HKDM-Jam: „Plötzlich waren 120 Leute da“ STADTGEPLAUDER | 19.09.2016

Jammen, feiern, lernen: Zwei Studenten der Hochschule für Kunst, Design und Populäre Musik Freiburg (HKDM) organisieren seit einem Jahr die HKDM-Jam. Musiker aus Nah und Fern können dabei donnerstags in Schmitz Katze für eine kleine Gage den Opener einer Jamsession geben. Dem chilli erzählen die Macher von Bierengpässen, Publikumszulauf und der Idee eines Wahlpflichtfachs.

Engagiert: Marco Stiegler und Tim Langpop sind die HKDM-Jam-Macher.

Engagiert: Marco Stiegler und Timo Langpap sind die HKDM-Jam-Macher.

Timo Langpap (27) und Marco Stiegler (22) sind die zwei Gesichter hinter der HKDM-Jam. Die beiden studieren den Bachelor Populäre Musik. Was sie im HKDM-Studium lernen, setzen sie mit der Jam in die Praxis um: Seit September 2015 leiten sie das Format. 16 Jams haben sie bisher organisiert – neben ihrem regulären Studium. Am Start waren Freiburger Musiker wie Michael Oertel, Teddy Smith oder Tonewood. Was anfangs für Erstsemester der HKDM gedacht war, hat sich als Anlaufstelle der Freiburger Musikszene etabliert. Sogar Professoren der HKDM jammen teilweise mit und geben den Musikern Feedback.

Das Konzept ist schnell erklärt: Bands können sich über die HKDM-Jam-Facebook-Seite bewerben. Mit etwas Glück bekommen sie einen der freien Donnerstagstermine. Beworben wird das Event unter anderem über die Facebook-Seite von Schmitz Katze mit knapp 24.000 Likes. Organisiert wird der Abend ausschließlich von HKDM-Studenten. Sie kümmern sich um Ablauf, Bewirtung, Ton und Licht. Die Jazz- und Rockschule stellt ihnen dafür Bar und Auditorium von Schmitz Katze zur Verfügung.

Die Band des Abends ist Opener für eine Jamsession, zu der alle Musiker eingeladen sind. Für den gebuchten Act gibt es 150 Euro Gage und die Möglichkeit, den Hut rumgehen zu lassen. Anfangs war auch das El.Pi Veranstaltungsort der Jam, das wurde aber aus Kosten- und Logisitkgründen eingestellt. Alle Jams sind seitdem in Schmitz Katze, das direkt neben der HKDM liegt. Der Eintritt ist frei, Getränke kosten einen Euro für HKDM-Studierende, zwei Euro für Externe. „Wir sind kein Unternehmen, wir wollen einfach Musik machen“, sagt Timo Langpap. Faire Preise sind ihm wichtig, Gewinne einzufahren sei nicht das Ziel. Er ist selbst Musiker, spielt Piano bei Triaz. Seine Gruppe war bei der Jam auch schon am Start.

Steigende Besucherzahlen machen er und Marco Stiegler auch am Bierabsatz fest: „Erst haben wir zwei Kästen Bier geholt, dann waren es zehn.“ Als Tonewood im Juni bei der Jam auftraten, war auf einmal das Bier leer, erinnert sich Langpap. Im Tonewood-Studio habe man noch zwei Kästen auftreiben können. „Als auch das leer war, haben wir dem benachbarten Slowclub Biobier abgekauft“, erzählt Stiegler. Die beiden hätten sich schon ein paar Mal unterschätzt, sagen sie und lachen. Als das Teddy-Smith-Trio gespielt hat „waren plötzlich 120 Leute da“. Besucherrekord.

„Das schlägt immer größere Kreise“, sagt Langpap. Auch Labels hätten schon bei der Jam angefragt. „Für Kooperationen aller Art sind wir offen“, sagt Stiegler, der Gesang studiert. Für die Organisation der Jam haben die beiden Hilfe von Studienkollegen und ihrer Hochschule. Die HKDM unterstützt das Format durch den Druck von Flyern und Plakaten sowie mit einem kleinen Budget.

Jam-Opener: Am 22. September spielen InGold bei der HKDM-Jam

Jam-Opener: Am 22. September spielen InGold bei der HKDM-Jam

Die wachsenden Besucherzahlen haben Stiegler und Langpap auf eine Idee gebracht: Sie wollen, dass die HKDM-Jam ein Wahlpflichtfach wird. Denn so lerne man das Musikbusiness in Echtzeit kennen und könne sich ein Netzwerk aufbauen. Gespräche mit der Hochschulleitung dazu laufen.

Übernommen haben sie die Idee vor einem Jahr von zwei Studienkollegen, die vor zwei Jahren mit losen Jams im kleineren Kreis begonnen hatten. Den beiden wurde es schließlich aber zu viel. Dann hat Christian Pertschy, Leiter der Jazz- und Rockschule, die Jam an Langpap und Stiegler übergeben. Auch die beiden werden die Jam nicht ewig leiten können. Ein Jahr sind sie noch an der HKDM, danach wollen sich auf Musikproduktion und Musikbusiness spezialisieren. Andere HKDM-Studenten sollen das Format weiterführen. „Wir haben den Spirit reingebracht und geben gerne Starthilfe“, sagt Langpap.

Jetzt steht aber erst mal die Organisation des nächsten Abends an. Am Donnerstag, 22. September, spielen InGold, eine Gruppe um die Popakademie-Master-Absolventin Akina Ingold. Die Band der Popakademie Mannheim wandelt zwischen Band zwischen Electronica, Trip Hop und Pop. Stiegler und Langpap sind vorbereitet: Zehn Kästen Bier stehen bereit.

INFO

Die HKDM-Jam steigt jeden zweiten Donnerstag zu regulären Semesterzeiten. Diese sind von September bis Januar und von März bis Juli.

Weitere Jambühnen in Freiburg sind unter anderem:
Montag: The Someday Sessions im Räng Teng Teng (einmal im Monat)
Mittwoch:
Offene Bühne & Jam Session im Wheit Rabbit

Text: Till Neumann; Fotos: Till Neumann & InGold

Schmitz Katze macht weiter bis Silvester – länger wohl nicht