Weiblichkeit und Lebensfreude pur: Kreatives Allroundtalent Daniela Häbig Kultur | 29.03.2020 | Stella Schewe

Nana

Sie sind bunt, rund, sinnlich und voller Lebensfreude: die Frauenfiguren von Daniela Häbig aus Freiburg, die stark an die Nanas der 2002 verstorbenen französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle erinnern.

 Zum Teil lebensgroß, zum Teil nur 20 Zentimeter bis einen Meter hoch, beeindrucken sie durch ihre Fröhlichkeit, Energie und Präsenz. „Mich fasziniert das Archaische an diesen Figuren: die Frau, die die Kraft hat, Leben zu schenken“, sagt die Künstlerin. „Hier kommt die weibliche Seite zum Vorschein. Und das Schöne ist: Das Runde ist immer positiv. Der Bauch, der Busen, das darf alles da sein.“ Das gilt auch für die Schwarzwaldmädls – ihre ganz eigene Weiterentwicklung der Nana-Skulpturen, mit Bollenhut und Co. Die 51-Jährige lacht und schüttelt ihre Locken. Ihre erste Figur, geschaffen Anfang der 2000er-Jahre, war mit 1,80 Meter so groß wie sie selbst, erinnert sie sich: „Sie war wie ein Spiegel für mich, und ich fühlte mich ihr verbunden.“

Entstanden sei dieser Prototyp beim Grundkurs „Nanas gestalten“ in einem Lahrer Frauenzentrum. „Den habe ich besucht und danach war es nicht mehr zu halten. Mir war klar: Das mache ich.“ Ihr Weg bis dahin war alles andere als gradlinig, Häbig lebte vieles aus, sagt über sich selbst: „Ich bin eine Allrounderin.“ Auf die Lehre zur Tapetenzeichnerin folgten eine Schauspielausbildung und eine Trommel- und Tanzfortbildung in Ghana. Seit 1999 lebt sie zusammen mit ihrem Mann Volker Kantwerg – ebenfalls ein Künstler – als freischaffende Künstlerin in Freiburg.

Daniela Häbig

Hat sich mit Nanas einen Namen gemacht: Künstlerin Daniela Häbig.

Ihre Figuren entstehen im Atelier der gemeinsamen Wohnung im sechsten Stock eines Hochhauses: Lichtdurchflutet ist es, mit Sicht bis zum Kaiserstuhl, die Wände weiß und hellblau, die Holzdielen am Boden mit bunten Farbklecksen gesprenkelt. Mittendrin eine rot gekleidete Nana, eine von vielen Auftragsarbeiten – wobei „gekleidet“ fast schon übertrieben ist: Sie trägt nur ein knappes Mieder, das ihre Rundungen so richtig zur Geltung bringt. Geformt ist die Schöne aus Hasendraht – für Häbig ein „Zaubermaterial, das sich beliebig biegen lässt“. Darüber kommt Pappmaschee, danach wird die Drahtform mit Bauschaum ausgefüllt und schließlich mit Modelliermasse die Figur herausgearbeitet.

 

„Das schwingt in mir“

 

„Ich brauche viel Material“, erzählt sie, „allein für diese Frau 23 Päckchen Plastiform“. Nach dem Trocknen an der Luft folgt der Feinschliff: erst mit einer kleinen Schleifmaschine, dann von Hand – ein Arbeitsgang, den Häbig liebt. Ganz zum Schluss kommen die Farben ins Spiel. „Das ist für mich wie eine Belohnung. Dieses Rot zum Beispiel, das schwingt doch in mir.“ Die Künstlerin selbst hat viel von den Figuren, die sie schafft: Ihre Fröhlichkeit und Energie springen im Gespräch förmlich über.

Wer sich davon anstecken lassen mag – Häbig gibt Kurse, privat ebenso wie an der Volkshochschule, Vorkenntnisse braucht es dafür keine. Ob Nanas oder Schwarzwaldmädls, ob leuchtende Herzen aus Büttenpapier, „verrückte Stühle“ oder auch mal Hühner und Fische – der Fantasie und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Auch ihre Trommelkenntnisse gibt sie in Kursen weiter. Kreativ sein bedeutet für sie: In etwas eintauchen und alles andere rundherum vergessen. „Etwas Neues schaffen und damit bei mir ankommen.“

 

Info

www.daniela-haebig.de

 

Fotos: © Daniela Häbig, Volker Kantwerg