Kurort auf Zeitreise – 1950 Jahre Badenweiler Ortsporträt | 09.06.2025 | Marianne Ambs

Schon die Römer wussten, dass es sich hier gut leben lässt. Am Westhang des Blauen im Markgräflerland ließen sie sich nieder und begründeten die Bäderkultur. Bis heute ist Badenweiler ein Rückzugsort für Erholungssuchende. Seit bald 2000 Jahren. Das 1950-jährige Ortsjubiläum des Kurortes wird Ende Juni und Anfang Juli gefeiert.
Unter Kaiser Vespasian begannen die Römer um das Jahr 70 nach Christus die Gebiete östlich des Rheins zu besiedeln und zu erschließen; die ansässigen Kelten wurden assimiliert. Am Westhang des Blauen errichteten die Römer Aquae Villae, das heutige Badenweiler. Von hier aus war das Oberrheintal gut zu überblicken, die Mückenplage und das feuchtwarme Klima blieben im Tal. Das Thermalwasser tat sein Übriges. Römische Soldaten, Beamte, Händler und Gutsherren sowie angesiedelte Veteranen erfreuten sich genauso wie ihre Familien an den klimatischen Bedingungen und an den Freuden der Thermalbäder, die in Aquae Villae erbaut wurden.
Die römische Badruine, die 1784 wiederentdeckt und 2001 mit einer Kuppel aus Glas überdacht wurde, zeugt von der Badekultur, die in Badenweiler bis heute gepflegt wird. Nach den Römern kamen die Alamannen, dann die Franken. 1028 wurde der Ort erstmals als „Baden“ erwähnt. Im 11. Jahrhundert eroberten die aus dem nördlichen Schwaben stammenden Herzöge von Zähringen das Markgräflerland und erbauten die Burg Baden. 1157 kam Badenweiler in den Besitz der Staufer. Nach dem Tod des letzten Staufers erbten die Grafen von Freiburg 1268 den Besitz, also auch Badenweiler, das später Teil der Markgrafschaft und später des Großherzogtums Baden wurde.
Lebendige Geschichte
Die bewegte Geschichte des Kurortes ist in Badenweiler lebendig. Nicht nur die römische Badruine, auch die Burg Baden und das Staatsbad, die Cassiopeia-Therme, zeugen von den Stationen der verbrieften Geschichte, die seit 1950 Jahren dokumentiert ist. Auf das römische Erbe, die lange Tradition der Badekultur und die vielen Stationen seit Bestehen der Gemeinde schaut das staatlich anerkannte Heilbad Badenweiler gemeinsam mit der Stiftung Schlösser und Gärten nun mit dem Jubiläum „1950 Jahre Badenweiler“ zurück.
Das Jubiläumsprogramm ist reich an Geschichte, Kulinarik und Musik. Auch spannende Vorträge und Führungen zur Geschichte des Kurortes stehen zwischen dem 28. Juni und dem 6. Juli im Programm. Zum Auftakt der Jubiläumstage wird ein Festakt im Kur- und Festspielhaus veranstaltet. Kulinarischer Höhepunkt ist die „Römische Tafel“ am 3. Juli und 4. Juli in der Luisenstraße. Ein buntes historisches Fest für alle Generationen wird zum Abschluss der Jubiläumswoche unter dem Motto „Zeitreise“ im Kur- und Schlosspark gefeiert. Römer, Kelten und Alamannen treten auf. Ein Mittelalterlager gibt es genauso wie ein Kurbayrisches Dragonerregiment aus dem 30-jährigen Krieg. Adlige Damen aus dem 18. Jahrhundert flanieren durch Badenweiler. Im Schlosspark wird das Großherzogliche Palais mit einem historischen Theaterstück im Zuge der Jubiläumsfeier neu eröffnet. Integriert in die „Zeitreise“ ist das traditionelle Burgfest der Badenweiler Vereine beim Kurhaus.

Kunstvolle Pflanzenwelten erschließen sich im Kurpark und im Schlosspark den Gästen von Badenweiler. Hoch über dem Kurort wacht der Blauen.
Badenweiler ist aber nicht nur während des Jubiläums ein Ort, an dem es sich lohnt, anzuhalten, auszusteigen und den Blick schweifen zu lassen. Die Burg Baden, die Cassiopeia-Therme, der Kurpark mit der römischen Badruine, der Schlosspark mit dem Großherzoglichen Palais, das Inhalatorium, der Park der Sinne – in Badenweiler finden Gäste Denkmäler, Naturschönheiten und Zeugnisse der Geschichte in Hülle und Fülle. Nicht weniger interessant sind die Museen der Gemeinde: Das Schulmuseum, das Kurparkmuseum und das Literarische Museum geben Einblick in verschiedene Aspekte der Geschichte von Badenweiler. Literatur spielt dabei auch deshalb eine große Rolle, weil viele Schriftsteller und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zur Kur in Badenweiler waren. Nicht immer fanden sie Heilung.
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert beherbergte der Kurort im Markgräflerland viele russische Gäste. Auch der Dichter Anton Tschechow kam nach Badenweiler, um seine Tuberkulose auszukurieren. Doch ihm war nicht mehr zu helfen. Am 15. Juli 1904 erlag Tschechow seiner Krankheit und wurde in Badenweiler begraben. Nach ihm ist das Literarische Museum „Tschechow-Salon“ benannt. 2009 wurde in Badenweiler die Deutsche Tschechow-Gesellschaft gegründet. 1909 weilte Hermann Hesse in Badenweiler. Der deutsch-elsässische Schriftsteller René Schickele erfuhr 1922 in Badenweiler nach den Schrecken des ersten Weltkrieges seine geistige Auferstehung. Hier entstand unter anderem sein Hauptwerk, die Trilogie „Das Erbe am Rhein“. Die Schönheit von Badenweiler hat er in seinem Erinnerungsbuch „Die himmlische Landschaft“ festgehalten.
Weitere Dichter und Gelehrte, die in Badenweiler Zeit verbrachten, waren Annette Kolb und Gabriele Wohmann. Seit 2009 lebt der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Rüdiger Safranski in Badenweiler; bei den Badenweiler Literaturtagen „Zeitenwende“ im Oktober begrüßt er wieder Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit ihren aktuellen Werken.
Info
Badenweiler
Staatlich anerkanntes Heilbad am Westhang des Blauen
Fläche: 1302 Hektar
Einwohner: 4588
Teilorte: Oberweiler, Lipburg und Schweighof
Höhe: 425 Meter
Jubiläumsprogramm
Samstag, 28. Juni, 20 Uhr,
Festakt im Kur- und Festspielhaus
Sonntag, 29. Juni, 16 Uhr,
„Vitteler Tag“ mit Open-Air-Konzert, gemeinsam mit den Freunden aus der Partnerstadt Vittel
Mittwoch, 2. und Donnerstag, 3. Juli,
jeweils 18 bis 24 Uhr, „Römische Tafel“, Badenweiler Gastronomen präsentieren sich in der Luisenstraße
Freitag, 4. Juli, 20 Uhr, Festkonzert
„Italienische Nacht“ mit dem Markgräfler Symphonieorchester
Samstag, 5. und Sonntag, 6. Juli,
jeweils ab 11 Uhr, „Zeitreise“ – Gruppen aus verschiedenen Zeitepochen präsentieren sich im Kurpark
Parallel dazu findet das Burgfest der örtlichen Vereine mit Bewirtung und Musik rund um das Kur- und Festspielhaus statt.
Vollständiges Programm unter: www.badenweiler.de