst
Dauer: drei Jahre
Gehalt: ca. 1300 Euro
Sonstiges: Dienstlaptop wird gestellt
Im Netz: www.zoll.de & www.talent-im-einsatz.de

Foto: © tln