Nach Gutsherrenart: Erkenntnisse aus der 25. Sitzung des Gestaltungsbeirats Bauen & Wohnen | 02.09.2018 | Lars Bargmann
Bühne frei für den Gestaltungsbeirat der Stadt Freiburg: Zum 25. Mal kritisierte das Gremium Mitte Juli öffentlich Bauvorhaben. Zum Jubiläums-Schauspiel gekommen waren 50 Bürger, Interessierte, Stadträte. Eine grenzwertige Veranstaltung.
Auf der Bühne saßen neben den Beiräten die Projektentwickler Gisinger und Strabag sowie die Stadttochter Stadtbau. Für die Baufirma Gisinger präsentierte Christian Engelhard ein Bauvorhaben am Ortsrand von Ebnet, das auf den Namen Hornbühl-Ost hört. Dort sollen insgesamt 16 Häuser hingestellt werden, vier baut Gisinger, die aber viergeschossig in prominenter Lage mit freiem Blick in den Schwarzwald. Architekt Joachim Eble führte aus, warum er die Häuser so kreiert habe, wie er sie kreiert hat, der Landschaftsplaner Hendrik Porst vom Studio Dreiseitl erklärte, wie er die Aufgabenstellung des Übergangs von der Landschaft, der Vorbergzone in den urbanen Raum Freiburg bearbeitet hat. So weit, so gut.
Beiratsmitglied Zvonko Turkali lobte die Darbietungen zunächst („sie sind alle sehr ambitioniert und wollen etwas Besonderes erreichen“), bevor er dann mal eben die Höhe kritisierte („bei drei Geschossen sollte Schluss sein“), die Ausgestaltung („die Häuser sollten schlichter sein, ohne diesen einseitigen Drall“) und die Frage stellte, wie hier die sehr prominente Lage am Ortsrand definiert wird („darüber könnte man sich mehr Gedanken machen, die Häuser stehen so da, als ob sie den Ortsrand gar nicht brauchen“).
Sein Kollege Wigbert Riehl sagte zunächst, dass das Freiraumkonzept „auf einem guten Weg sei“, große Tiefgaragenzufahrten am Ortsrand aber ein „Fremdkörper“ wären und die geplante Erschließung mit dem Wendehammer an die 70er-Jahre erinnert. Zudem hätten die Planer mit dem vorhandenen Gefälle des Baugeländes offenbar gar nichts anfangen können, was ein Anwesender dem protokollierenden Journalisten gegenüber angesichts eines zweiprozentigen Gefälles als „gaga“ bezeichnete.
Die Vorsitzende Jórunn Ragnarsdóttir („versuchen doch lieber eine Gartenstadt-Architektur aus den 30er-Jahren“) schloss den ersten Akt mit den Worten ab: „Back to the roots.“ Ach ja, Engelhard hatte vor der Präsentation noch die Absicht geäußert, den Bauantrag im August einzureichen.
Dann verließen die Gisingers die Bühne und Martin Lauble, Dirigent der Freiburger Strabag Real Estate, stellte zusammen mit dem Architekten Martin Vogelsang den Milestone 3 an der Bahnhofsachse vor.
Das u-förmige Gebäude hat fünf Geschosse hinter einer Ziegelfassade, ein 5,5 Meter hohes Erdgeschoss mit flexiblen Tagungsräumen, einem Fahrradladen und gut 6700 Quadratmeter Nutzfläche. Man müsse, so Beirat Tobias Wulf, aufpassen, dass an der Achse kein „architektonisches Schaulaufen“ veranstaltet werde, die Gebäude (vom Embex-Haus bis zum Hölderle-Carré) müssten zueinander passen.
Ragnarsdóttir wollte die Veranstaltungsräume lieber im Keller (!) haben und im Erdgeschoss mehr öffentliche Nutzungen (Café, Restaurant), sonst würden sich womöglich „Angsträume“ ergeben. Lauble sucht derweil für genau so eine Nutzung zwei Häuser weiter im Straumann-Haus schon seit einem Jahr einen Pächter. Dass er die Nutzungen zuvor intensiv mit seinem Nutzer entwickelt hat und der sicher keine Veranstaltungsfläche im – dann 5,5 Meter hohen – Keller wünscht, ficht den Beirat nicht an.
Nach der Strabag folgte im Finale die Stadtbau mit ihrem Projekt ECA-Siedlung, das bereits zum zweiten Mal auf der Bühne stand. Hier lobte Miriam Weyell das neue Freiraumkonzept, es sei, so Riehle, ein sehr gutes Beispiel, wie man öffentliches und privates Grün verschränken kann, man könne, schloss Ragnarsdóttir, der Stadtbau nur gratulieren. Auch wenn die Erdgeschosse der Häuser in Natursteinoptik sicher noch schöner wären.
Visualisierung: © Gisinger