Hotel Schemmer wird Wohnheim: Gebäudesanierung als langfristige Investition Bauen & Wohnen | 14.09.2020 | ars

Eschholzstraße

Im ehemaligen Garni-Hotel Schemmer entsteht derzeit ein studentisches Wohnheimprojekt mit 15 Zimmern und einer Dachwohnung. Immobilieninvestor Ralf Augustin erweitert damit sein Vermietungsangebot in der Wiehre um einen Standort im Stühlinger.

Reif sind die Früchte am Feigenbaum, der fast den ganzen Hinterhof des ehemaligen Garni-Hotel Schemmer beschattet. Auf dem Giebel sind noch Dachdecker am Werk. Doch es herrscht bereits reges Leben in den zwei Wohngemeinschaften (WGs), die sich je über zwei Etagen erstrecken.

„Wir haben hier WG-Strukturen geschaffen“, berichtet Augustin: Der 56-Jährige ist seit 1989 mit seinem Immobilienbüro in Freiburg tätig. Ins Projekt Eschholzstraße 63 haben er und ein Partner, der anonym bleiben möchte, bislang rund 200.000 Euro in die Sanierung der zwei WGs investiert. Mit der Renovierung und der energetischen Sanierung des Dachgeschosses wird sich die Investitionssumme auf rund 500.000 Euro belaufen – ohne Kaufpreis. Zu dem macht Augustin keine Angaben.

Augustin und Partner geht es dabei nicht ums schnelle Geld: „Das ist schon ein Projekt, das als langfristige Kapitalanlage aufgebaut ist.“ Am Sternwaldeck in der Wiehre betreibt er schon seit 1997 ein Wohnheim. Mit der Übernahme des Eckhauses erweiterte er 2008 das Angebot dort auf 90 Zimmer, Wohnungen und Ferienwohnungen in der Dreikönigstraße 45/47. Sein Immobilienbüro ist ebenfalls dort untergebracht – er schätzt die Lebendigkeit und Kreativität von Bewohnern, Hausband, Katzen und Kaffeekiste.

Als er den Altbau in der Eschholzstraße­ im vergangenen Februar erwarb, sah er in dem 120 Jahre alten Haus gleich einen „kleinen Bruder“ zum Wiehre-Projekt. Mit dem Umbau wurde der Architekt Johannes Stock beauftragt, der mit Augustin bereits zehn Projekte umgesetzt hat. Ziel war es, den Charme des einstigen Hotels zu erhalten sowie das fünfstöckige Gebäude aus dem Jahr 1899 umfassend zu sanieren – inklusive neuer Heizungsanlage. Auf einer Fläche von 300 Quadratmetern entstanden Räume für zwei WGs, die sich jeweils über zwei Stockwerke erstrecken. Während sich die Dachstudiowohnung mit 40 Quadratmetern noch in der Renovierungsphase befindet, sind die zwei WGs seit Juni saniert und bezogen.

Eschholzstraße; Wohnheim

Markante Fassade: Das umgenutzte Hotel Schemmer.

„Die Zimmer waren gleich weg“, berichtet Augustin, der für den dortigen Wohnheimbetrieb auf seine Mitarbeiter, Hausmeister und Handwerker vom Sternwaldeck zurückgreifen kann. Die Sparte läuft neben seinen Immobilien-, Projektentwicklungs- und Vermittlungstätigkeiten. Der Mietpreis für ein 24-Quadratmeter-Zimmer im Stühlinger inklusive Heizung, Wasser, Strom, W-LAN, Waschmaschinen, Trockner, Fahrradstellplatz, Müll, Reinigungsdienst für die gemeinsamen Duschen und Toiletten sowie Hausmeisterservice liegt bei 500 Euro. Alle Zimmer verfügen über ein eigenes Waschbecken, manche auch über eine eigene Dusche. Wie einst im Hotel gibt es im Treppenhaus Etagenduschen und Toiletten, und jeder WG steht eine maßgeschreinerte, robuste Küche zur Verfügung.

„Es war spannend, den Übergang von der Baustelle zu den zwei WG-Wohnungen mitzuerleben“, berichtet Mieter Chris Bergmann. Der 41-jährige Spielplatzbauer lebt in der unteren WG und ist begeistert: Auch die bunte Mischung der Mitbewohner mit Studenten sowie Auszubildenden und Berufstätigen findet er gut.

„Da ist immer Dynamik drin, der Wechsel ist fester Bestandteil“, weiß Augustin, der die Gemeinschaft seines Büros mit den jungen Mitbewohnern schätzt –selbst wenn von einem Tag auf den anderen ein Mieter nach Argentinien zieht. Dass es nun im Stühlinger eine Blaupause zum Wohnheimprojekt in der Wiehre gibt, freut ihn. „Diese Sparte meines Immobilienbüros, die Verwaltung dieses Bestands, hat mir schon immer Spaß gemacht“, sagt Augustin, „die jungen Leute, die Flexibilität halten mich jung.“

Fotos: © Ralf Augustin