Immobilienmarkt Freiburg: 20 Prozent weniger Verkäufe Immobilien | 15.05.2023 | Lars Bargmann

Visualisierung: neue Wohnungen am Park in Haslach Bezahlbares Wohnen: Im Stadtbau-Projekt Wohnen am Park in Haslach sollen rund 100 neue Wohnungen gebaut werden, die Hälfte als öffentlich geförderte Mietwohnungen, die andere Hälfte für neue Eigentümer.

Drastisch verändert haben sich im vergangenen Jahr die Rahmenbedingungen in der Baubranche. Vor allem im Wohnungsbau. Sagte Finanzbürgermeister Stefan Breiter bei der Vorlage des Immobilienmarktberichts für 2022, den der städtische Gutachterausschuss erstellt hat. Um 20 Prozent sind die Verkaufszahlen zurückgegangen. Das Transaktionsvolumen sackte von 1,25 Milliarden auf 968 Millionen Euro ab. Die Aussichten: düster.

Nur noch 113 Wohnungen haben im vergangenen Jahr den Eigentümer gewechselt. 2021 waren es 288 (siehe Infobox). „Das Kauf- und Verkaufsgeschehen ist nahezu zum Erliegen gekommen. Es gibt fast keinen Markt. Wenn es uns nicht gelingt, Wohnbauflächen zu bringen, eskaliert das noch mehr“, sagte Breiter. Ganze sieben Bauplätze für Ein- und Zweifamilienhäuser wurden in Freiburg, Ebnet, Kappel und Lehen verkauft (durchschnittlicher Quadratmeter-Kaufpreis: 1231 Euro). In den Tuniberg-Gemeinden und Hochdorf waren es sechs (806 Euro). Bauplätze für Mehrfamilienhäuser gab es genau einen: auf dem Güterbahnhof.

Es spricht nichts dafür, dass diese Zahlen im laufenden Jahr steigen werden: Die historisch einmaligen Zinssteigerungen in so kurzer Zeit, die Baupreise, die Inflation, der Fachkräftemangel – gerade für den sogenannten einfachen Häuslebauer ist der Traum von den eigenen vier Wänden zum Albtraum geworden. Die Zinswende hat aber auch noch einen anderen Effekt, den Hugo W. Sprenker, der Vorsitzende des Ausschusses, vorrechnete: „Wenn der Zins um ein halbes Prozent steigt, fällt der Wert der Immobilie um zehn Prozent.“

43 neue oder gebrauchte Reihenhäuser oder Doppelhaushälften und 33 freistehende Häuser gingen über die Ladentheke. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis in einer der 13 Villen lag bei 9300 Euro. Erstaunlicher aber ist diese Zahl: Ein Käufer blätterte den Topwert von 12.905 Euro für jeden einzelnen Quadratmeter hin, nach bib-Informationen für eine Liegenschaft in Günterstal. Die teuerste Eigentumswohnung kostete 2,439 Millionen.

„Freiburg ist auch im Vergleich zu den Top-7-Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart eine sehr wertstabile Stadt“, kommentierte Kathrin Schonefeld, die Leiterin des Vermessungsamtes. Und eine Stadt des chronischen Wohnungsmangels: Für finanziell schwächere Haushalte gibt der Markt so gut wie nichts her. „Umso wichtiger ist es, dass wir unsere wohnungspolitischen Ziele im Dietenbach und im Wohnquartier Kleineschholz konsequent weiterverfolgen“, meinte Breiter. Es sei „unglaublich wichtig“, dass Familien auch ins Eigentum kommen: „Das ist langfristig günstiger als die Miete. Das gelingt uns noch nicht, daran müssen wir arbeiten.“

Der Gemeinderat aber hat beim Fordern immer noch nur die 50-Prozent-Quote für den sozialen Mietwohnungsbau im Sinn. Wenn es nach Breiter geht, dann sollten in diesen 50 Prozent auch Eigentumswohnungen drin sein. Der Finanzdezernent hadert auch damit, dass für die viel beschworene „aktive Liegenschaftspolitik“ im neuen Doppelhaushalt gerade einmal vier Millionen Euro zur Verfügung stehen. So viel, wie das beschauliche Bad Krozingen auch hat. „Wir könnten 20 Millionen brauchen.“

Info-Tabelle mit Preisen von Wohnungen und Häusern 2022 im Vergleich zu 2021

Visualisierung: © Froetscher Lichtenwagner Architekten Wien