Mapping Freiburg: Neue Sicht auf die Stadt eröffnet STADTGEPLAUDER | 11.02.2017

Das Freiburger Literaturbüro ist mal wieder unterwegs. Aber immer noch nicht in das neue Literaturhaus in der Alten Universität – dort wird noch bis in den Herbst hinein gebaut. Deshalb startete „Mapping Freiburg“, das neue, von Literaturbüro-Leiter Martin Bruch, seinen Kolleginnen Birgit Güde und Katharina Knüppel sowie Alexandra Junge und Silke Jaspers vom ILLU Freiburg e,V. entwickelte und vom Landes-Innovationsfonds Kultur geförderte Stadterkundungsprojekt für „neu in Freiburg angekommene und einheimische Menschen“, jetzt nicht mitten in der Stadt. Sondern zwischen den Gleisen von Rhein- und Höllentalbahn: Im Autonomen Zentrum KTS.

Dort steht auch der neu angeschaffte Risograph, eine hochmoderne Druckmaschine, die nach dem Prinzip des Siebdrucks funktioniert – und die Ergebnisse der Stadterkundungen in Windeseile vervielfältigt. Und von dort aus zogen die neun Teilnehmer der Auftaktveranstaltung des über mehrere Monate angelegten Vorhabens zu ihrem ersten gemeinsamen Streifzug los. Und allesamt gehörten sie zur Zielgruppe der 15- bis 35-Jährigen, die die innovativen Literaturvermittler erreichen wollten: Der jüngste, Mohamed aus Somalia, ist 16, der älteste, Amir aus dem Iran, 33 Jahre alt.

Mit von der Partie waren außerdem Charlotte aus Frankreich, Fahrat und „Alaska“ aus Syrien, Ivan aus Österreich und Oliwia, die aus Polen stammt, aber schon lange hier lebt und an diesem sonnigen Freitagnachmittag zusammen mit zwei deutschen Studentinnen den Weg in die KTS fand. Ausgestattet mit Skizzenheften mit dem hoffnungsvollen Titel „Wider die Müdigkeit – literarische Aufwachräume“, mit einem Innenstadtplan und offensichtlicher Entdeckerfreude machten sie sich daran, besondere Orte zu entdecken. Oder zu ihnen zurückzukehren.

Nach der Konzeption von „Mapping Freiburg“ sollten sie an diesen Orten, die vielleicht sogar schon Lieblingsplätze geworden sind, persönliche Eindrücke von deren Besonderheiten festhalten – per Stift und Heft. Oder auch per Handy-Foto. Und diese jeweils ganz eigene, individuelle Sicht auf Gebäude, Bäume, Brücken oder Straßenecken, an denen täglich viele Menschen vorüberhasten, sollten später, im Atelier, in ein vorbereitetes vereinfachtes Straßennetz der Innenstadt ein- und zu individuellen Stadtplänen zusammengefügt werden. Zu einer Art „Tagebücher einer Ankunft“, die nach Abschluss des Projekts unter anderem in Buchhandlungen zu haben sein werden – um auch anderen Freiburgern einen neuen Blick auf ihre Stadt zu eröffnen.

Bald fanden die unternehmungslustigen und polyglotten Stadterkunder auch ihre Objekte, skizzierten, fotografierten, sammelten, notierten deren Auffälligkeiten. Und verständigten sich – wo die Sprache nicht ausreichte – per Zeichnung, durch die Illustration ihrer Gedanken und Ideen. Und genau hier, findet Martin Bruch, liegt der literarische Aspekt des Experiments „Mapping Freiburg“: In der Arbeit mit und zwischen den Sprachen, um in der Interaktion einen persönlichen und dennoch allgemein verständlichen Ausdruck zu finden. Und dieser liegt nicht zwingend im geschriebenen Wort.

Was sich anderntags, im Atelier, dann auch bewahrheitete. Da kommentierten die Teilnehmer ihre Illustrationen gegenseitig – über eine besondere verschriftlichte Zeichensprache: die Zeichnung. Herausgekommen sind ganz erstaunliche Stadtkarten mit ganz neuen Perspektiven auf die schöne alte Stadt. Im März, April und Mai wird das Projekt fortgesetzt – und ist dann auch immer offen für neue Teilnehmer.

Die nächsten Workshops:

3. und 4. März, 7. und 8. April, 5. und 6. Mai
Start (freitags) im Heliodrom, Lörracher Straße 3
Atelier (samstags) in der KTS, Basler Straße 103

Mehr Infos & Anmeldung:
www.facebook.com/mappingfreiburg
info@literaturbuero-freiburg.de

Text: Erika Weisser, Fotos: © Erika Weisser, Martin Bruch / Illustration: © ILLU Freiburg e.V.