Mammutaufgabe für Mohnke: Das aufwendige Sichern des Münsterbergs in Breisach Bauen & Wohnen | 04.09.2017 | Lars Bargmann

Das Ingenieurbüro Mohnke und Höss aus Freiburg bewältigt derzeit eine sehr anspruchsvolle Aufgabe: Die Stützmauern am Breisacher Münsterberg und am Eckartsberg müssen saniert werden, damit die Hänge zur Oberstadt nicht irgendwann nachgeben.

Allein die Voruntersuchungen kosten mehr als 900.000 Euro. Aber die Sicherheit der Bürger steht hoch im Kurs beim Gemeinderat, der die Ausgaben bewilligte. Die Sanierung wird hernach ein Vielfaches kosten.

Einige der teils privaten, teils öffentlichen Stützmauern sind schon heute stark beschädigt, teilweise sind größere Abbrüche zu sehen. An den ersten fünf Mauerstücken wird nun sondiert, wie ihr jeweiliger Zustand ist, wie sie statisch so ertüchtigt werden können, dass auf lange Sicht keine Gefahr mehr von ihnen ausgeht. So wie 2012, als vom Eckartsberg ein Felsen in die Tiefe krachte und zum Glück niemand verletzt wurde.

„Das ist schon ein diffiziles Projekt“, sagt Mohnke und zeigt auf einem Plan einen Schnitt durch den Münsterberg. Die Erkundungsbohrungen sind bis zu zehn Meter lang, es spricht vieles dafür, dass die Experten am Ende auch die Stützmauern mit 15 Zentimeter dicken Nägeln im Berg verankern und hinter die Mauern Quellmörtel als Lastverteiler spritzen.

Zunächst aber wird alles zentimetergenau vermessen, dann müssen die Mauern, an die man ohne technisches Equipment teilweise gar nicht rankommt, freigelegt und untersucht, der Baugrund geotechnisch untersucht werden. Erst dann können die Tragwerksplaner Fragen beantworten: Wie sind die bis zu zweieinhalb Meter dicken Schwergewichtsmauern überhaupt aufgebaut? Aus welcher Epoche stammen sie? Wie ist ihr statischer Zustand? Wie viel Druck liegt hinter und über ihnen?

Die Idylle trügt: Die den Münsterberg stützenden Mauerwerke sind statisch gefährdet. Auf die Stadt Breisach kommt eine ebenso langwierige wie kostenintensive Sanierung zu.

Mohnke hält dabei ständig Kontakt zu den Denkmalschützern um Bertram Jenisch, denn: Zumindest in dieser Hinsicht sind die Mauern gut geschützt. Jeder einzelne Abschnitt muss vom Landesdenkmalamt genehmigt werden. Die Behörde entscheidet auch für jeden Abschnitt über eine Förderung und bezuschusst auch die Untersuchungen.

Bei der Sanierung soll deswegen so viel möglich vom historischen Material bewahrt werden. Zudem wird jede Wand bauhistorisch aufgenommen. „Wir klären jetzt quasi rückwärts, wie damals gebaut wurde, das ist schon ein bisschen wie forschen“, sagt der Ingenieur. In anderen Ländern würde man wahrscheinlich einfach tonnenweise Spritzbeton auf die historischen Mauerscheiben klatschen. In Breisach geht man eher minimalinvasiv vor. Geotechniker erkunden Stadtmauern, Stützwände und Felsformationen, Materialprüfer erarbeiten Vorschläge, mit welchen Baustoffen sie saniert werden können. Und die Tragwerksplaner sorgen für das passende statische Konzept.

Das Mammut-Projekt, das Mohnke und Höss Bauingenieure leiten, wird die Stadt Breisach vermutlich über Generationen beschäftigen. Mohnke und sein 30-köpfiges Team sind aktuell auch beim dritten Bauabschnitt am Freiburger Augustinermuseum dabei, vom Dach bis zu den Grundmauern in der Schatzkammer alles zu untersuchen und tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Und auch das sei eine „hochinteressante“ Aufgabe.

Fotos: © Mohnke