Suche nach Sound: Siebtes Album von Nils Frahm Kultur | 17.05.2018 | Philip Thomas

Kein Wort auf dieser CD. Dafür dichte Klänge und stimmungsvolle Melodien. Auch wenn das siebte Studioalbum nicht genau das geworden ist, was der Wahl-Berliner ­eigentlich geplant hatte. Nils Frahm liefert eine tolle Symbiose aus klassischer Musik und elektronischen Tönen.

Aufgenommen im hippen
Berliner Funkhaus, gelingt es Frahm immer wieder, Bilder und Emotionen zu erzeugen. Zwei Jahre hat er dort verbracht – mit riesigen Instrumenten und einem winzigen Klavier für 50 Euro, um das ihn Schroeder von den Peanuts beneiden würde.

Unterbrochen wurde der Schaffensprozess durch gelegentliche Ausflüge zu einem alten Brunnen. Der Akustik wegen, wie er sagt.

Frahm schwört auf handgemachte Klänge. Ton aus Strom setzt er ganz bewusst ein. Mal melodisch-melancholisch, mal verspielt, manchmal mit Computer und Klavier in vertauschten Rollen. Bei experimentelleren Stücken wie „Human Range“ tröpfelt die Platte zuweilen vor sich hin, anstrengend oder gar unmelodisch wird All Melody ­namensgetreu aber nie.

Vom Brunnen sieht man nichts. Was dem Hörer bleibt, ist der Sound. Und der ist spitze. Nicht für eine Partynacht, sondern für den Sonnenaufgang danach.

Nils Frahm
All Melody
Erased Tapes
5 von 5 chilli-Schoten