Musikhaus in Warteschleife – OB Horn kündigt „viel bessere Lösung“ an Kultur | 20.03.2020 | Philip Thomas, Lars Bargmann

geplantes Musikhaus in Freiburg

Zahlreiche Freiburger Bands finden keinen Platz zum Proben. Bereits 2018 hatte die Initiative Multicore deswegen ein Konzept für ein Musikhaus vorgestellt. Beherbergen soll es neben 35 Proberäumen auch eine Bühne, Bandwohnungen und ein Tonstudio.Die ursprüngliche Planung bezeichnete Oberbürgermeister Martin Horn unlängst bei der OB-vor-Ort-Veranstaltung im Stadtteil Brühl als „Schnellschuss, den wir später bereut hätten“. Anwesende Multi-core-Vertreter schnitten die Aussagen mit dem Handy mit.

Im Rathaus, erzählte Horn, werde derzeit „eine viel bessere Lösung“ erarbeitet. Klar ist, dass Multicore das noch im Planungsstadium befindliche Gebäude an der Ecke Neunlinden- und Hartmannstraße nicht allein nutzen wird. Es sollen nicht nur Bands, sondern auch Bürgerschaftliches Engagement und ein Bolzplatz auf dem Dach untergebracht werden. Auf dem eingezäunten Bauplatz wächst das Gras derweil immer höher.

Kurz nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums hat die Freiburger Künstlerin Zweatlana angekündigt, die Stadt Richtung Leipzig zu verlassen. „Scheiße“ sei die Situation für Musiker in der Stadt. Es mangle neben Wohnraum und Bühnen auch an Möglichkeiten zum Musizieren. Die Freiburger Indie-Punker The Deadnotes haben ihrer Heimat schon den Rücken gekehrt. „Ich wüsste nicht, wo es in Freiburg gute Proberäume gibt“, sagt Frontmann Darius Lohmüller. Nicht jeder habe das Glück, im Keller seiner Mutter rocken zu können. „Nicht jeder Keller ist automatisch ein Proberaum“, sagte Deborah Ewert von Multicore auf einer Podiumsdiskussion im Februar. Die Not vieler Bands werde in Freiburg von Vermietern „schamlos“ ausgenutzt.

Um zu zeigen, wo die Musik spielt, war in der Runde auch Know-how aus Nürnberg eingeladen. Die in Franken schon 1984 gegründete Musikzentrale umfasst mittlerweile 93 Räume in vier Objekten. Ein knappes Viertel der Kosten, 130.000 Euro, trägt die Stadt. Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag hatte bereits auf einer öffentlichen Diskussion im September um Zeit gebeten. Ein Finanzierungsplan liegt dem Rathaus laut Sprecherin Martina Schickle indes immer noch nicht vor. Planungsrechtlich sei der Bauplatz aber nach wie vor reserviert.

Alternativen sind schwer zu finden. „Es gibt kaum industrielle Baracken in der Stadt, die man umfunktionieren kann“, erklärt Tilo Buchholz von Popsupport Freiburg. Die Musikerdichte sei hoch, die Warteschlangen lang. Auf jeden Proberaum kämen derzeit 60 Bands.

Foto: © Multicore Freiburg e. V.