Freiburger Krimiclub setzt auf anspruchsvolle Krimiliteratur STADTGEPLAUDER | 10.03.2017

Vor etwa einem Jahr hatten der Freiburger Journalist und Krimi-Experte Joachim Schneider sowie der Buchhändler Michael Schwarz einen besonderen Club gegründet, in dem sich Leser und Freunde anspruchsvoller Kriminalliteratur nicht nur mit Neuerscheinungen, sondern auch mit Klassikern, historischen Krimi-Reihen oder mit Verlegern dieser Literaturgattung bekannt und vertraut machen können: den Krimiclub der Buchhandlung Schwarz. Nun starten sie in ihre zweite Saison.

Hier geht es nicht nur um „den schnellen Grusel“: Michael Schwarz’ Krimiclub geht in die zweite Saison

Hier geht es nicht nur um „den schnellen Grusel“: Michael Schwarz’ Krimiclub geht in die zweite Saison

Zur Premierenveranstaltung las im März 2016 der Freiburger Autor Patrick Brosi aus seinem preisgekrönten, in der Pharma-­Industrie und in der Umgebung Freiburgs angesiedelten Whistleblower-Roman „Der Blogger“. Damals noch in der Buchhandlung Schwarz. Jetzt gehen die beiden Clubbetreiber in den Gewölbekeller, den ihnen das Gasthaus „Der Kaiser“ in der Wiehre zur Verfügung stellt. Dort soll es nach Auskunft von Schneider „etwa alle zwei Monate“ eine Veranstaltung geben. Es sind indessen nicht nur Freiburger Autoren, die sie dorthin einladen: Der Krimiclub soll kein Forum für Regionalkrimis sein, sondern eines für „Milieu- und Genreliteratur“, zu der etwa auch Henning Mankells Wallander-Romane gehören. Wobei solche Bücher nicht nur in Skandinavien, sondern auch hier zu finden sind, wie gerade Brosis Erstling zeigt. Oder auch die Bücher des preisgekrönten Autors Oliver Bottini, dessen Figur Louise Boní in Freiburg nicht nur komplexe Fälle löst, sondern auch immer gesellschaftliche Hintergründe ausleuchtet.

Bottini war bisher noch nicht zu Gast im Krimiclub. Sie würden ihn aber, sagt Schneider, „natürlich gerne nehmen, wenn er käme“. Denn Michael Schwarz und er legen Wert auf Literatur, die nicht mit dem Mainstream treibt, vielleicht sogar dagegen rudert. Literatur, der es nicht um „den schnellen Grusel“ geht und die eine wie auch immer angelegte regionale Geschichte durch globale Aspekte überwindet: Etwa durch eine moralische Auseinandersetzung oder eine komplexe Darstellung dessen, „wozu ein Mensch fähig ist“. Andererseits kommt es ihnen aber auch darauf an, Schriftsteller bekannt zu machen, deren Werke „noch nicht stapelweise“ in den Buchhandlungen zu finden seien. Die aber dennoch etwas zu sagen haben – „Geheimtipps“ eben.

Am 9. März war Franz Dobler im Krimi­club zu Gast, der als Preisträger des Deutschen Krimipreises 2015 kein wirklicher Geheimtipp mehr ist. Und der brachte außer seinem neuen Roman „Ein Schlag ins Gesicht“ einen Kofferplattenspieler mit, auf dem er den passenden Sound lieferte zu der im Buch neben der kriminellen Story ebenfalls thematisierten BRD-Trash-Kultur der 70er Jahre.
Die nächsten literarischen Leichen im multimedialen Keller sind im Mai zu erwarten, so viel verraten Schneider und Schwarz. Wer der nächste Gast im Krimi­club ist, lassen sie noch offen. Aber anspruchsvoll werde auch er sein.

Infos zu weiteren Veranstaltungen: buchhandlung-schwarz/veranstaltungen

Text: Erika Weisser
Foto: Christoph Eberle