Buch-Tipp: „Schwarzwald.Blutrot“ Kultur | 23.03.2020 | ewei

Nils Kielsen hat sein Lehrerdasein satt. Diese „Vorhölle aus stimmbrüchig pubertierenden Siebtklässlern“ hält er nur aus, weil sie ihm Zeit lässt, seiner eigentlichen Berufung nachzugehen, im familienfernen Rückzugsgebiet seines Arbeitszimmers Krimis zu schreiben.

Inspiration bekommt er gelegentlich von seinen zur besagten Vorhöllen-Altersgruppe gehörenden Töchtern. Als etwa die ältere sich empört, dass sie sich mit dem sozial- und klerikalkritischen biblischen Propheten Amos beschäftigen muss, strickt der Vater daraus eine undurchsichtige Geschichte um Zügellosigkeit und Verderben in der katholischen Kirche.

Da wird ein heuchlerischer Priester während der Frühmesse von einem herabfallenden Kruzifix erschlagen. Und während die fiktiven Ermittler in Kielsens noch nicht veröffentlichtem Roman nach dem Täter suchen, geschieht die haargenau gleiche Tat in einem Schwarzwalddorf. Allerdings wirklich. Und mit den gleichen Folgen.

Verfasserin des kriminellen Vexierspiels ist eine Freiburger Pfarrerin – Thame ist ein Pseudonym –, die sich in theologiehistorischen und ökumenischen Fragen bestens auskennt. Die von ihrem Wissen jedoch eine Spur zu viel in ihren mit viel Fabulierlust verfassten Erstling gepackt hat. Das macht ihn zuweilen verwirrend. Aber Potenzial hat die Autorin.

 

 

Von Chris Thame
Verlag: Gmeiner, 2020
252 Seiten, Paperback
Preis: 11 Euro

Foto: © Gmeiner Verlag