„Der Gesellschaft etwas zurückgeben“: Ellinor Amini – politische Konzeptkünstlerin Kultur | 17.04.2020 | Arwen Stock

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Die Demokratisierung der Kunst ist ihr wichtig. Ellinor Amini, 27, findet, Kunst sollte nicht nur in Museen, sondern unabhängig von finanziellen Mitteln und Öffnungszeiten zugänglich sein. Ihre Themen sind gesellschaftliche Normen, Frauen und Körper.

Vögel, mit Draht umwickelte, hängen an einem Mobile. Bei genauerem Betrachten erkennt man, dass die Origami-Kraniche aus Seiten von Ellinor Aminis iranischem Reisepass gefaltet sind. Damit greift die 27-jährige Künstlerin als Thema ihre doppelte Staatsbürgerschaft auf. Und die Vögel versinnbildlichen in „Born This Way“ die Freiheit in Deutschland. Die Arbeit sollte in der Jahresausstellung des Kulturkreises Emmendingen zu sehen sein. Nun hofft Amini, dass diese im Spätjahr stattfinden kann.

In Emmendingen aufgewachsen, studierte sie nach dem Abitur zunächst Textildesign, dann Künstlerische Konzeption und Design in Reutlingen. Mit dem Master in der Tasche zog sie im Sommer 2019 zurück in ihre Heimatstadt. Und machte sich selbstständig als Künstlerin und Designerin. Warum sie auf so einen unsicheren Berufsweg wie den des Künstlers setzt? „Weil es aus mir kommt, ich muss das tun“, sagt sie, „ich kann nicht damit aufhören.“

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Das iInszeniertes Fotoshooting „Du steckst nicht in meiner Haut“ der jungen Künstlerin Ellinor Amini.

Ihre künstlerischen Spuren im öffentlichen Raum hat sie bereits hinterlassen: „Hidden Sheroes“ lautete der Titel ihrer Masterarbeit. Auf Ablagekästen der Deutschen Post in Leipzig prangen nun die Porträts von Mascha Kaléko, Elisabeth Mann Borgese, Gertrude Bell, Hilla von Rebay, Clara Schumann und Aenne Burda – stellvertretend für viele weitere Frauen weltweit.

„Ich finde es ungerecht, dass man Frauen nicht mehr weibliche Vorbilder an die Hand gibt“, betont Amini. Auch, dass ihre Protagonistinnen nicht mehr Anerkennung bekommen haben und bekommen, kritisiert sie – ob als Dichterin oder Seerechtsexpertin und Ökologin, Forschungsreisende, Malerin, Musikerin oder Journalistin.

„Ich versuche, Dinge anzusprechen, die oft tabuisiert sind“, betont die junge Künstlerin. In ihrer Konzeptkunst steckt viel Recherche: „Ich bin kein Arzt, ich kann keine Leben retten: Deshalb versuche ich mit der Kunst, der Gesellschaft etwas zurückzugeben.“

Info

www.hiddensheroes.de