Babys erster Brei: Tipps und Tricks zum Beikoststart Bauch & Baby | 09.08.2021 | Tanja Senn

Beikost Baby

Die Bio-Karotten vom Markt sind gedünstet, püriert und noch einmal durchs Sieb gestrichen. Jetzt nähern sich die euphorischen Eltern dem Nachwuchs mit dem bunten, extra für ihn gekauften Löffel.Doch der weiß die Mühe nicht im Geringsten zu schätzen und spuckt seinen erste Brei mit verzogenem Gesicht aufs Lätzchen. Solche Szenen kommen vielen Eltern sicherlich bekannt vor. Damit statt der Essenslust kein -frust aufkommt, hat B. Zettis findefuchs einige Tipps zum Beikoststart gesammelt.

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt, die Beikost frühestens nach dem vollendeten vierten Monat und spätestens mit Beginn des siebten Monats einzuführen. Das ist so sicherlich als Richtschnur sinnvoll, nur: So wie jedes Kind ein anderes Tempo hat, wann es anfängt zu krabbeln, zu sitzen oder zu laufen, so variiert auch, wann ein Kind bereit ist, mit dem Essen anzufangen.

Statt sich an Zeitvorgaben festzuklammern, ist es deshalb sinnvoller, auf die individuellen Zeichen des Babys zu achten: Beobachtet das Kind neugierig andere beim Essen? Macht es dabei Kaubewegungen? Kann es selbstständig Nahrung greifen und zum Mund führen? Kann es seinen Kopf alleine halten und mit Unterstützung aufrecht sitzen? Ist der Zungenstreckreflex (dass Babys automatisch alles aus dem Mund herausschieben) verschwunden? Sind diese Punkte erfüllt, ist das Kind wahrscheinlich bereit für feste Nahrung.

Immer nur Karotten?

In den USA startet man mit Reisflocken, italienische Eltern beginnen mit Milchbrei und Asiaten oftmals mit Reis und Fisch. In Deutschland wird empfohlen, mit fein püriertem Gemüse zu starten. Meist sind das Karotten, Kürbis oder Pastinaken. Wie der Blick in andere Länder zeigt: Eine genaue Wissenschaft ist das nicht. Franzosen bevorzugen etwa – für uns eher unvorstellbar – Artischocken oder Bohnen als ersten Brei.

Beim Start in die Beikost darf man also auch gerne auf den eigenen Geschmack vertrauen, schließlich kennt das Kind diesen schon aus dem Mutterleib bzw. von der Muttermilch. Zudem sollte man nicht gleich aufgeben, wenn das Kind einen neuen Geschmack ablehnt – oft braucht es mehrere Versuche, bis etwas schmeckt. Und Vielfalt auf dem Löffel lohnt sich: Forscher haben herausgefunden, dass Babys, die sich abwechslungsreich ernähren, auch später offener gegenüber neuen Geschmäckern sind.

Ein paar Ausnahmen gibt es allerdings: Im ersten Lebensjahr sollten kein Honig oder Ahornsirup auf dem Speiseplan stehen, ebenso wenig wie roher Fisch und rohes Fleisch, zu viel Salz und alles, woran sich das Kind leicht verschlucken kann wie unzerkleinerte Erbsen, Samen, Nüsse oder kleine Beeren.

Hilfe, mein Kind isst nicht!

„Food under one is just for fun.“ Dieser Spruch aus dem Amerikanischen ist heftig umstritten. Der Grund: Oft wird angeführt, dass bei ­Babys ab einem Alter von sechs Monaten Muttermilch nicht mehr ausreicht, um die Eisenversorgung sicherzustellen. Bei vielen Eltern, deren Kinder die Beikost über diese Zeit hinweg verweigern, löst das Stress oder sogar Panik aus.

Zur Beruhigung – zumindest für Eltern von Stillkindern – sei hier eine Studie aus dem Jahr 1995 angeführt. Ein Forscherteam rund um Alfredo Pisacane fand heraus, dass Kinder, die sieben Monate oder länger ausschließlich gestillt wurden, keinen Eisenmangel hatten – selbst nach 12 und 24 Monaten waren ihre Eisenwerte noch normal. Denn Muttermilch enthält zwar wenig Eisen, das kann vom Körper jedoch sehr gut aufgenommen werden (bis zu 70 Prozent). Trotzdem sollte in jedem Fall mit dem Kinderarzt geklärt werden, ob sich das Kind altersgemäß entwickelt oder ob organische Ursachen vorliegen.

Was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Ein Kind zum Essen zu zwingen ist keine Option! Trotzdem hört man immer wieder von Eltern, die dem Kind schnell einen Löffel in den Mund schieben, wenn es abgelenkt ist oder gerade zum Schreien ansetzt. So kann sich aus einem Fütterproblem eine gravierende Störung entwickeln. Deswegen lieber den Löffel weglegen, die Reste einfrieren und es immer mal wieder ohne Zwang und Stress versuchen.

Baby Food

So gelingt es leichter

Besonders am Anfang sollte das Baby nicht zu hungrig und nicht müde sein. Oft funktioniert es besser, wenn die Eltern das Kind auf den Schoss nehmen. Den Löffel am besten vor den Mund halten und warten, bis das Baby von selbst den Mund öffnet. Wenn es das nicht tut, etwas Essen auf die Lippen geben, um es „auf den Geschmack“ zu bringen.

Essen ist etwas Sinnliches. Deshalb sollten auch kleine Kinder die Möglichkeit bekommen, es mit allen Sinnen zu erkunden. Wenn es am Anfang nur damit spielen oder daran riechen möchte – fein! Vielleicht ist es beim nächsten Mal schon so weit, das Essen auch in den Mund zu nehmen.

Lehnt das Baby den Brei auch nach mehreren Versuchen ab, kann man versuchen, die Konsistenz zu ändern, ihn flüssiger oder vielleicht auch stückiger zu machen. Manche Kinder mögen einfach keinen Brei. Dann kann Baby led weaning eine gute Ergänzung oder Alternative sein.

Was ist „Baby led weaning“?

Baby led weaning – übersetzt: vom Baby gesteuerte Entwöhnung – gewinnt seit Jahren immer mehr Anhänger. Statt Brei wird dem Kind dabei Fingerfood angeboten, zum Beispiel gegartes Obst und Gemüse in Pommes-Größe. Auch Bissfestes wie Brot, Fleisch oder Rohkost landen zum Kennenlernen und Anlutschen auf dem Teller. Die Vorteile sind vielfältig: Das Kind darf selbst aktiv werden, anstatt sich Brei in den Mund schieben zu lassen. Es kann die verschiedenen Formen und Konsistenzen von Lebensmitteln kennenlernen. Die Familie kann gemeinsam essen, ohne dass einer mit Füttern beschäftigt ist. Restaurant-Besuche werden einfacher. Außerdem ist das Baby von Anfang an am Familientisch integriert.

Kritiker bemängeln allerdings, dass Kinder beim Baby led weaningteilweise nur geringe Mengen zu sich nehmen und somit die Aufnahme nötiger Nährstoffe nicht gewährleistet ist. Unkritisch ist es hingegen, Brei und Fingerfood zu kombinieren – und so die Vorteile beider Beikost-Arten zu genießen.

Was ist mit dem sättigenden Schoppen?

Das Kind isst nicht oder – vermeintlich – nicht genug? Viele Großmütter haben da schnell einen guten Rat zur Hand: „Für dich gab es früher einen großen Schoppen und dann hast du die ganze Nacht durchgeschlafen.“ Doch was vor ein paar Jahrzehnten noch gang und gäbe war, sehen Experten heute kritisch. So wird von Trinkbreien abgeraten, da sie schnell zur Überfütterung führen können und die Entstehung von Karies fördern.

Und noch ein Trugschluss steckt in dieser Behauptung: Viele Eltern sehnen den Start der Beikost herbei, weil sie hoffen, dass ihr Kind dadurch länger gesättigt ist als durch bloßes Stillen – und deshalb besser schläft. Meist ist diese Hoffnung vergeblich. Auch wenn die Studienlage dazu dünn ist, scheint es, dass Durchschlafen eher etwas mit der Reife des Gehirns zu tun hat, denn mit der Ernährung.

Info
Hilfreiche Informationen zum Beikoststart gibt es beim Netzwerk „Gesund ins Leben“ www.gesund-ins-leben.de, bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung www.kindergesundheit-info.de sowie beim jeweiligen Kinderarzt.

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