Chefket im Jazzhaus: lässig, schnell, chefig STADTGEPLAUDER | 16.04.2016

Der „glücklichste Rapper der Welt“ ist am Freitagabend im Jazzhaus aufgetreten. Chefket. Der gebürtige Heidenheimer, der mittlerweile von Berlin aus die Chefkatze gibt, hat den Saal zum Kochen, Feiern und Breakdancen gebracht – mal mit reflektieren Songs, mal mit atemberaubend schnellen Raps. Einen Fan rettete er sogar vor dem Rausschmiss. (inklusive Bildergalerie)

Chefket im Jazzhaus

Alle prahlen die ganze Zeit und sagen, sie hätten viel Geld, aber Chefket ist der glücklichste Rapper der Welt“, rappt Sevket Dirican. Superlative sind im HipHop-Geschäft die Regel. Nach dem Auftritt am Freitagabend im Jazzhaus kann man aber zumindest mal davon ausgehen, dass Chefket seinen ersten Gig in Freiburg in bester Erinnerung behalten wird. Am Ende standen rund 30 Fans mit ihm auf der Bühne und feierten ihn, sich und die Welt. Chefket rappte seine Single „Rap & Soul“ vom aktuellen Album „Nachtmensch“.

Das fast ausvkerkaufte Jazzhaus bejubelte den Deutsch-Türken vom ersten Song an frenetisch. Zu Recht: Chefket machte seinem Namen alle Ehre, rappte was das Zeug hält. Mal kickte er Double-Time-Reime in atemberaubendem Tempo, mal glänzte er mit nachdenklichen Texten wie dem großartigen „Wir“. In dem Song gibt er Einblick in seine deutschen und türkischen Wurzeln, zeigt die zwei Perspektiven auf – und rappt gegen Vorurteile: „Wenn du wissen willst wie Deutsche leben, geh und frag sie / Und wenn du mal mit ihn streitest, nenn sie nicht einfach Nazis“. Außerdem im Programm: Songs wie „Fliegen“, „Kater“ oder „Cool, Easy, Fresh“, bei denen viele in den ersten Reihen den Refrain textsicher mitrappten.

Chefket war nicht alleine gekommen. Mit auf der Bühne standen zwei Sängerinnen und sein DJ, der auch Keyboardeinlagen übernahm. Gesangstechnisch ist Chefket nicht einmal auf Unterstützung angewiesen, singen kann er selbst ziemlich gut. Die beiden Ladys bereicherten die Show dennoch. Schöne Stimmen, schicke Optik, eine der beiden spielte sogar Geige. Der DJ am Keyboard überraschte zudem mit gleich mehreren jazzigen Liveeinlagen.

Chefket im Jazzhaus

Der Berliner Rapper gab sich nicht nur versiert, sondern auch publikumsnah. Er holte spontan gleich zwei Freiburger Tänzer auf die Bühne und ließ sie danach stagediven. Als die Stimmung kochte, forderte er die Menge auf, vor der Bühne einen Kreis für Tänzer zu bilden – die alte HipHop-Schule. Respekt geben und so. Auch beattechnisch ließ er sich da nicht bitten: Sein Repertoire reicht von Old-School-Boom-Bap bis zu modernen synthielastigen Beats.

Als plötzlich ein Security-Mann von der Bühne stieg, um einen Fan rauszuschmeißen, regierte Chefket souverän. „Was, wegen einer Zigarette? Wir lassen ihn drin!“, rief er dem Ordner zu. Die Menge jubelte zustimmend. Doch Chefket verscherzte es sich auch nicht mit den Sicherheitskräften, bedankte sich ausdrücklich bei ihnen. Statt vom „Nachtmensch“ rappte er spontan vom „Paffmensch“.

Als der Saal nach fast zwei Stunden bei „Rap & Soul“ kochte, hatte Chefket noch ein Ass im Ärmel. „So viele, die schon vor uns da war’n und die, die nach uns komm‘ / Zeig Respekt und dreh das laut, als wär‘ es ein Bob Marley Song“, rappte er. Plötzlich schallte Bob Marley durch die Box. „Could you be loved“ sang die Menge im Chor. Sogar zu ein paar Tanzschritten mit den Sängerinnen ließ er sich hinreißen.

Chefket rappt lässig, schnell und chefig. Nach so einem Abend ist er es möglicherweise wirklich für ein paar Momente: Der glücklichste Rapper der Welt.

Text & Bilder: Till Neumann

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