Buch-Rezi: Ich bin ein japanischer Schriftsteller – Befreiendes Gelächter Kultur | 09.12.2020 | Erika Weisser

Cover: Ich bin ein japanischer Schriftsteller

Allen, „die gerne jemand anderes wären“ widmet Dany Laferrière sein Buch, von dem er – oder sein literarisches Ich – behauptet, dass er es nicht einmal habe schreiben wollen. Dass er bis zum Beginn des Schreibens nur den Titel im Kopf gehabt habe.Und der habe ihn einfach nicht mehr losgelassen, ganz besessen sei er gewesen von der Idee, tatsächlich ein japanischer Schriftsteller zu sein.

Gar nicht so einfach, wenn man schwarz ist, aus Haiti stammt, seit 40 Jahren im Exil in Quebec lebt – und von dem Land keine Ahnung hat. Also begleitet er erst einmal den Dichter Basho auf seiner Wanderreise durch das Japan vor 350 Jahren. In Montreal begegnet er der japanischen Sängerin Midori, will einen Film über sie und ihre Clique queerer Manga-Mädchen drehen, sieht sich durch ein Harakiri aber bald in einen Mordfall verwickelt. Er wird berühmt und kann sich kaum mehr vor japanischen Fans retten.

Dany Laferrière ist ein überaus belesener Meister des gewitzten, virtuosen und vor allem selbstironischen Wortes. Und seine Freiburger Übersetzerin Beate Thill ist eine Meisterin der wortgewandten Übertragung dieser mitreißenden Leichtigkeit. Ein respektloser Lesegenuss zum angeblich so schweren Thema Identität – mit viel befreiendem Gelächter.

Cover: Ich bin ein japanischer Schriftsteller

von Dany Laferrière, aus dem Französischen von Beate Thill
Verlag:
Wunderhorn, 2020
200 Seiten, gebunden
Preis: 22,00 Euro