863 PS: Autotuner Andreas Heindl fährt den wohl heißesten Wagen der Stadt STADTGEPLAUDER | 27.10.2016

Auf die inneren Werte kommt es an. Das gilt auch für das Auto von Andreas Heindl. Sein Audi RS6 ist der wohl bulligste Flitzer Freiburgs. Fast 900 PS hat der Wagen – ansehen tut man es ihm nicht. Im Alltag tuckert der 28-Jährige mit schlappen 700 PS durch die Stadt.

Aufgemotzt: Andreas Heindl präsentiert seinen Audi RS6 auf dem Parkdeck der Westarkaden. Unter der Haube sind 863 PS.

Aufgemotzt: Andreas Heindl präsentiert seinen Audi RS6 auf dem Parkdeck der Westarkaden. Unter der Haube sind 863 PS.

„Schlicht, er ist schlicht.“ So beschreibt Andreas Heindl seinen Audi. „Sieht unschuldig aus und frisst alles, was ihm in die Quere kommt“, sagt die Freiburger Auto-Bloggerin Irina Lutz. Eine kräftigere Karre in Freiburg kennen beide nicht. Wie gefräßig der silberne Audi ist, zeigen sie beim chilli-Interview auf dem Parkdeck der Westarkaden. Unschuldig glänzt er in der Abendsonne. „700 PS sind für den Straßenverkehr zugelassen“, sagt Heindl. „Auf 863 PS kommt er, wenn ich die Steuergeräte umstelle.“ Eine Straßenzulassung hat er dafür nicht, bei Autorennen auf Privatgelände ist das jedoch möglich. Allein die Keramikbremsen der Vorderreifen kosten neu um die 10.000 Euro.

Mit seinem Audi fährt er auch Viertelmeile-Rennen. Vergangenes Jahr wurde er Vierter auf dem Lahrer Flugplatz. „Die Konkurrenz war heftig“, sagt Heindl. Die Besten brauchen für die 425 Meter um die zehn Sekunden. Sein RS6 schaffte es in 11,7. Spitzengeschwindigkeit: 376 Sachen. Doch da geht mehr: Auf 900, später 1000 PS will er seinen Wagen tunen, wenn das nötige Kleingeld da ist. Allein ein Abgasgutachten für 1000 PS koste locker 5000 Euro.

Autotuner Freiburg

Teuer und kräftig: die Keramikbremsen

Schwarzer Pulli, beige Hose, Fünftagebart. Heindl sieht nicht aus wie ein Freak, will es auch nicht sein: „Ich fahre mit Bus und Bahn zur Arbeit.“ Seine Brötchen verdient er in der Kfz-Zulassungsstelle im Landratsamt Freiburg. Tuningfachwissen ist da hilfreich: „Die Kollegen fragen mich hin und wieder, wie man etwas einträgt“, sagt Heindl. Motoren aufzumotzen ist sein Hobby, der Audi sein „Spaßauto“.

Bei Rasern ist für ihn Schluss mit lustig: „Man muss nicht mit 100 Sachen durch die Stadt heizen, das sind Idioten.“ Kürzlich hatte er seinen ersten kleinen Unfall, ist in eine Leitplanke gefahren. Mit 40 Sachen. Illegale Rennen sind für ihn tabu. „Die Strafen dafür können sie gerne erhöhen“, sagt er. Von ihm aus könne Rasern für ein Jahr der Führerschein entzogen werden.

Autos pimpt der Simonswälder seit knapp zehn Jahren. Seit gut einem Jahr hat er den RS6. Ein Bekannter aus Gutach hat die Werkstatt OK-Autotechnik und hilft beim Umbau. Zusammen haben sie die Abgasanlage modifiziert und das Motorsteuergerät umprogrammiert. Um auf 900 PS zu kommen, schließt er ein Laptop an und regelt die Einstellungen. Die Formel ist einfach: „Je mehr Kraftstoff eingeblasen wird, desto mehr Leistung“, erklärt Heindl. Ursprünglich hatte der Audi 569 PS.

Vollgepackt: der Motor des Audi RS6

Um sich auszutoben, geht er auf Renn­strecken. Oder spät abends auf die Autobahn. „Ich will keinen gefährden“, betont er. Er gebe nur Gas, wenn Platz ist. Drängler nerven ihn gewaltig. Hat er genug, gibt er kurz Gummi. „Dann gucken sie ganz schön doof“, sagt Heindl und grinst.

So sehr der Autotuner an seinem Auto hängt, er liebäugelt mit einem Verkauf: „Für 75.000 Euro kann man ihn haben, dann weine ich keine Träne hinterher.“ Ist der Audi weg, gebe es ein neues Projekt. Bis dahin hegt und pflegt er ihn weiter. „Für Kurzstrecken ist er nicht gemacht“, sagt Heindl. Trotzdem fährt er auch mal zur Eisdiele. Dann gibt’s Schoko oder Pistazie. Der Audi steht eher auf Super+. Bei Vollgas braucht er bis zu 28 Liter. Ein Vielfraß eben.

Text & Fotos: Till Neumann

Autotuner Freiburg

Edel: Im aufgemotzten Audi RS6 sitzt Andreas Heindl gut gepolstert.

Unscheinbar: Andreas Heindls Wagen sieht nicht aus wie eine Rennmaschine.

Unscheinbar: Andreas Heindls Wagen sieht nicht aus wie eine Rennmaschine.

Silber: Einst war der Wagen gifrgrün. Das war Heindl zu auffällig.

Silber: Einst war der Wagen giftgrün. Das war Heindl zu auffällig.