Land in Sicht: Verein will missbrauchten Kindern helfen f79 – das Jugendmagazin | 13.04.2019 | Vivian Kern

Der Missbrauchsfall in Staufen hat viele erschüttert. Was sich nach einem Einzelfall anhört, ist verbreiteter als viele denken. 2016 gab es in Deutschland mehr als 12.00 Ermittlungsverfahren wegen sexuellem Missbrauch von Kindern. Auch deswegen gibt es in der Stadt einen neuen Verein, der sich für junge Opfer von Gewalt einsetzt.

Zehn Freiburger haben sich entschlossen, tätig zu werden. Sie haben den Verein „Kinder in Freiburg und Umgebung brauchen Hilfe“ gegründet. „Aufgerüttelt wurden wir durch die aktuellen Missbrauchsprozesse in Freiburg, die ein bislang ungeahntes Ausmaß sexualisierter Gewalt gegen Kinder offenbart haben“, sagt Birgitta Stückrath, eine Vorsitzende des Vereins. Laut Studien wird eines von acht Kindern und Jugendlichen in Deutschland Opfer sexueller Gewalt. Das macht rund eine Millionen minderjährige Opfer.

Ein Prozess gegen den Missbrauch von Kindern zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Die meisten Geschädigten werden erfolgreich aus der Öffentlichkeit herausgehalten. Dennoch brauchen sie Unterstützung. „Wichtig ist, dass sie bei einem Opferhilfsverband angedockt sind, Weißer Ring oder Wildwasser oder Frauenhorizonte, die auch danach eine Nachsorge betreiben kann“, sagt die Freiburger Opferanwältin und Gründungsmitglied des Vereins Katja Ravat.

Sie selbst ist mit Opferhilfsorganisationen vernetzt und versucht Geschädigte in einer dieser Einrichtungen unterzubringen. Diese bieten auch Nachsorge und schauen, ob eine Psychotherapie benötigt wird oder Anträge beim Versorgungsamt gestellt werden müssen. Auch eine Vermittlung zu Therapeuten oder die Überprüfung, ob das zustehende Schmerzensgeld angekommen ist, gehören dazu. „Die Mandanten sagen, dass sie ein Lebenswertes Leben leben“, sagt Ravat.

Kommentar

Nicht nur diese Einrichtungen können etwas tun. Auch Gesellschaft und Politik sind gefragt, um Kinder zu schützen und ihnen im Notfall zu helfen. Von der Devise „nach einer bestimmten Zeit geht das Leben weiter“ sollten wir uns verabschieden. Kritisch ist, dass Geschädigte oft nicht mit ihrem Umfeld über das Erlebte sprechen können. Auch „Mitschulds-Geschichten“ sind falsch. Zu so einer Straftat würden zwei gehören, hört man oft. Das ist oft Ausdruck der Hilflosigkeit anderer unerfahrener Menschen. Die Politik sollte Wege für eine kostenlose Vertretung durch Anwälte ebnen. Das geht bisher nur bei Verbrechern oder bei kleineren Delikten, wenn jemand finanziell bedürftig ist und Prozesskostenhilfe bekommt.

Wer an den Verein „Kinder in Freiburg und Umgebung brauchen Hilfe“ (KiFu e.V.) spenden möchte, kann hier tun: IBAN: DE 92 6609 0800 0006 6360 98 | BIC: GENODE61BBB | E-Mail: kifuev@t-online.de

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