»Planbarkeit nicht mehr gegeben« – Familienheim schließt Geschäftsjahr 2022 positiv ab Immobilien | 25.07.2023 | Philip Thomas

Anja Dziolloß und Alexander Ehrlacher Blicken auf ein schwieriges Geschäftsjahr: Anja Dziolloß und Alexander Ehrlacher

Trotz gestiegener Zinsen und Baukosten hat die Familienheim Freiburg das Geschäftsjahr 2022 positiv abgeschlossen: Die Baugenossenschaft erwirtschaftete einen Gewinn von 2 Millionen Euro (Vorjahr: 2,47). Das Gesamtvermögen beläuft sich auf 163,3 Millionen Euro (Vorjahr: 163,5). In seinen Wohnungsbestand sowie Neubauten investierte das Unternehmen 12,4 Millionen Euro. Allerdings: Neue Wohnungen in Freiburg plant die Familien­heim erst mal nicht.

„Das ist für uns etwas ganz Besonderes“, sagte die Familienheim-Vorstandsvorsitzende Anja Dziolloß im Mai auf einem Parkdeck an der Angelus-Silesius-Straße im Freiburger Stadtteil Betzenhausen. Gemeint waren damit acht Mietwohnungen, die seit Februar des vergangenen Jahres über den Autostellplätzen entstanden sind. „Ein Vorteil ist, dass keine zusätzlichen Flächen versiegelt wurden“, so Dziolloß.

Das KfW-Effizienzhaus 40 wurde in Holzrahmenbauweise errichtet. Bezogen werden die 700 Quadratmeter Wohnfläche über dem Parkplatz voraussichtlich im August. Es gibt je vier Wohnungen mit zwei und vier Zimmern. Erreichbar sind sie über Laubengänge und einen außen liegenden Treppenturm samt Aufzug.

2,9 Millionen Euro investierte die Baugenossenschaft laut Dziolloß in das Projekt. Darin zahlen Mitglieder 12 Euro für einen Quadratmeter. Von der Erzdiözese Freiburg geförderte Wohnungen werden mit 10 Euro vermietet. Entsprechend hoch sei die Nachfrage gewesen. „Wir hätten die Wohnungen drei oder vier Mal vermieten können“, sagt Vorstand Alexander Ehrlacher, der Ende des Jahres seinen Vorstandsposten aus persönlichen Gründen räumen will.

Besonders ist das Projekt für die Familienheim auch deswegen, weil es auf absehbare Zeit das letzte seiner Art in Freiburg gewesen sein könnte. Grund dafür seien fehlende Flächen und explodierende Baukosten. „Für dieses Projekt hatten wir uns früh Förderprogramme und Zulagen gesichert. Diese Planbarkeit ist heute nicht mehr gegeben“, so Ehrlacher. Ob die Genossen in Freiburgs neuem Stadtteil Dietenbach oder Kleineschholz aktiv werden, sei aktuell völlig unklar.

Einen Teil des Gewinns (370.000 Euro) schüttet die Genossenschaft an ihre 8341 Mitglieder aus. Diese zahlten im Schnitt eine Kaltmiete von 7,29 Euro pro Quadratmeter. Der Freiburger Mietspiegel lag im vergangenen Jahr bei 9,79 Euro. Nicht zuletzt deswegen haben in einer Mieterbefragung 93 Prozent ihre Miete als sehr günstig (9), günstig (29) oder angemessen eingestuft.

Das genossenschaftliche Vermögen lag zum Jahreswechsel 2023 bei 163,3 Millionen Euro und damit nahezu unverändert zum Vorjahr. Für Erhalt und Modernisierung zahlte das Unternehmen rund 10 Millionen Euro. In Neubauten investierte die Familienheim knapp zwei Millionen Euro.

Auch die Umweltbilanz ihrer 2730 Wohnungen beschäftigt die Familienheim. Eine eigene Untersuchung klassifiziert 90 Prozent der Wohnungen nicht schlechter als Energieeffizienzklasse D. Der bundesdeutsche Schnitt liegt laut Familienheim bei knapp 70 Prozent. Bis 2045 soll der Gebäudebestand in Deutschland laut Bundesregierung klimaneutral mit Wärmeenergie versorgt werden. Baden-Württemberg hat das Jahr 2040 ausgegeben.

Foto: © Baschi Bender