Gold, Silber, Edelsteine: „Der Schatz der Mönche“ Kultur | 02.12.2020 | Erika Weisser

Kloster St. Blasien

Um „Leben und Forschen im Kloster St. Blasien“ geht es bei einer von den Freiburger Museen und der Erzdiözese konzipierten Ausstellung im Augustinermuseum. Bis April 2021 zeigt sie wertvolle Handschriften, prächtiges Kunsthandwerk und kostbare Liturgie-Utensilien.

„Der eigentliche Schatz der Mönche“, sagt der für die Ausstellung zuständige Kurator Guido Linke, sei freilich „nicht der Reichtum an Gold, Silber, Elfenbein oder Juwelen gewesen“. Wichtig sei ihnen vielmehr „der geistige, der intellektuelle Schatz“ der theologischen, historischen, kunsttheoretischen oder musikwissenschaftlichen Schriften gewesen, die in den Bibliotheken gesammelt wurden. Von ganz wesentlicher Bedeutung sei für sie jedoch „der geistliche, der religiöse Schatz“ gewesen, der sich in den geheimnisvollen Zeremonien und Riten der Liturgie verbarg – als Ausdruck des gelebten Glaubens in der Allgegenwärtigkeit Gottes in den Klöstern. Und diese Omnipräsenz hätten vorhandene Reliquien symbolisiert, die für die Mönche somit ihren größten, weil heiligsten Schatz ausmachten.

Im Kloster St. Blasien bestand dieser Schatz aus einem in drei Teile zerlegten und dann kreuzförmig zusammengefügten Holzstück: Gemäß der nicht bestätigten Überlieferung stammte dieses Stück, das zudem zwei Nagellöcher aufwies, vom Kreuz Christi. Nach einer gleichfalls nicht belegten Legende gelangte das Kreuzpartikel, das außerdem mit dem Blut Jesu getränkt sein sollte, gegen Ende des 11. Jahrhunderts von Ungarn in die Benediktinerabtei im Schwarzwald: Als Stifterin galt Königin Adelheid von Ungarn (ca. 1055/60–1090). Sie war die Tochter Rudolfs von Rheinfelden, Gegenkönig von Heinrich IV. und zeitlebens großzügiger Stifter für sein „Hauskloster“ St. Blasien. Sie soll diese echte Reliquie vom älteren Bruder ihres königlichen Ehemannes Ladislaus I. erhalten und sie dann an das Kloster weiterverschenkt haben – zusammen mit 70 Goldstücken für die Anfertigung eines würdigen Reliquiars, das durch die Verwendung kostbarer Materialien den besonderen spirituellen Wert der Reliquie sichtbar machen sollte.

Dieses sogenannte Adelheidkreuz wurde denn auch bald gebaut – vor mehr als 900 Jahren. Und diente bis 1696 als adäquater Aufbewahrungsort für die Reliquie. Das Originalexemplar wird ab Weihnachten als eines der zentralen Exponate der Ausstellung zu bewundern sein: Es handelt sich, weiß Kunsthistoriker Linke, um das größte erhaltene Kreuzreliquiar des deutschen Hochmittelalters; es besteht aus einem Holzkern, der sich hinter kunstvollsten filigranen Gold- und Silberschmiedearbeiten verbirgt, die mit 147 Edel- und Halbedelsteinen, 24 antiken Gemmen, drei ägyptischen Skarabäen und unzähligen Perlen besetzt sind. Die eigentliche, in Kupfer gefasste und herausnehmbare Reliquie befindet sich nicht mehr darin; sie wird in einem dritten, 1810 gefertigten Reliquiar aufbewahrt, das, wie das Adelheidkreuz, im Besitz des Benediktinerstifts St. Paul im Lavanttal in Kärnten ist.

Schatz_der_Moenche_Adelheidkreuz

Das berühmten Adelheidkreuz gehört zu vielen der ausgestellten kulturhistorischen Exponaten.

Dorthin hatten die St. Blasier Mönche ihre weltlichen Schätze noch rechtzeitig vor der Auflösung ihres Klosters im Jahr 1806 mitgenommen. Und dort sind sie heute noch: Der überwiegende Teil der 170 Ausstellungsstücke sind Leihgaben von St. Paul. Prachtvolle barocke Gottesdienstkelche und Monstranzen sind darunter, reich verzierte Messgewänder aus edlen Materialien, vergoldete Buchkästen und andere Werke mittelalterlicher Goldschmiedekunst, zahlreiche Münzen und Medaillen, schöne Elfenbeinschnitzereien, zeitgenössische Kupferstiche, Gemälde und Skulpturen aus der repräsentativen Kunstsammlung dieser einstmals so reichen und bedeutenden Abtei.

Und natürlich fehlen auch nicht die wichtigsten, teilweise mit üppiger Buchmalkunst versehenen Pergament-Handschriften aus der umfangreichen Bibliothek, dieser „Schatzkammer des Wissens“, die das Kloster außer zu einem Ort des Glaubens auch zu einem „Zentrum der Bildung, der Wissenschaft und der Kunst“ machten. In dem man sich, wie Guido Linke erläutert, außer dem Studium der Theologie auch dem der altphilologischen, arabischen, aramäischen Sprachen sowie des Hebräischen widmen konnte. Der größte Teil der heute noch bestehenden Sammlung sei dem Abt Martin Gerbert (1720–1793) zu verdanken, in dessen Amtszeit das Kloster seine größte Blüte erlebte und auch der heutige Kuppelbau des Doms entstand. Dieser „Handschriftenforscher und Netzwerker“ sei vor seiner Abtszeit viel gereist, habe, unter anderem im Vatikan, Bücher abgeschrieben oder auch gekauft – und natürlich selbst welche verfasst, vorwiegend Bibelinterpretationen und musikwissenschaftliche Werke, die bis in die Gegenwart als Standardwerke galten. Sein 300. Geburtstag ist Anlass für diese Ausstellung.

Info

www.freiburg.de/schatz-der-moenche
Bis zur Eröffnung, die sich lockdownbedingt noch verzögern kann, lädt das Augustinermuseum unter www.facebook.com/augustinermuseum zu einer virtuellen Vorschau ein.

Fotos: © ewei; Adelheidkreuz, Ende 11. Jh., Museum im Benediktinerstift St. Paul in Kärnten, Gerfried Sitar