Das Ende einer Ära: Und wo warst du? 30 jahre Mauerfall Kultur | 09.11.2019 | Erika Weisser

Mauerfall cover

Seit geraumer Zeit wirft der 30. Jahrestag der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze mediale Schatten voraus: In der Presse wird das Thema täglich von verschiedenen Standpunkten aus beleuchtet; der Buchmarkt wird von neuen Publikationen geradezu überschwemmt. Bei Herder erschien nun das Buch „Und wo warst du?“.

Darin kommen 23 völlig unterschiedliche Menschen zu Wort, werden Geschehnisse aus deren ganz persönlicher Perspektive interpretiert. Es geht dabei um Insider-Erfahrungen mit der DDR, um Empfindungen im konkreten Moment des Mauerfalls oder auch um Erinnerungen an die Zeit um den Anschluss der „neuen Bundesländer“.

Dass dabei Schlussfolgerungen kontrovers ausfallen, ist nicht verwunderlich: Da setzt sich etwa Ingo Hasselbach, ein längst ausgestiegener ehemaliger Neonazi, mit seinem von Angst bestimmten DDR-Knast-Alltag auseinander. Da erinnert sich Astrid Proll, einst führendes RAF-Mitglied, an ihre Reaktion auf die Nachricht, dass andere inzwischen in der DDR untergetauchte RAF-Mitglieder nun verhaftet worden seien. Und da erzählt ein Günter Henschel, dass er „ab und zu bei Pegida mitlaufe“.

Eine gute Lektion zur jüngsten innerdeutschen Zeitgeschichte – durchaus mit Positionen, die die Leser in Zunickende und Kopfschüttelnde trennen können.

 Und wo warst du? Buch cover Mauerfall

Und wo warst du? 30 Jahre Mauerfall
von Freya Klier
Verlag: Herder, 2019
270 Seiten, gebunden
Preis: 20 Euro