„Nicht die perfekte Band“: Warum „Proberaum“ gemeinsame Sache machen Featured | 27.04.2024 | Till Neumann

Das Kollektiv „Proberaum“ im Jazzhaus Freiburg Bei der Rampe im Jazzhaus: Proberaum stehen als Band auf der Bühne

Sechs Musiker haben sich zusammengetan, um als „Proberaum“ im Kollektiv aufzutreten. Beim Freiburger Bandcontest Rampe haben sie zuletzt mit urbanem Indie-Sound beeindruckt. Und einen Tag später die Bar am Funkeneck randvoll gemacht. Die Soloprojekte laufen weiter, aber als Crew hoffen sie auf mehr Bühnenpräsenz. Eine Akustik-Session sticht besonders raus.

„Irgendwann ein Insider“

In einem Hinterhof an der Schwarzwaldstraße haben die sechs Musiker ihren Proberaum eingerichtet. Die Stimmung ist gelöst an diesem Mittwochabend. Es gibt Bier und viele Lacher. Schnell wird klar: Elias Reißer (Gesang), Laurids Hoppenheit (Gesang), Milan Mettbach (Gesang, Bass), Till Freyschmidt (Drums), Joshua Schurr (Gitarre, Gesang, Klavier) und Leo Pommer (Gitarre und Gesang) sind Bandkollegen, aber auch Freunde.

Sie haben sich über Sessions, Skaterunden oder Mitbewohner kennengelernt und waren früher als „Louey and Friends“ aktiv. Damals probten sie noch im Haus der Jugend. Da ihre Künstlernamen schwer zu merken waren, stellte sie das Team mehrfach als die Jungs aus dem Proberaum vor. „Irgendwann ist es ein Insider geworden“, erzählt Elias. Also behielten sie das bei.

„Alle was im Kanonenrohr liegen“

Obwohl sie mit Soloprojekten wie Milxn (Milan), Louey (Elias) oder Peezy (Leo) auf digitalen Kanälen Tausende Menschen erreichen, waren Auftritte kaum zu bekommen. „In Freiburg ist das unfassbar schwer“, erzählen sie. Der Plan im Kollektiv zu punkten geht auf: Mitte Dezember traten sie als Voract im ausverkauften Jazzhaus vor Kasi auf. „Wo kann ich eure Musik finden?“, fragten Fans. „Wir so, keine Ahnung“, sagt Milan und lacht. Jeder hatte nur sein eigenes Profil.

Jetzt hat die Band eigene Social-Media-Accounts und ist auf Spotify. „Wir haben Bock, dass die Leute uns finden“, betont Milan. Wie gut sie harmonieren, zeigt der Song „Vakuum“. Den haben sie im September als Akustik-Version aufgenommen und auf Instagram veröffentlicht. Mit zwei Gitarren, poetischen Texten und autotune-getränktem Gesang liefern sie da urbanen Indie-Sound. Das begeistert und erntet viel Lob.

Das Kollektiv „Proberaum“

Aus 6 mach 1: Das Kollektiv „Proberaum“ will kreative Energie bündeln.

Nicht alles „krass auf der Kette“

Bescheiden bleiben sie trotzdem: Ihren Auftritt beim Bandcontest Rampe im Jahr 2023 bezeichnen sie als Katastrophe. Technisch sei vieles schief gelaufen. Und auch die Rampe 2024 war ein „Tiefpunkt“. Eingeschüchtert seien sie gewesen von anderen Bands: „Vor uns hat der Gitarrist so frank-zappa-mäßig hinterm Kopf kranke Solos gespielt“, erinnert sich Laurids. Beim Proberaum spielt beispielsweise Milan neuerdings Bass, beherrscht aber nur Grundtöne.

Obwohl viele Fans gekommen waren, reichte es nicht für die ersten drei Plätze. „Ich glaube, die Bands bei der Rampe konnten einfach mit Skill punkten“, sagt Elias. „Wir können vielleicht ein bisschen mehr damit punkten, dass wir nicht diese perfekte Band sind, die musikalisch alles krass auf der Kette hat.“ Doch ihre Fanbase ist da. Das zeigte sich einen Abend später beim Auftritt in der Bar am Funkeneck. Der war ausverkauft. Und mit dem sind sie zufrieden.

Sechs Schals und ein Kanonenrohr

Wie hoch sie hinaus wollen? Da sind sie sich uneins. Sie teilen aber Motivation und Fleiß: „Wir haben alle in irgendeiner Art und Weise was im Kanonenrohr liegen“, sagt Leo. Die ersten Proberaum-Fanschals gibt’s schon. Aber nur sechs Exem­plare. Am Größenwahnsinn dürfte die Karriere nicht scheitern.

Fotos: © Till Neumann, privat

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