Zwei Freiburger entwickeln Wickeltische für Spielplätze Start-ups | 24.11.2023 | Till Neumann

Pioniere: Niklas Schäfer (links) und Holger Bauer mit ihrem Wickelboard am Mundenhof Pioniere: Niklas Schäfer (links) und Holger Bauer mit ihrem Wickelboard am Mundenhof

Kinder haben sie nicht. Aber eine Idee, die bei Eltern ankommt: Holger Bauer (31) und Niklas Schäfer (29) wollen als „Wickelboard“ Wickelstationen für Spielplätze entwickeln. Ihr erstes High-End-Modell steht seit Juni auf dem Mundenhof.Nach einem MDR-TV-Beitrag haben sich 35 Interessenten gemeldet. Darunter Städte wie Hamburg, München oder Wuppertal.

Ihre Idee wurde schon vor fünf Jahren geboren. Da waren Niklas Schäfer und Holger Bauer mit einer Freundin auf einem Spielplatz in Heidelberg. Sie wickelte ihr Kind auf einer Parkbank. Die beiden Studenten fragten sich: „Ist es normal, dass man hier an so einem Ort wie dem belebten städtischen Spielplatz so sein Kind wickeln muss?“ Die Antwort lautete ja. Die Idee, Wickeltische für solche Orte zu entwerfen, hatte offenbar noch keiner.

Nach einer gemeinsamen Bachelor­arbeit zum Thema begannen Schäfer und Bauer mit einem Prototyp. Er steht seit 2020 auf dem Kinderabenteuerhof im Freiburger Stadtteil Vauban – und kommt an. „Die Leute da sind happy“, sagt Schäfer. Auch eigene Umfragen zeigten: Der Bedarf bei Eltern ist groß. Also starteten sie ein Crowdfunding und finanzierten damit die bestmögliche Variante ihres „Wickelboards“. Die massive Kon­struktion steht seit Juni auf dem Drachenspielplatz am Mundenhof. 7900 Euro haben sie dafür investiert.

„Voll gut, genau so was braucht es“, sagt eine Mutter an einem sonnigen Sonntag im Oktober, als sie das Wickelboard entdeckt. Sonst bringe sie Decken mit, wickele auf dem Boden, in gebückter Haltung. Mit dem Wickelboard kann sie ihrer Tochter windgeschützt stehend und mit einem Dach überm Kopf eine neue Windel anlegen.

Auch andere sind begeistert. Das zeigen Reaktionen unter dem Foto des Wickelboards auf Instagram – und eine QR-Code-Umfrage, die das Duo am Wickelboard auf dem Mundenhof anbietet. „Bei der Bewertungsskala von 1 bis 10 haben das bisher alle auf 10 geschoben“, berichtet Schäfer.

Mit Robinien haben sie für das Board das „bestmögliche Holz“ verwendet. 20 Jahre könne das bei guter Wartung halten. Fixiert ist die Konstruktion mit Edelstahl, die Seiten sind abgerundet. Der Nachteil: Die fast 8000 Euro sind viel Holz. Das merken die beiden, wenn sie Interessenten den Preis durchgeben. 35 Anfragen sind in den vergangenen Wochen eingegangen. Der Grund dafür: Der MDR stellte ihre Idee in einem TV-Beitrag für das Format „Einfach genial“ vor. Daraufhin meldeten sich Städte wie Hamburg, München oder Wuppertal. Auch ein Tierpark und ein Schwimmbad klopften an.

Um ihr Repertoire zu erweitern, entwickeln die beiden eine zweite Variante. Was sie kosten wird? „Gut wäre, so an die 4000 Euro ranzukommen“, sagt Bauer. Das würde ihre Absatzchancen erhöhen. Die Zahl der potenziellen Spielplätze deutschlandweit ist enorm. „Die Größenordnung übersteigt alles“, sagt Schäfer. Allein für Freiburg haben sie 130 Spielplätze gezählt. Rund 35 bis 50 ihrer Boards müssten sie im Jahr absetzen, um so je ein halbes Gehalt auszuzahlen. An Optimismus fehlt es nicht. Auch die Kooperation mit dem Mundenhof ist Grund dafür. Der Tierpark kommentiert auf Instagram: „Wir lieben das neue Wickelboard bei uns.“

Fotos: © Paul Schnürle