Zwei gewinnt: Hip-Hop-Band Zweierpasch erhalten den Adenauer-de-Gaulle-Preis Kultur | 23.12.2018 | Philip Thomas

Die Würfel sind gefallen. Der mit 10.000 Euro dotierte Adenauer-de Gaulle-Preis für deutsch-französische Zusammenarbeit ging dieses Jahr an die Band Zweierpasch um die Brüder Till – chilli-Redakteur – und Felix Neumann.

Seit 2012 verbinden die beiden Grenzgänger Poetik mit Politik und stimmen in Schul-Workshops auch pädagogische Töne an. Die Rapper überwinden mit Texten auf Deutsch und Französisch (Sprach-)Barrieren, stehen für Weltoffenheit und mit Songs wie Fessengau (Stop Fessenheim) auch für wortgewandten Widerstand.

Nicht immer sind die beiden einer Meinung, hier antworten die Zwillinge mit Hauptquartier in Freiburg aber wie aus einem Mund.

„Wir waren erst mal total baff, als wir von dem Preis erfahren haben. Die Verleihung in Paris war auch eine krasse Plattform. Zwar bewegen wir uns oft in politischen Kreisen und spielen auch vor Krawattenträgern, aber unsere Beats im französischen Außenministerium – das war schon surreal. Natürlich war die Zeremonie auch ein außergewöhnlicher Moment und unsere erste große Auszeichnung, nicht aber der Höhepunkt unseres Musikerdaseins: Auf der Bühne haben wir größere Flashs. Wenn man dort Leidenschaften teilen kann, dann ist das noch cooler.

Durch die Auszeichnung sind die Anfragen spürbar gestiegen, das reißt gerade nicht ab. Natürlich ist das schön, aber manchmal ist das auch sehr anstrengend. Wir managen uns neben unseren anderen Berufen noch selber und erledigen zum Beispiel auch unsere eigene Öffentlichkeitsarbeit. Deswegen nehmen wir uns gegenseitig viel ab. Alleine würde das keiner durchstehen. Wenn einer von uns aufhören würde, wäre das Ding direkt gegessen.

Zweierpasch ist eben eine fixe Formel. Unsere Band ist europäisch geprägt und macht internationale Musik, dann ist es auch okay, wenn Hörer nicht jede Zeile auf Deutsch oder Französisch genau verstehen. Unser ‚World Hip-Hop’ steht für internationales Denken, mehrsprachige Texte, globale Themen und eine Melange aus Rap, World Music, Funk und Reggae. Die Grenzgänger-Message kommt auch in der Ukraine und Kasachstan an. Wir werden daher auch nicht nach Ibiza eingeladen, sondern eher in Krisengebiete.

Wir definieren Hip-Hop mit Funk- und Reggea-Elementen sehr weit. Auch textlich geht es darum, Brücken zu bauen. Sprache ist der Schlüssel zum Verständnis und Hip-Hop sehr textlastig. Daran haben wir immer geglaubt. Der Preis war jetzt eine schöne Bestätigung und wird uns noch tragen. Rap verbindet man in Deutschland leider sonst eher mit Skandalen. Wir machen erwachsene Musik und sind aus gewissen Schemata raus. Starallüren und Gangstershit wird es bei uns auch in Zukunft nicht geben.“

Im Netz: Zweierpasch | Adenauer-de-Gaulle-Preis

Foto: © Felix Brauner