Nach dem Bau des neuen SC-Stadions spielen Juristen die dritte Halbzeit aus Bauen & Wohnen | 20.08.2021 | Lars Bargmann

Das neue Stadion des SC Freiburgs Sieht optisch fertig aus, ist es aber in den Innereien noch nicht.

Das neue Stadion des SC Freiburg ist auch zur Saisoneröffnung 2021/22 nicht fertig geworden. Im November 2018 hatte der Totalunternehmer Köster mit dem Bau begonnen. Das erste Spiel in der Arena am Flugplatz wird ein Freundschaftsspiel in der Länderspielpause sein. Das erste Pflichtspiel Mitte Oktober gegen B Leipzig. 

„Wir verfolgen nicht nur eine technisch perfekte Fertigstellung, sondern auch eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit der Immobilie. Das Stadion wird höchsten Ansprüchen an Funktionalität und Architektur gerecht.“ Das sagte der für den Stadion-Neubau zuständige Köster-Geschäftsführer Claude-Patrick Jeutter im September 2017. Technisch perfekt ist das Stadion auch 33 Monate nach dem Baubeginn nicht. Insbesondere in den Bereichen Elektro-, Medien- und Datentechnik, so meldete es der SC Anfang August, haben die aufgetretenen Probleme „trotz aller Anstrengungen nicht mehr vollständig kompensiert“ werden können.

Eine aktuelle Anfrage beantwortet die Pressestelle bei Köster heute so: „Wir verstehen das hohe Interesse an diesem bedeutenden Freiburger Projekt. Bezüglich Ihrer Fragen möchten wir Sie gern bitten, sich direkt an die Stadiongesellschaft zu wenden.“ Jeutter ist übrigens längst nicht mehr Geschäftsführer bei der Köster GmbH. Auch sein Nachfolger Niklot von Bülow ist es nicht mehr. Es ist nur zu erahnen, wie viele Anwälte sich hinter den Kulissen mit dem Projekt beschäftigen.

 „Wir lassen unsere Interessen von einer bundesweit tätigen Spezialkanzlei vertreten“, sagt Baubürgermeister Martin Haag auf Anfrage. Haag bestätigt auch die Informationen der Redaktion, wonach im Vertragswerk bei Verzug der Fertigstellung eine Konventionalstrafe festgelegt ist. Dass die „komplexe Baustelle auch wegen Corona“ hinter dem Zeitplan hinterherhinkt, versteht er. Dass es aber so lange dauert, bis die Arena fertig ist, könne mit Corona nicht allein erklärt werden. 

Es liefen derzeit, räumt er ein, „schwierige Gespräche“ mit Köster-Vertretern. So viel aber scheint klar: Köster wird am Freiburger Stadion nichts verdienen, er wird wohl eher Geld bringen müssen. Die Stadiongesellschaft, so Haag, sei jedenfalls immer noch im Kostenrahmen. Der umfasst 76,45 Millionen, wovon neun Millionen allein für die Einrichtung budgetiert sind, also nicht an Köster gezahlt werden. Die Osnabrücker setzten 2019 knapp 1,2 Milliarden Euro um und wiesen einen Gewinn nach Steuern in Höhe von 9,8 Millionen aus – keine Umsatzrendite, die für Kapitalanleger interessant wäre. Der Bau der neuen Arena wird hinter den Kulissen sicher noch in die dritte Halbzeit gehen. 

Priorität bei der Festlegung des ersten Heimspiels mit zwei Halbzeiten habe die Gewährleistung eines für Fans, Spieler, Trainerstab, Medien, Sponsoren, Dienstleister und Einsatzkräfte „sicheren und reibungslosen“ Spieltags, meldet der SC. Der Fokus werde nun auf die Sicherstellung der TV-Übertragung sowie aller spieltagsrelevanten IT- und Datentechnikthemen liegen. Gegen wen das Freundschaftsspiel in der Länderspielpause gespielt wird, konnte SC-Vorstandsreferent Holger Rehm-Engel heute noch nicht sagen: „Das zeichnet sich aktuell ab, wir kommunizieren es aber esrt dann, wenn alles wirklich fix ist.“ Alle behördlichen Abnahmen fürs Stadion lägen mittlerweile vor. Das sei aber nicht gleichbedeutend damit, dass alles fertig ist.

Wenn das Spiel gegen Leipzig die offizielle Eröffnung markiert, hat Köster für die Arena mit 34.700 Plätzen 35 Monate gebraucht. Die Allianz-Arena in München war in 31 Monaten fertig. Und ist doppelt so groß.

Foto: © Screenshot, www.scfreiburg.com/stadion/das-neue-sc-stadion/baustellen-cam