Kommentar: Bohei in Betzenhausen Bauen & Wohnen | 03.03.2022 | Lars Bargmann

Obergrün Geplante Bebauung: Im Obergrün soll Wohnraum für rund 140 Menschen gebaut werden. Die beiden größeren Gebäude rechts im Plan sind für Sozialwohnungen reserviert. Die wird vermutlich die Stadtbau erstellen.

Sie sind sich nicht grün im Obergrün, die gleichnamige Interessensgemeinschaft und die Freiburger Stadtverwaltung. Die einen wehren sich vehement gegen eine Bebauung am Stadtteilrand, die anderen wollen den Bebauungsplan demnächst zur Offenlage bringen. Und die Treubau AG möchte dann das etwa ein Fußballfeld große Areal auch bebauen.

Das Gewann Obergrün macht seinem Namen alle Ehre. Wiesen, ganz kleine und auch eselgroße Tiere, ein Verein „Bauernhoftiere für Stadtkinder“ ist dort zu finden, das Kinderhaus Fang die Maus, die Anne-Frank-Grundschule – und alle profitieren von der grünen Idylle. Die „IG Gesamt­erhalt Obergrün“ hatte sich im vergangenen Oktober – sieben Jahre nach den ersten Bebauungsplänen – gegründet. In einer Presse­mitteilung kritisierte sie neulich die „Zerstörung einer multicodierten Fläche“, die auf „einmalige Weise Naturschutz, Naherholung für viele Bürger:innen, Spielotop für Kinder, Bildung für Nachhaltigkeit, Landschaftspflege und Gärtnern für alle“ ermögliche.

Die Arbeit des Vereins sei durch die Neubaupläne bedroht und damit auch die Kooperation mit der Schule und dem Kinderhaus. Kurzum: „Das Obergrün ist für Klein und Groß, Alt und Jung unersetzlich, ein überfälliges Zugeständnis an die Menschen im Freiburger Westen!“ Auch der Bürgerverein Betzenhausen-Bischofslinde stellt sich hinter die Kritik.

Es ist, mit ein wenig Distanz betrachtet, ein Lamentieren auf hohem Niveau. Das Obergrün liegt ungefähr mittig zwischen Seepark und Dietenbachpark, die Dreisam ist nicht weit weg, auch mehrere Kleingartenanlagen sind fußläufig anstrengungslos zu erreichen. Das ist in Freiburg längst nicht Standard, es ist in der Kategorie Naherholungsgebiete sogar privilegiert. Auch wenn dort gebaut wird.

26 Reihenhäuser und drei Mehrfamilienhäuser mit 17 Wohnungen: Mit diesen Eckdaten wird im Baudezernat aktuell nach einem gemeinderätlichen Beschluss – bei zwei Gegenstimmen – die Offenlage des Bebauungsplans vorbereitet. Dem Verein sind „langfristige Pachtverträge“ versprochen. Für Baubürgermeister Martin Haag ist die Dichte der Bebauung (GFZ: 0,88) zumutbar, Obergrün sei ein gutes Beispiel für Innenentwicklung: „Wir schaffen Wohnungen, brauchen fast keine neue Infrastruktur und werten gleichzeitig Flächen für Natur-, Artenschutz und Erholung auf.“

So nachvollziehbar es ist, dass sich die IG weiter gegen die Bebauung wehrt, so nachvollziehbar ist es, dass Rathaus und die große Mehrheit im Gemeinderat für diesen neuen Wohnraum für 140 Menschen sind.

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