Franz Dobler liest beim Freiburger Krimi-Club "Ein Schlag ins Gesicht" im Kaiser-Keller STADTGEPLAUDER | 08.03.2017

Franz Doblers „Ein Schlag ins Gesicht“ gehört zu den Büchern, die man laut lesen müsste: Dann wird der Flow, der Rhythmus spürbar, hallen die Sätze, die virtuos und klug gesetzten Worte nach. Dann werden die zuweilen aberwitzigen Dialoge lebendig. Etwa die Leid-Klage-Gespräche zwischen dem ziemlich fertigen eigentlichen Bullen Robert Fallner und dem wohl einzigen Menschen, der für ihn so etwas wie ein Freund ist: Die gehen so genial aneinander vorbei, dass sie in leiser Lektüre weniger stark wirken.

Doch immer noch stark genug: Zwar versucht der soeben entlobte Ex-Kommissar Fallner dem Altpunk Armin an einem tristen Silvesterabend in der gemeinsamen und eher gottverlassenen Stammkneipe ununterbrochen die frühkindlichen Gründe für sein immer wiederkehrendes berufliches und privates Scheitern zu erklären, während der „Gesprächspartner“ nicht begreifen will, warum er seine halbseidene Freundin seit Tagen nicht mehr erreicht. Doch schnappen beide dennoch die eine oder andere Bemerkung des Gegnübers auf – es entsteht schließlich wider Erwarten noch ein Gespräch mit Hand und Fuß. Und die holperige Entwicklung dahin beschreibt Franz Dobler einfach meisterhaft.

Franz Dobler

Und da erfahren wir und Armin von Fallners neuem Auftrag, den er nicht mehr als Polizist, sondern als Security-Mitarbeiter zu erledigen hat: Er soll eine alt gewordene, mehr als halbseidene ehemalige Sexfilm-Diva von einem Stalker befreien, der in ihrer Umgebung sein Unwesen treibt. Und da kommen die beiden einsamen, durchs Leben und durch ihre Dialoge gestolperten Männer plötzlich in Fahrt, reden von den guten – oder eher weniger guten – alten Zeiten, geben sich gegenseitig Tipps, wie sie ihrem Jammer entliehen können. Und geraten unversehens mitten in eine unverhoffte Party, nach deren Ende beide – und jeder auf seine Art – noch tagelang an einem nachhaltigen Kater leiden werden. Und Fallner gerät in eine Geschichte, von der er am Ende sagen wird, dass er sich „an kaum einen Fall erinnern kann, der so mies war.“

Was natürlich typische Doblersche Lakonie ist: Sein „Fall“ ist alles andere als mies, das Buch ist spannend, überraschend, ja, auch abgründig. Und mit viel schwarzem Humor gewürzt. Und einfach gut geschrieben: „Eine Wundertüte zwischen zwei Buchdeckeln“ nennt es Buchhändler Michael Schwarz, „ein „Stoff, aus dem Legenden sind“.

Auf seine Initiative hin ist diese Liebeserklärung an Hard-Boiled-Detektivgeschichten, an die 70er Jahre, die BRD-Trash-Kultur, Debbie Harry und geheimes Wissen ist am Donnerstag bei „einem geselligen und multimedialen Abend“ live zu erleben: Da kommt Franz Dobler in den vor zwei Jahren gegründeten Krimiclub der Buchhandlung Schwarz. Und liest laut vor. Und hat einen Kofferplattenspieler dabei. Zur musikalischen Ergänzung seines eigenen Sounds. Moderiert wird der Abend von Joachim Schneider, dem zweiten Initiator des Krimi-Clubs.

Infos unter: www.buchhandlung-schwarz.de/cont/veranstaltungen

Ein Schlag ins Gesicht
Franz Dobler:
Ein Schlag ins Gesicht
Verlag: Tropen 2016
365 Seiten, gebunden
Preis: 19,95 Euro

Lesung: Donnerstag, 9. März 207, 20 Uhr beim Krimi-Club der Buchhandlung Schwarz im Gewölbekeller im Gasthaus „Der Kaiser“, Günterstalstr. 38

Wir verlosen 2 Exemplare von „Ein Schlag ins Gesicht“;
E-Mail an: gewinnspiel@chilli-freiburg.de
Stichwort: Schlag

Text: Erika Weisser
Fotos: Marijan Murat