Kommunen in Breisgau planen neue Gewerbegebiete STADTGEPLAUDER | 28.05.2016

Die Ausweitung
der Gewerbegebietszone
Viele Kommunen arbeiten an neuen Flächen,
um Firmen – und Steuern – anzulocken
Eine ganze Reihe von Städten und Gemeinden im Breisgau arbeitet derzeit an der Planung und Ausweisung neuer Gewerbegebiete. Arbeitsplätze, das damit einhergehende Bevölkerungswachstum und nicht zuletzt die Gewerbesteuereinnahmen treiben die lokale Politik. In Bad Krozingen etwa hofft Bürgermeister Volker Kieber noch vor der Sommerpause auf den Satzungsbeschluss für das neue, 15 Fußballfelder große Gewerbegebiet Am Krozinger Weg. Im Gewerbepark Breisgau in Eschbach hat Geschäftsführer Markus Riesterer allein seit Jahresbeginn schon vier Fußballfelder an den Mann gebracht. Auch in Teningen und andernorts wird an der Ausweitung der Gewerbegebietszone gearbeitet.

Im interkommunalen Gewerbepark Breisgau gibt es derzeit noch 30 Fußballfelder freie Flächen. Das kleinste Grundstück hat rund 4000 Quadratmeter, wer lieber klotzen statt kleckern möchte, kann aber auch 100.000 Quadratmeter am Stück kaufen. Ein Quadratmeter kostet derzeit 75 Euro – voll erschlossen. 25.000 Quadratmeter wechselten allein seit Jahresbeginn den Besitzer: Logistiker, Handwerksbetriebe, Medizintechniker und Metallbauer unterzeichneten die Verträge. Aktuell gibt es in Eschbach derzeit rund 180 Betriebe mit 2200 Arbeitsplätzen. „Die Arbeitsplatzzahlen sind regelrecht explodiert“, sagt Riesterer. Zu Recht: Innerhalb von nur sieben Jahren haben sie sich verdoppelt.

Auch Riesterer setzt auf eine Erweiterung und geht davon aus, dass bis zum Sommer kommenden Jahres die Planungen so weit sind, dass die Gewerbepark Breisgau GmbH die dafür nötigen Flächen kaufen kann. Zeitgleich setzt er auf eine qualitätsvolle Infrastruktur. So wird derzeit in den Ausbau des Breitbandnetzes investiert, weite Teile des Parks können bald ans Fernwärmenetz angeschlossen werden, beide Projekte sollen Ende des Jahres abgeschlossen sein. „Das wird die Attraktivität des Parks nochmals deutlich steigern“, sagt der Geschäftsführer.

 
In Bad Krozingen hat Kieber zusätzlich zum neuen Gewerbegebiet Am Krozinger Weg, wo die Grundstücke erschlossen zwischen 110 und 180 Euro kosten und Handwerksbetriebe und produzierende, etwa aus der Medizin- und Messtechnik, angesiedelt werden sollen, unlängst auch ein neues, interkommunales Gewerbegebiet zwischen Bad Krozingen und dem bestehenden Staufener Gewerbegebiet Gaisgraben ins Spiel gebracht und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer vorgestellt. Staufens Bürgermeister Michael Benitz ist zwar nicht abgeneigt, hat aber derzeit andere Prioritäten, etwa die Ortsumfahrung.
 
Auch die Stadt Denzlingen arbeitet mit Bürgermeister Markus Hollemann an dem neuen Gewerbegebiet Geringfeldele. Der Bebauungsplanentwurf steht, die Nachbargemeinde Vörstetten hat keine Einwände. Auch Hartheim würde gerne auf der Gemarkung Feldkirch das neue Gewerbegebiet Mattfeld ausweisen: Wegen der Hochwassergefahren steht das Vorhaben aber auf der Kippe. Die Experten vom dafür zuständigen Landratsamt konnten Hartheims Bürgermeisterin Kathrin Schönberger bisher keine großen Hoffnungen machen.
 
Hochwasserprobleme hatte auch der Teninger Bürgermeister Heinz-Rudolf Hagenacker. Lange drohte die Bebauung der alten Franzosen-Kaserne an der Tscheulinstraße ins Wasser zu fallen, weil das Areal in einem Hochwassergefährdungsgebiet liegt. Erst im Wege eines Plausibilitätsverfahrens – vereinfacht gesagt, hatten ortskundige Bürger den behördlichen Hochwasserexperten berichtet, dass sie in dem fraglichen Gebiet noch nie Wasser haben stehen sehen –, konnte die Fläche dann planerisch angegangen werden. „Das hat uns zwei Jahre gekostet“, sagt Hagenacker. Noch sind dort 12.000 Quadratmeter (Preis: 60 Euro, für jeden Quadratmeter Wohnen zusätzlich 200 Euro) nicht protokolliert. Auf dem Kasernen-Areal arbeiten mittlerweile 220 Menschen für 13 Betriebe. „Diese Entwicklung ist ein Aushängeschild“, sagt Hagenacker. Breitband- und Glasfasernetz inklusive. Die ins Auge gefasste Erweiterung des Gewerbegebiets Breitigen II mit rund neun Hektar indes steht noch nicht in den Startlöchern: „In Teningen konkurrieren viele Nutzungen um wenig Flächen“, sagt der Bürgermeister.
 
In Bötzingen werkelt Rathaus-Chef Dieter Schneckenburger derzeit mit viel Tempo an der Ausweitung des Gewerbegebiets Frohmatten – um neun Hektar oder 13 Fußballfelder –, das teils sogar über die Gemarkungsgrenze von Gottenheim springt.
 
Im Kirchzarten ist Ende April das neue, 2,4 Hektar große Gewerbegebiet Fischerrain I eröffnet worden. Fischerrain II wird in zwei Jahren noch einmal 2,2 Hektar bieten, aber im Rathaus bei Bürgermeister Andreas Hall liegt ein angemeldeter Bedarf von heimischen Unternehmen von fast sechs Hektar. Die örtliche Tagespresse titelte: Gerade fertig, schon zu klein.
 
Text:Lars Bargmann/Foto: © Oliver Münzer, Swing Europe