Festival Cinema Exil: Filme aus der Heimat STADTGEPLAUDER | 09.09.2016

Sie kommen aus Afghanistan, Eritrea, Ghana, Kurdistan, Nigeria und Syrien. Sie sind zwischen 17 und 24 Jahre alt, und leben noch nicht lange in Freiburg. Die einen sind mit ihrer Familie hierher gekommen, die anderen haben sich alleine auf den Weg gemacht. Auf die Flucht vor Krieg, Bürgerkrieg, Verfolgung und anderen Formen von Gefahr für Leib und Leben.

Voll von der Rolle

Blaue Brücke: Neun Freunde machten das Cinema Exil.

Die einen haben schon eine Wohnung, die anderen wohnen noch im Flüchtlingsheim. Sie haben unterschiedliche Lebensentwürfe, kommen aus verschiedenen Kulturen, haben aber die gleichen Hoffnungen und Wünsche an das Leben wie jeder junge Mensch. Und sie haben ein gemeinsames Interesse: Kino. Und alles, was damit zusammenhängt.

Die Gelegenheit, sich ausgiebig mit Filmen und dem Filmemachen zu beschäftigen, bekamen Rama Nahwali, Aisha Abdo, Fadi Elias und Miran Chekho, Suraya Hussini und Farhan Habibi, Etaganet Hermon, Lucky Ekezie und Muni Canssansra nun in einem Projekt namens „Cinema Exil“: Hier schauten sie sich Filme aus den eigenen und den Ländern der anderen an, produzierten selbst kleine Filme, machten sich mit Interview, Drehbuch und Regie vertraut. Und suchten die „Filme aus der Heimat“ aus, die sie nun beim Filmfestival Cinema Exil am 17. & 18. September im Harmonie-Kino präsentieren.

Das von der Stadt Freiburg, der Filmförderung Baden-Württemberg und der Landeszentrale für politische Bildung geförderte Projekt startete im Frühjahr 2016, die Idee dazu hatte Medienpädagogin Irene Schumacher vom Verein Kommunikation und Medien. Zusammen mit Filmemacher Jakob Reinhart setzte sie es um – und natürlich auch zusammen mit den neun Neu-Freiburgern, die großes Engagement und viele Ideen mit in die wöchentlichen Treffs brachten. Bald waren sie sich darüber einig, dass das Festival ein Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs zwischen Geflüchteten und Ortsansässigen sein sollte: Deshalb haben sie Filme ausgewählt, die sie als wichtig oder „irgendwie typisch“ für ihr Land ansehen. Und die Lebensgefühle zum Ausdruck bringen, das ihnen bedeutsam scheinen für das Verständnis ihrer Länder – und damit ihrer selbst. Filme, von denen sie denken, dass sie zu Gesprächen über und Unterschiede und Gemeinsamkeiten führen und somit zum Abbau von Vorurteilen beitragen können.

Den ersten Austausch hat das internationale Team bereits hinter sich. Junge Freiburger Filmschaffende, die in dem Artik-Projekt „Blackwood-Films“ aktiv sind, haben ihrerseits Filme ausgesucht, die sie für „typisch deutsch“ halten und zur gemeinsamen Sichtung eingeladen. Der letzte Film dieser Reihe, Caroline Links „Im Winter ein Jahr“ läuft am Freitag, 9. September, 18 Uhr im Kommunalen Kino.

Außerdem haben Rama, Aisha, Suraya, Etaganet, Fadi, Miran, Farhan, Lucky und Muni mit einem Team von Uni-TV vier verschiedene Trailer produziert, die seit einiger Zeit in den Friedrichsbau- und Harmonie-Kinos zu sehen sind und die und zu dem Festival-Wochenende einladen, bei dem es außer den Filmen auch Gespräche, Workshops, Musik, Essen & Trinken und einen Basar der Begegnung geben wird.

Es beginnt am Samstag, 15.30 Uhr mit dem 2011 im Libanon gedrehten Spielfilm „Wer weiß, wohin?“. Darin geht es um religiöse Konflikte und Möglichkeiten zu deren Überwindung.

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Der zweite Film des Samstags heißt „Memories on Stone“, eine schwarze Komödie aus dem Jahr 2014, die einen Einblick über die kurdische Gesellschaft im Irak gibt.

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Die Sonntagsmatinee beginnt um 10.00 Uhr mit „Confusion NA WA“, einem 2013 in Nigeria produzierten Film, in dem ein paar Menschen eine Kette von tragischen Ereignissen in Gang setzen.

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Den Abschluss des Festivals bildet „Stein der Geduld“. Dieser Film ist 2014 in Afghanistan entstanden und handelt von einer Frau, die mit ihrem Leben abrechnet.

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Alle Filme sind in Originalsprache mit deutschen Untertiteln zu sehen.

Text: Erika Weisser / Fotos: Jakob Reinhart

Infos
www.facebook.com/CinemaExil/
www.friedrichsbau-kino.de/info/CinemaExil.php
www.cinema-exil.de