Hinterrücks überfallen: Buch-Tipp „Kleine Helden“ Kultur | 03.09.2018 | Erika Weisser

Vor knapp zehn Jahren stürzte Spanien in eine Banken- und Immobilienkrise, von der es sich bis heute nicht erholt hat. Die Sozialsysteme wurden gekürzt, viele Menschen verloren ihre Ersparnisse, ihre Wohnungen, ihren Job. Für so manchen wurde schon der Besuch eines Frisiersalons oder ein Bier in der Eckkneipe zum Luxus.

Amalia, Diana und Pascual bekommen das ebenso zu spüren wie die anderen Bewohner des bunt gemischten Mikrokosmos in „irgendeinem der wenigen alten Viertel im Zentrum von Madrid“, in dem Almudena Grandes ihren Roman ansiedelt.

Friseurin Amalia hat trotz gesenkter Preise immer weniger Kundinnen, Barbesitzer Pascual serviert selten andere Getränke als kostenloses Leitungswasser, Ärztin Diana hat nur noch die Hälfte ihres früheren Gehalts. Wegen der angekündigten Schließung des Gesundheitszentrums im Quartier bangt sie um ihren Arbeitsplatz – und um die Versorgung der Patienten, von denen sich einige die Fahrt zu einer weiter entfernten öffentlichen Klinik nicht leisten können.

Doch die Leute widerstehen der Armut, „von der sie hinterrücks überfallen wurden – aus dem Herzen eines Europa, das sie reich zu machen“ versprochen hatte. Sie tun sich zusammen – und werden zu Helden des Alltags. 

Kleine Helden
von Almudena Grandes
Verlag: Hanser, 2018
320 Seiten, gebunden
Preis: 24 Euro

Foto: © Hanser