Trends auf Kollisionskurs – Neu oder nachhaltig: zwei gegensätzliche Klamottenläden News & Trends | 06.05.2020 | Rebecca Lay, Bianca Bucher  

Secondhand Klamotten

Viele junge Menschen streben nach Individualismus. Trotzdem kaufen die meisten ihre Shirts in Geschäften von H&M, Zara und Snipes von der gleichen Stange. Eine Alternative bietet Maria Schorn: In der Freiburger „Kleiderei“ verkauft sie Secondhand-Klamotten. Das Gegenteil gibt’s bei Fabian Arnolds.Sein Luxus-Laden „Hypeneedz“ in München hat Sammlerstücke im Schaufenster. Damit profitiert er vom Hypebeast-Trend.

Der Trend der „Fast Fashion“ macht es für Mainstream-Marken leichter, Kleidungsstücke noch schneller und billiger zu produzieren. Alle paar Monate gibt es einen neuen Modetrend. Durch Werbung und Social Media spüren viele Menschen das Verlangen, immer etwas kaufen zu müssen, um mithalten zu können. Junge Leute frönen dem Markentrend und Hypebeast-Lifestyle. Ziel ist es, möglichst teure und limitierte Kleidung exklusiver Marken wie Bape, Supreme oder Off-White zu tragen.

Fabian Arnold kennt sich mit Trends aus. Für den 21-Jährigen haben Markentrends zwei Zielgruppen: „Einerseits gibt es Personen, die das Ganze als Statussymbol nutzen. Es gibt aber auch viele, die durch Kleidung etwas ausdrücken wollen. Die Artikel sind stark limitiert und selten, deshalb möchte man eine gewisse Unabhängigkeit und Einzigartigkeit verkörpern.“

Laut Arnold geht es den Käufern weniger um die Qualität der Produkte, sondern um den „Hype“, also wie populär es im Moment ist. „Dieses Segment ist bei mir das A und O, darauf baut bei mir alles auf.“ Zwar hat er auch gehypte Vintage-Artikel. Die seien jedoch nicht sein Kerngeschäft. Der längere Lebenskreislauf eines Kleidungsstücks ist für ihn nur ein netter Nebeneffekt.

Maria Schorn

Auf, aber nicht von der Stange: Maria Schorn verkauft und verleiht Secondhand-Kleidung.

Secondhand findet er an sich gut, kann das aber mit seinem Lebensstil nicht vereinbaren: „Das ist nicht das, was ich präsentieren sollte.“ Mit seinem Business stimme das nicht überein. „Wenn etwas Neues rauskommt, muss ich das auch repräsentieren. Wenn ich dann das Gegenteil mache, schadet das dem Geschäft.“ Natürlich mache er sich Gedanken zum Thema Fair Trade. Jedoch sei es wegen fehlender Transparenz vieler Marken schwer, darauf zu achten.

Ganz anders sieht das Maria Schorn. Die Freiburgerin bietet das Kontrastprogramm zum Hypebeast-Trend und der Fast Fashion. Betritt man ihren Laden wird schnell klar, dass Secondhand keinesfalls altmodisch oder unattraktiv sein muss. Das Geschäft in der Freiburger Innenstadt ist bunt, modern und modisch.

„Ich möchten niemanden verurteilen, der Fast Fashion konsumiert“, sagt Schorn. Sie könne aber manchmal nicht nachvollziehen, wie man sich noch nie damit auseinandergesetzt haben kann. „Das ist mittlerweile ja so präsent und alltäglich“, sagt Schorn. Sie ist überzeugt, dass man sich von dem Besitzanspruch der heutigen Zeit freimachen sollte, um dem stetig wachsenden Konsum entgegenzuwirken. Wer trotzdem nicht auf das Shoppen verzichten möchte, kann auch mit der Secondhand-Welle gehen.

Maria hat ihren Laden aus Überzeugung gestartet. Sie fand, dass Secondhand die Lebenszeit eines Kleidungsstücks ungemein verlängert. Dazu bietet sie in der „Kleiderei“ die Option, über ein Abo-System Kleider zu leihen. Mitglieder können für 29 Euro im Monat vier Teile gleichzeitig ausleihen. Die Kleidung können sie so lange behalten wie gewünscht und beliebig oft austauschen. Zudem können Kunden bei ihr auch ohne Mitgliedschaft einkaufen.

Schorn hat zwar selbst Fast Fashion im Kleiderschrank. Sie sagt aber: „Das wäre total Quatsch, die Teile wegzuschmeißen oder auszutauschen, die ich schon habe.“ Schon mit wenig Aufwand könne viel erreicht werden: Um den eigenen Kleiderschrank nachhaltiger zu machen, empfiehlt sie, Kleidung mit einer Freundin oder einem Freund zu tauschen.

Zudem gibt Schorn den Tipp, dass man lieber weniger Teile kaufen sollte. Sich aber zu hundert Prozent in ihnen wiederfinden und es hegen und pflegen sollte. Das nachhaltigste Teil ist immer noch das, das schon im Schrank hängt.

Foto: © Rebecca Lay